Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
Öffentlichkeit genannt werden wollten. Ab Seite 5 findest du die Berichte über die Begebenheiten nach Teslas Tod, über die Durchsuchung seines Appartements und die Beschlagnahmung seiner Besitztümer. Ich will dabei betonen, dass bei der Razzia entgegen landläufiger Meinungen von Seiten des FBI nichts zurückbehalten oder entwendet worden ist. Dass das FBI geheime Aufzeichnungen über Superwaffen oder Ufos bei Tesla gefunden haben soll, ist blanker Unsinn. Märchen, die auf dem Mist irgendwelcher unverbesserlichen Verschwörungstheoretiker gewachsen sind.
Teslas Sachen wurden damals konfisziert, weil man Angst davor hatte, dass gewisse Unterlagen über etwaige Waffentechnologie in die Hände feindlicher Nationen geraten könnten. Schließlich war Teslas Neffe nach seinem Tod als erster zur Stelle. Er gehörte dem diplomatischen Corps von Jugoslawien an, einem Land, das damals in dem Ruf stand, mit den Russen zu sympathisieren. 1943 war der Zweite Weltkrieg noch im vollen Gange, und die USA mussten verhindern, dass möglicherweise kriegsentscheidende Technologien in die Hände von Spionen gelangten – mochten sie auch noch so hypothetisch gewesen sein. Sie waren gezwungen, der Sache nachzugehen.
Natürlich fachte dieser Umstand den Mythos um Nikola Tesla nur noch weiter an. Verwunderlich ist das nicht, der Mann war ja schon zu seinen Lebzeiten eine Art Popstar der Elektrotechnik. Er besaß viele Kontakte in die High Society von New York und hatte das Talent für große Gesten. Verständlich, dass er die Fantasie so mancher Zeitgenossen beflügelt hat.
Tatsache ist, dass Nikola Tesla ein außergewöhnlicher Mensch und Erfinder war, aber er hatte am Ende seines Lebens Wahnvorstellungen, und in diesen behauptete er, mit Außerirdischen zu kommunizieren und im Besitz eines Todesstrahls und anderer haarsträubender Gimmicks zu sein. Im Alter ist schon so mancher herausragender Geist wunderlich geworden. Sorry, Paul, aber mehr gibt‘s darüber nicht zu sagen.
Teslas verschollene Wundermaschinen sind und bleiben eine Legende, ein Thema, auf dem ein paar unermüdliche Weltverbesserer hängengeblieben sind und damit ganze Foren im Netz bevölkern, aber jeder seriöse Wissenschaftler würde abwinken, wenn er davon hört.
Falls du aber doch noch etwas wissen willst, dann melde dich einfach. Bleib sauber! Und grüß mir deine charmante Assistentin.
Mit den besten Grüßen aus Washington,
George
Der Inhalt der Mail brachte für Ondragon wenig Neues, aber der leicht ironische Ton von George verriet ihm, was dieser von der Angelegenheit hielt. Es war offensichtlich, dass man beim FBI keinerlei Prioritäten mehr auf Tesla und seine Erfindungen verwendete.
Ondragon öffnete die beiden von George angegebenen Links: die Top-Ten der FBI-Mythen und die Akte Tesla im „Vault“. Er las die ersten Seiten, die tatsächlich schwer zu entziffern waren, denn die Kopien waren miserabel und einige der Verantwortlichen hatten saumäßig darin herumgekritzelt. Immerhin bestätigten die Berichte, in denen Zeugen zu Teslas Tod befragt worden waren, nicht nur das, was George zuvor geschrieben hatte, sondern auch das, was Ondragon von Truthfinder erfahren hatte. Der Öffnung von Teslas Tresor hatten sechs Leute beigewohnt: der Neffe, der Wissenschaftsjournalist, ein Laborassistent und drei Hotelangestellte. Darin waren das FBI und der Ufologe sich schon mal einig. Laut FBI-Bericht war es am Ende dieser Neffe, der als Einziger behauptete, dass das Notizbuch vor der Beschlagnahmung noch dagewesen sei. Das konnten jedoch weder Teslas Assistent noch der Wissenschaftsjournalist oder die drei Hotelangestellten im weiteren Verlauf des Reports bestätigten. Für Ondragon fügte sich das Bild langsam zusammen. Mit dem zusätzlichen Wissen, dass sich Teslas Edison-Medaille in der deutschen Junkers befunden hatte, war für ihn klar, dass das FBI mit größter Wahrscheinlichkeit nichts mit dem Verschwinden des Buches zu tun hatte. Alles sprach für die Theorie mit den Nazi-Spionen, so abenteuerlich sie auch klang.
Wie dem auch sei, dachte er angestrengt, wenigstens wurde anhand der Akte „Tesla“ deutlich, dass der Fall vom Bureau aussortiert und zu einer amüsanten Anekdote stilisiert worden war. Was George Hurley betraf, so konnte Ondragon sich darauf verlassen, dass dieser die Wahrheit sagte. Nur was war mit Pandora? Wusste das FBI von dieser Operation des BND? Ondragon glaubte zwar nicht, dass derjenige, der Ritter überfahren hatte, mit
Weitere Kostenlose Bücher