Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
Balkenkreuz der deutschen Wehrmacht erinnerte. Aber was könnte der Unbekannte mit den Nazis zu tun haben? Und dazu noch ein Schwarzer?
Er nahm sein Handy und schaute im Internet die bekanntesten Kreuzsymbole durch. Doch er fand auf die Schnelle keines, das dem Tattoo-Kreuz ähnelte. Er schrieb „WARUM?“ unter seine Notizen und fragte sich, was die Intention des Mannes gewesen sein könnte. Wer war sein möglicher Auftraggeber? Das brachte ihn zu der Ahnung, die ihn überkommen hatte, nachdem Kubicki ihm vom Perpetuum mobile erzählt hatte. Er nahm die Liste zur Hand, die Charlize ihm zusammengestellt hatte. Darin waren sämtliche Industriezweige verzeichnet, die mit Strom, Atomkraft, Gas und Öl zu tun hatten. Umsonst Energie, das konnten solche Konzerne doch nur verhindern wollen. Was, wenn einer von ihnen jemanden beauftragt hatte, das Perpetuum mobile zu finden und zu zerstören? Er las die Namen auf der Liste und hob überrascht die Augenbrauen. Gleich vier der zehn größten Konzerne waren in Frankreich ansässig! Gut möglich, dass sie ihre Finger im Spiel hatten. Nur welcher von ihnen war es? Oder waren es alle zusammen? Ondragon geriet ins Grübeln, kam jedoch zu keiner Lösung und klappte den Notizblock schließlich zu. Er sah auf die Kopien vom Logbuch, die neben ihm auf dem Bett lagen. Vielleicht erfuhr er mehr über den Hintergrund des Unbekannten, wenn er wusste, was der Inhalt des Buches war.
Erwartungsvoll berührte er das Papier. Das Beste hatte er sich bis zum Schluss aufgehoben. Würde sich ihm das Geheimnis gleich offenbaren, oder hielt es ein paar anspruchsvolle Windungen parat? Ondragon spürte, wie sich sein Puls beschleunigte. Das war es, wofür er lebte. Das war seine Religion! Das verhaltene Wispern ungelöster Rätsel.
Plötzlich klopfte es an der Tür, erst ein Mal, dann drei Mal und schließlich wieder ein Mal. Das war das Zeichen, das er mit Charlize vereinbart hatte. Ondragon stand auf und ließ seine Assistentin herein. Sie hatte woanders in der Pyramide Quartier bezogen und vermutlich war ihre Wohnstätte auch ein wenig luxuriöser eingerichtet, da Mylady ja offenbar zur Crème de la Crème der heimischen Mafia-Szene gehörte. Ein wenig zerknirscht bot er ihr das Bett als einzige Sitzgelegenheit an. Zu seiner großen Freude hatte Charlize kaltes Bier und eine Tüte mit wohlriechenden Churrascos dabei. Hungrig stürzte sich Ondragon auf die gegrillten Fleischspieße in scharfer Soße.
„Hm, das war gut!“, seufzte er wenig später und wischte sich die Finger ab. Dann nahm er endlich die Kopien des Logbuches zur Hand. „Und nun lass uns mal sehen, was da so lange auf dem Grund des Meeres gelegen hat!“
„ Hai , Chef!“, sagte Charlize mit einem kleinen Nicken.
Ondragon zog die Stirn kraus. Nanu? Nicht mehr die Mafiabraut? Stattdessen die allzeit dienstbereite Assistentin? Er musterte sie. Spielte sie ihm nur die eifrige Mitarbeiterin vor oder war sie tatsächlich gerne bei ihm beschäftigt? Zumindest hatte er ihr nie angemerkt, dass sie unzufrieden gewesen wäre oder sich von ihm unter ihrer Würde behandelt gefühlt hätte. Charlize war über die Jahre zum heimlichen Herzstück von Ondragon Consulting geworden und er konnte sich nicht vorstellen, ohne sie zu arbeiten. Deshalb erstickte er das schleichende Misstrauen unter einer guten Portion Optimismus und rückte ein wenig näher an Charlize heran. Der Duft ihres Schampoos umschmeichelte seine Nase und er fragte sich, wo sie die Dusche gefunden hatte, die er sich so dringend wünschte. Er war seit 36 Stunden wach und stank bestimmt wie ein Iltis. Zum Glück ließ sich Charlize das in ihrer zurückhaltenden, japanischen Höflichkeit nicht anmerken.
Er schaute auf das erste Blatt, atmete tief ein und konzentrierte sich auf die Handschrift des Verfassers. Sie war gestochen scharf und trat durch Charlizes Bearbeitung tiefschwarz auf dem weißen Hintergrund hervor. Von der ehemals faserigen Beschaffenheit der Logbuchseiten war nichts mehr zu erkennen. Nichts erinnerte mehr an ein Buch.
Charlize legte den Kopf schief, als Ondragon die einzelnen Abschnitte ins Englische zu übersetzen begannen. Auf jeder Seite befand sich eine vorgedruckte Tabelle mit Überschriften. Ondragon hatte so etwas schon mal bei seiner Flugausbildung gesehen. Es waren verschiedene Punkte, die der Pilot vor und nach jedem Flug dort eintragen musste, ähnlich wie bei einem Fahrtenbuch für einen Dienstwagen. Die ersten beiden Seiten hatte der
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