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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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ergriff er ihre Hand, so wie er es immer getan hatte, wenn ein diffuses Gefühl der Angst sich seiner bemächtige. Opfer? Wofür? Was meinte seine Mutter?
    Ava Birgitta Ondragon – oder besser gesagt, die junge Siebzigerjahre-Ausgabe von ihr – beugte sich zu ihm hinab. Ihre roten Lippen waren zu einem harten Strich zusammengepresst. „Weißt du, was ein Geheimnis ist, Paul?“, fragte sie mit dunkler Stimme.
    Ondragons Zunge klebte am Gaumen fest. Er wagte es nicht zu antworten, brachte lediglich ein zaghaftes Nicken zustande.
    „Nun, dies ist ein Geheimnis!“ Ihr Finger stieß in Richtung des Bücherbergs, unter dem Per lag. Sein Bruder hatte ihm das Gesicht zugewandt und grinste sein blutiges Grinsen.
    „Dies ist etwas, das niemals auch nur irgendjemand erfahren darf!“, mahnte seine Mutter. „Verstehst du das, Paul? Niemals! Also vergiss, was du gesehen hast. Vergiss es! Für immer!“
    Ondragon nickte erneut. Er wusste, was ein Geheimnis war. Aber er wusste nicht, dass es sich so böse anfühlen konnte. Seine Augen sprangen vom Grinsen seines Bruders zum rotgeschminkten Mund seiner Mutter. Beide bewegten ihre Lippen, aber der Ton schien nicht synchron zu sein. Nur mit Verzögerung drangen ihre Worte zu ihm durch.
    „Niemals darf jemand davon erfahren!“, sagten sie beide. „NIEMALS!“
    Der kleine Ondragon riss die Hände hoch und presste sie auf seine Ohren. Die unheilvollen, roten Lippen bewegten sich weiter und er schloss die Augen, um sie nicht mehr sehen zu müssen. Doch die Worte schnitten weiterhin tief in sein Bewusstsein.
    „ I know there‘s something going on! ”
    Irritiert öffnete er die Augen …
    … und fand sich in dem dunklen Zimmer auf dem Bett wieder. Über ihm stotterte der Ventilator und neben ihm auf dem Laken sang die empörte Stimme von Anni-Frid Lyngstad aus seinem Handy: „ I know there‘s something going on! “ – Wie recht sie doch hatte!
    Genervt schlug er auf das iPhone und drückte den Anruf weg. Welch wohltuende Stille!
    Mit einem Stöhnen rieb er sich die Augen. Oh Mann, hatte er in dieser Nacht eine Hotline zum Thema „Insomnia“ am Laufen? Es war sechs Uhr in der Früh! Er nahm das Gerät in die Hand und blickte auf das Display. Als sein schlaftrunkenes Hirn registrierte, wer da angerufen hatte, drückte er hastig auf die Rückruftaste.
    „Mr. O, gut, dass Sie zurückrufen! Ich …“ Der Junge, der sich Truthfinder nannte, verschluckte sich vor Aufregung und hustete trocken. „Puh, Verzeihung … ich wollte sagen, dass ich Ihre Mail bekommen und die Daten sicher verwahrt habe, so wie Sie es empfohlen haben. Aber … Mann, ich war neugierig und habe mir die Bilder angesehen. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll … das ist voll krass!“ Die kindliche Stimme am anderen Ende erreichte eine weitere Oktave. Das junge Physikgenie gebärdete sich wie ein Topf mit überkochender Milch. Geduldig wartete Ondragon den Wortschwall ab.
    „Dieses Flugbuch, ist es echt? Wenn ja, dann – heilige Scheiße, Alter – dann stimmt die Theorie mit den Nazi-Spionen, die Tesla bestohlen und ermordet haben, wirklich. Auch wenn mir die andere Version mit dem FBI lieber gewesen wäre, ehrlich. Auch die Flucht von General Kammler in der Junkers 390 ist der Oberhammer! Ich meine, dass die tatsächlich stattgefunden hat … Wow! Ich glaub, da muss ich mich bei einigen Besuchern meines Forums ernsthaft entschuldigen. Mr. O, ich bin immer noch ganz irre davon. Das ist wie Speed, nur besser! Auch dieser Bericht von dem Wissenschaftler, diesem Dr. Schuch. Der ist echt abgefahren!“ Truthfinder stieß laut Luft aus und atmete einmal tief durch.
    Das war Ondragons Einsatz. „Schön, dass Sie den Bericht gelesen haben, Truthfinder“, sagte er freundlich.
    „Das sollte ich nicht, ups, scheiße, ich weiß. Tut mir echt leid. Was machen Sie jetzt mit mir?“ Die letzte Frage klang beinahe ängstlich.
    „Keine Sorge, ich bin Ihnen nicht böse. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nichts anderes von Ihnen erwartet. Aber wieso haben Sie den Text so schnell verstanden? Sprechen Sie Deutsch?“
    „Bitte, sagen Sie ‚du‘, ja? Nein, ich kann kein Deutsch, aber ich habe eine hochwertige Übersetzungs-Software. Die paar Unstimmigkeiten, die sich dabei ergeben haben, konnte ich beheben. Zusammen mit den Fotos von den Wrackteilen der Junkers und dem Inhalt der Kiste gibt es keinen Zweifel mehr an der Korrektheit der Nazi-Theorie.“ Truthfinder klang jetzt wieder mehr wie der junge

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