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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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etwa Angst davor gehabt, Cécile würde ihr nicht glauben oder sie gar auslachen, nein, ihr Grauen ragte in viel tiefere Abgründe hinab. Ihre Mutter hatte auch nicht gelacht. Sie war eine sehr gläubige Frau und wusste, dass ihre Tochter sich diese grausige Geschichte nicht bloß ausgedacht hatte. Für sie war klar, dass ihr Ehemann Etienne Dadou von einem Bokor zu einem Zombie gemacht worden war.
    Ein Schauer durchfuhr Christines Körper bei diesem Gedanken und legte sich wie eine zweite Haut auf ihre Arme. Sie griff nach ihrem neuen Gris-Gris am Hals, blickte wieder zum Grabkreuz ihres Bruders und wünschte sich, daneben noch eines stehen zu sehen … wünschte sich, darauf den Namen Etienne Dadou zu lesen.
    Cécile Dadou hatte nach Christines Bericht nicht lange gezögert und alsbald die Mambo des Dorfes geholt, die in jenen Tagen viel zu tun gehabt hatte, denn überall gab es unzählige Leichen, die ordnungsgemäß bestattet werden mussten. Schließlich wollte niemand, dass einer seiner Liebsten als Untoter zurückkehrte.
    Auch Christines Bruder war nach überliefertem Brauch unter die Erde gebracht worden. Die Befreiung seines Ti-bon-ange, seines Seelengeistes, hatte mehrere Tage gedauert und ihre Mutter die letzten Ersparnisse gekostet. Zuerst war Frédéric entkleidet und mit einer aromatischen Essenz gewaschen worden, deren Zusammensetzung nur die Mambo kannte und die den Körper für einen Schwarzmagier unbrauchbar machen sollte. Dann hatte die Priesterin seine Nasenlöcher und Ohren mit Watte verstopft und den Mund mit einer Kinnbinde fixiert, damit er die beschwörenden Worte eines Zauberers nicht hören und ihm keine Antwort aus seinem Grab geben konnte.
    Aufmerksam hatte Christine die Mambo bei ihren Verrichtungen beobachtet, die währenddessen sanft mit dem Toten gesprochen hatte, als schlafe er lediglich. Wie alle Anwesenden hatte auch sie vor der Zeremonie ihre Taschen geleert und nach außen gestülpt, um zu verhindern, dass der Tote etwas von ihr mit sich in die Unterwelt nehmen konnte und so Macht über sie bekäme. Trotzdem hatte Christine Angst, dass ihr Bruder sie in ihren Träumen heimsuchen würde, auch wenn die Mambo alles tat, um das zu verhindern.
    Ohne Schuhe wurde Frédéric schließlich in den Sarg gelegt – damit erschwerte man ihm die steinige Rückkehr als Untoter zu seinen lebenden Angehörigen. Genauso war es Sinn und Zweck, den Toten auf sehr verschlungenen Wegen zum Friedhof zu bringen und den Sarg, kurz bevor er in das Grab hinabgelassen wurde, noch einmal zu drehen. Das sollte ihn endgültig verwirren und seine Wiederkehr vereiteln.
    Erst als die Erde den Sarg bedeckt und die Grube sich bis zum Rand gefüllt hatte, war die Erleichterung in Christines verkrampfte Glieder geströmt. Frédérics Körper war in seinem Grab und geschützt vor den Machenschaften der Verbündeten des Baron Samedi! Er würde ganz gewiss nicht wiederkommen.
    Christines Vater hatte jedoch kein solches Begräbnis bekommen. Er war nach seinem Verschwinden der Macht eines Bokor anheimgefallen. Dennoch war es nicht zu spät, ihn zu retten. Zusammen mit der Priesterin hatten Christine und Cécile die restlichen Trümmer des Hauses nach dem Leichnam durchsucht. Doch keine Spur von Etienne Dadou. Er musste das Beben „überlebt“ und sich aus dem Schutt befreit haben und wandelte nun immer noch da draußen herum als ruheloser Zombie Cadavre.
    Christine ließ ihren Blick über die violetten Schatten der Berge streifen. Irgendwo dort oben zwischen den Büschen und Felsen verbarg er sich … und beobachtete sie.

7. Kapitel

    07. Februar 2010
    New Orleans, Louisiana
    19.15 Uhr

    Die untergehende Sonne tauchte das French Quarter in bonbonfarbenes Licht, als Ondragon im Royal Sonesta Hotel auf der Bourbon Street eincheckte, einem Vier-Sterne-Grand-Hotel von altehrwürdiger Ausstrahlung und zeitloser Eleganz, das sich die Masse der Hardcore-Partytouristen weitgehend mit seinen saftigen Preisen vom Hals hielt.
    Mit dem Fahrstuhl fuhr er in den zweiten Stock und schloss sein Zimmer auf, das wie erwartet seinen gehobenen Ansprüchen mehr als gerecht wurde. Es war zum Innenhof gelegen und bot mit einer Balkontür zum großen Patio, der sich über dem mit tropischen Pflanzen und einem Springbrunnen geschmückten Atrium erhob, einen perfekten Fluchtweg. Die schmiedeeisernen Balkone im spanischen Stil an der Außenseite des Hotels hätten es auch getan, wären aber kein Schutz gegen den allabendlichen Partylärm von der

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