Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
legte beide Geräte zurück und füllte sein Glas erneut mit Whiskey. Das Klirren der Eiswürfel und der scharfe Geschmack des Getränks beruhigten sein Gemüt, und nach weiteren Schlucken befand er sich ich einer angenehmen Scheißegal-Stimmung. Genau das Richtige, um auf seine Hinrichtung zu warten!
Ein Geräusch ließ ihn die Augen öffnen. Sofort war er hellwach. Ruhig setzte er sich im Bett auf und lauschte, während seine Hand unter dem Kissen nach seiner Waffe tastete. War da jemand an der Balkontür?
Ein schwaches Schaben ertönte von dort, so als probiere jemand, ob die Tür offen war. Leise stand Ondragon auf und schlich zum Fenster. Mit dem Lauf der Pistole schob er den Vorhang ein winziges Stück beiseite, da klingelte sein Handy. Erschrocken fuhr er zusammen und ließ den Vorhang wieder zurückgleiten. Schnell ging er zum Nachttisch und spürte plötzliche Nervosität in sich aufsteigen, als er das Gespräch annahm.
„Ich bin‘s, Strangelove!“, säuselte es am anderen Ende.
Ondragon spähte auf die Digitalanzeige des Weckers. Kurz vor drei Uhr nachts. „Strangelove, das hat aber scheißlange gedauert! Verdammt noch mal, was war denn los? Ist eine Milzbrandepidemie ausgebrochen und das Gerät belegt, oder was?“ Er merkte, dass er seinen Chemiker gar nicht zu Wort kommen ließ und schwieg übellaunig. Als dieser jedoch noch immer nichts sagte, brüllte er: „Jetzt gib mir endlich das Ergebnis, so schlimm es auch sei!“
„Negativ!“
„Scheiße noch mal, was heißt das?“ Ondragon war verwirrt, sein Kopf schmerzte von der wiederholten Überdosis des schottischen Hochprozentigen. Er starrte auf die Flasche. Sie war leer.
„Negativ heißt, die Probe ist negativ, keine Erreger waren darin zu finden, nada , niente , nichts! Sie sind nicht infiziert, Mr. Ondragon! War das deutlich genug?“
„Nicht infiziert!“, wiederholte Ondragon ungläubig und stieß einen erleichterten Jubellaut aus. „Wow, Mann, das ist jetzt aber wirklich mein zweiter Geburtstag – einer von den Unzähligen by the way . Junge, das hast du spitze gemacht! Vielen Dank.“
„Gern geschehen.“ Strangelove klang nervlich angeschlagen, und Ondragon beschloss, den Burschen aufzumuntern, nachdem er zuvor seine schlechte Laune an ihm ausgelassen hatte. „Sind Tausend extra genug, um den Stress, den du hattest, zu kompensieren?“
„Mr. Ondragon, das ist sehr großzügig von Ihnen, aber ich kann das nicht annehmen. Ich habe viel zu lange gebraucht, um das Ergebnis zu bekommen, und habe Sie über die Gebühr im Dunkeln gelassen. Es ging Ihnen bestimmt dreckig deswegen und schließlich habe ich auch meine Philosophie.“
„Und die wäre?“
„Ergebnis und Effizienz!“
„Dann ticken wir ja gar nicht mal so verschieden. Hör mal, ich gebe dir die Tausend als Forschungsgeld, und du versprichst mir, das nächste Mal deiner Philosophie treu zu bleiben, in Ordnung?“ Ondragon spürte, wie das Leben und damit auch die gute Laune in ihn zurückflossen. Der Schatten des Todes war besiegt – ein weiteres Mal. Aber er hatte ihm den Arsch ganz schön auf Grundeis gehen lassen. Ich werde alt, dachte er. Früher hat mir die Nähe des Todes nie etwas ausgemacht.
„Okay, Mr. Ondragon.“ Strangelove nahm den Deal mit hörbar besserer Stimmung an.
„Was hat denn an der ganzen Sache jetzt so lange gedauert?“, wollte Ondragon wissen.
„Der Test an sich dauert nur drei Minuten, aber das Gerät an der Uni war kaputt!“
„Ach, und womit hast du dann die Probe untersucht?“
Strangelove erklärte, er habe einen Freund, der am LAX beim Security Check arbeite. Ihn habe er mit dem entsprechenden Schweigegeld dazu überredet, den Bioflash am Flughafen benutzen zu dürfen. Aufgrund der Milzbrandattentate der vergangenen Jahre verfügte mittlerweile jeder Flughafen in den USA über solch ein Gerät.
„Interessant“, entgegnete Ondragon. „Aber was ist denn nun in der Probe, wenn es kein Anthrax war? Konntest du das herausfinden?“
„Die gesamte Probe ging für den Scan drauf. Es ist nichts mehr übrig, anhand dessen ich prüfen könnte, um was für eine Substanz es sich handelt. Aber wenn Sie mir noch etwas davon schicken, kann ich es untersuchen“, erklärte Strangelove mit neu entflammtem Forschergeist.
Ondragon versprach, dem jungen Chemiker noch etwas von dem Zeug zu schicken, falls er dessen habhaft werden sollte, und verabschiedete sich. Befreit von tausend Tonnen Sorgenfels sank er zurück ins Kissen, und der
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