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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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wichtiger Bestandteil der Rezeptur. Dass ich Ihnen das verrate, ist ein sehr großes Zugeständnis, Monsieur Ondragon. Das tue ich nur, weil Sie mir sonst nicht vertrauen würden mit Ihrer ewigen Skepsis“, erklärte Madame Tombeau und holte einen steinernen Möser hervor, in dem sie die Blätter mit einem groben Pistill zerstieß. Danach vermischte sie den Blätterbrei mit dem Schweinefett zu einer grünlichen Paste.
    „So, ausziehen bitte!“
    Überrascht riss Ondragon die Augen auf. „Verzeihung? Finden Sie nicht, dass das zu weit geht?“
    „Nicht im Geringsten. S‘il vous plaît , Ihr Hemd und Ihre Hose.“
    Mit zusammengebissenen Zähnen tat Ondragon, was die Madame von ihm verlangte und stand wenig später in Unterhose vor ihr. Das war absolut entwürdigend! Zum Glück befanden sie sich im Séparée. Nur schwer ertrug er das unverhohlene Interesse, mit dem die Priesterin seinen durchtrainierten Körper betrachtete, kurz blieb ihr Blick an dem Drachentattoo auf seiner Brust hängen und an den Narben. Dann betrachtete sie seinen Rücken in dem Spiegel, der an der Wand hing.
    „Sie sind ein Marassa ! Habe ich es doch geahnt“, flüsterte sie mit deutlich erkennbarer Ehrfurcht.
    „Ein was?“
    „Das erkläre ich Ihnen später. Kommen Sie.“ Die Madame erhob sich und begann seine Schläfen, Arm- und Kniebeugen mit der Paste zu bestreichen. „Keine Angst, es wird Sie schon nicht umbringen!“, sagte sie stichelnd, weil er zurückzuckte, als sie ihm mit dem Blut ein Kreuz auf die Stirn zeichnen wollte.
    Also ließ Ondragon auch diese Prozedur über sich ergehen und hoffte inständig, dass niemand die Tür zum Séparée öffnen und ihn so sehen würde. Paul Eckbert Ondragon bei einer Voodoo-Séance!
    Nachdem die Madame mit dem Einstreichen fertig war, setzte sie sich an den Tisch, während Ondragon vor ihr stehen blieb. Sie nahm die Phiole in die Hand, aus der sie ein paar Tropfen des Inhaltes auf die Kerze träufelte, und entzündete den Docht. Ein blumiger Duft stieg auf. „Dies ist Ihre Geisterkerze. Ich rufe jetzt den Loa an, dass er Sie mit seiner Energie aufladen solle. Danach müssen Sie die Kerze jeden Tag eine Stunde brennen lassen, bis sie verbraucht ist. Das verhindert, dass der Fluch erneuert wird.“ Sie nahm den seltsamen Zauberstab in die Hand und hob die Stimme: „Bondieu, ich rufe dich an, zerstöre den Spiegel der dunklen Macht, wende ab den bösen Zauber. Gib mir Kraft und schenke Paul Ondragon neues Leben. Madame Brigitte, befreie seine Seele vom Auge des Diab.“ Sie berührte zuerst ihn mit dem Zauberstab an verschiedenen Stellen und danach das Paquet. Anschließend wiederholte sie den Gesang zwei weitere Male, bis Ondragon das Gefühl hatte, dass sich die Worte in seinem Kopf verselbstständigten und zu einem ohrenbetäubenden Crescendo multiplizierten. Ein beinahe schmerzhaftes Ziehen breitete sich in seiner Brust aus, während die Stimme der Priesterin von der Innenseite seiner Schädeldecke wieder zurück zum Innenohr hallte. Der Raum begann sich vor seinen Augen zu drehen. Schneller, immer schneller. Er geriet ins Wanken.
    „Ah, Ihr Ti-bon-ange. Er zeigt sich!“, hörte er die Madame ehrfürchtig durch den Nebel aus schwirrenden Farben und Geräuschen flüstern. „Der Ti-bon-ange ist nun frei, der Diab bezwungen und der Fluch gebrochen.“ Sie berührte ein letztes Mal seine Stirn mit dem magischen Stab. Dann pustete sie die Kerze aus. „Wachen Sie auf!“
    Ondragon kam torkelnd zu sich. Mit beiden Händen suchte er nach einem festen Halt wie ein Mann, der von einem rasenden Karussell abgesprungen war. Er fühlte sich, als hätte er eine Reise in seiner eigenen Gedankenzentrifuge gemacht!
    Madame Tombeau nahm ein Tuch und wischte die Paste und das Blut von seinem Körper. „Sie können sich wieder ankleiden, Monsieur. Ah, un moment !“ Sie nahm den Zauberstab auf, pustete dreimal dagegen und stieß ihn Ondragon in den Bauch.
    „Au! Geht das vielleicht auch nicht ganz so rabiat?“
    Die Madame murmelte etwas und sagte dann: „Ich habe nur eben einen Ihrer zwei Flüche von Ihnen genommen, mit denen Sie heute meinen Laden betreten haben. Es war kein schlimmer Zauber, nicht so gefährlich wie der Zombiefluch, aber er ist geschäftsschädigend für mich.“
    „Für Sie?“ Ondragon schlüpfte zurück in seine Kleidung.
    „Es war eine Musikblockade. Jemand hat einen Bann über Sie gelegt – wann das geschehen ist, kann ich nicht sagen – aber der Bann bewirkt, dass jede

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