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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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der Madame verschaukeln zu lassen. Er wollte gerade zu einer vernichtenden Antwort ansetzen, da fiel ihm der Blick der Priesterin auf. Ihre Augen schienen beinahe von innen heraus zu leuchten.
    „Hören Sie!“, sagte sie mit beschwörend dunkler Stimme. „Ich sehe, Sie glauben mir nicht. Aber dieses Ouanga hat Ihnen ein Bokor geschickt! Er will, dass Sie die Angst spüren. Er hat das Auge des Diab auf Sie gerichtet. Die Spiegelscherbe auf dem Ouanga soll den Teufel anlocken. Sie sind in Gefahr!“ Ohne Vorwarnung griff sie sich das Päckchen und zog ihn am Arm mit sich an der Bühne vorbei, auf der eine weitere Darbietung voodooistischer Tanzkunst aufgeführt wurde. Diesmal von einem fast nackten, muskulösen Jüngling, der sich mit Fackeln die Haut versengte, ohne Schmerz zu spüren.
    Sie gelangten in den hinteren Teil des Salons, von wo aus eine Tür in ein kleines Séparée führte. Madame Tombeau verschloss die Tür von innen mit einem Schlüssel und hieß Ondragon, auf dem bequemen Sofa Platz zu nehmen, während sie das Päckchen samt Puppe und Ouanga in eine Plastiktüte stopfte und unter einen kleinen Beistelltisch warf. Sichtlich aufgewühlt füllte sie anschließend zwei Gläser mit Wasser aus einer Karaffe und bot Ondragon eines an. Als er ablehnte, trank sie ihr eigenes Glas mit gierigen Zügen aus. In der gedämpften Abgeschiedenheit des kleinen Raumes wirkte ihre Nervosität erstaunlich echt und Ondragon fragte sich, ob er tatsächlich in Gefahr war.
    „Was ist so schlimm an diesem Amulett, wenn ich doch nicht daran glaube? Ich dachte immer, Voodoo wirkt nur bei Leuten, die auch fest daran glauben. Dieser ganze Fluch-Quatsch tangiert mich aber äußerst wenig“, versuchte er, die Madame zu einer vernünftigen Erklärung für dieses Theater zu bewegen.
    „Man muss nicht daran glauben! Es wirkt auch so. Wenn die Geister gerufen werden, sind sie da, egal, ob man an sie glaubt. Das ist quasi Gesetz. Oder besser gesagt, es ist eine Urkraft der Natur. Eine kosmische Wahrheit.“
    „Wahrheit?“, wiederholte Ondragon bissig.
    „ Oui c’est ça! “ Sie hob beide Hände in einer bestätigenden Geste. „Und eine Wahrheit ist, dass Sie sich in großer Gefahr befinden!“ Sie zog eine Schublade in einem schwarzen Schränkchen auf und holte verschiedene Dinge heraus. Sie ähnelten sehr dem Zubehör auf der Bühne.
    Ondragon schürzte skeptisch die Lippen. „Was soll das denn werden?“
    „Ein Gegenzauber! Und jetzt halten Sie wenigstens für ein paar Minuten den Mund. Ich werde Ihnen noch erklären, was ich tue. Und vielleicht können wir uns danach endlich einmal vernünftig unterhalten!“
    „Bitte!“ Indigniert sah Ondragon der Madame bei ihren Verrichtungen zu. Der erotische Nachklang, den ihre Tanzdarbietung bei ihm hinterlassen hatte, war längst verflogen.
    Derweil breitete Madame Tombeau ein weißes Tuch auf dem kleinen Tisch aus und arrangierte darauf einen mit Bast umwickelten Stab mit einem Hühnerfuß am Ende, ein winziges, aus Stoff gewickeltes Päckchen mit einer Feder (es war dem „bösen“ Säckchen nicht unähnlich, aber diesmal zweifellos mit positiver Energie geladen, dachte Ondragon ironisch, dem die verwirrende Bezeichnung der Utensilien suspekt war), einen Tiegel mit einem Inhalt von fettähnlicher Konsistenz, eine Phiole und eine weiße Kerze.
    „Das ist mein magischer Zeiger“, die Madame wies nacheinander auf die Gegenstände, „das ein Paquet, das später den bösen Fluch aufnehmen wird, Schweinefett und Schutzöl. Und das hier ist eine handgezogene Kerze, in die ich einen Onyx einarbeite und den Namen des Loas, den ich anrufen werde.“ Sie griff hinter sich an die Wand und drückte einen altmodischen Klingelknopf. Dann nahm sie die Kerze und tat, was sie zuvor beschrieben hatte. Indessen klopfte es an der Tür.
    „Würden Sie bitte aufschließen“, bat sie und reichte ihm den Schlüssel.
    Ondragon öffnete die Tür, und Natalie betrat den kleinen Raum.
    „Was wünschen Sie, Madame?“, fragte sie auf Französisch.
    „Fünf Blätter von der Concombre Zombie und un petit peu von dem Hühnerblut.“
    Natalie nickte und verschwand. Von draußen drangen die hypnotisierenden Trommelrhythmen des Feuertanzes zu ihnen herein.
    Wenige Minuten später, die Madame hatte das Wachswerk an der Kerze vollendet, ging die Tür wieder auf und Natalie reichte ihrer Meisterin die Schüssel mit dem Blut und fünf gezackte Blätter.
    „Das ist frische Datura, Weißer Stechapfel, ein

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