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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Art von Musik sofort beendet wird, wenn Sie den Raum betreten. Ist Ihnen das noch nicht aufgefallen?“
    „Äh, nein.“
    Die Madame lachte. „So war es auch, als Sie vorhin den Club betreten haben. Ich habe Sie beobachtet. Sie kamen herein und die Darbietung war vorbei. Sie denken, es ist Zufall, aber das ist es nicht.“ Sie blickte ihn ernst an. „Ich könnte Sie nie wieder in meinen Club einladen, wenn ich den Bann nicht gebrochen hätte, sonst würden Sie mir sämtliche Vorstellungen verderben!“
    Ondragon kratzte sich am Kopf, der noch immer leicht nachkreiselte. Da war womöglich was dran. Er hob den Blick und sah die Madame unverwandt an. „Können wir reden?“
    „Und ich hatte schon befürchtet, ich würde Sie niemals zur Vernunft bringen.“ Lächelnd deutete sie auf den Sessel ihr gegenüber.
    Nachdem Ondragon sich gesetzt hatte, und zwar psychisch wie physisch, war er bereit, der Madame ein gewisses Maß an Respekt für ihre Profession entgegenzubringen. Er begann ihr von den Videoaufnahmen aus dem Hotel Arizona zu erzählen, auf denen Charlize Kaplan Boličs Wiederauferstehung beobachtet hatte. Er berichtete von dem tölpelhaft hirnlosen Verhalten des Bosniers und dem Mann in Frack und Zylinder. Bei dieser Beschreibung zeigte die Madame eine heftige Reaktion. Wenn sie zuvor lediglich genickt hatte, so sog sie diesmal scharf Luft ein und blickte ihn mit bebenden Nasenflügeln an. Winzige Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.
    „Bondieu, warum haben Sie das nicht eher gesagt! Das war Baron Samedi!“
    Den Namen hatte Ondragon schon des Öfteren gehört. „Der Herr der Friedhöfe?“
    „ Correctement . Er ist der Oberste aller Gèdès, der dunklen Loas, der Götter der Nacht. Man erkennt ihn an seinem feierlich frivolen Auftreten. Er trägt gern Frack, Zylinder und Spazierstock, manchmal auch eine Sonnenbrille und er raucht gern Zigarre. Sein Gesicht ist das eines Totenschädels, bleich und ausgezehrt. Meist spricht er in nasalem Tonfall …“
    „Er spricht?“
    „Ja, wenn der Baron einen Menschen reitet, das heißt, wenn er in der Trance von ihm Besitz ergreift, dann spricht er durch den Mund des Menschen. Der Besessene verhält sich wie der Baron und singt das Lied des Totengräbers. In meiner Heimat ist Samedi ein gefürchteter Gott, doch neben seiner schrecklichen Macht, die er über die Toten hat, ist er auch ein weiser Loa. Es gibt einen Test, um festzustellen, ob derjenige tatsächlich von Baron Samedi besessen wird. Er muss Zuckerrohrschnaps trinken, der mit ätzenden Kräutern versetzt ist. Kein gewöhnlicher Mensch, der bloß einen normalen Ti-bon-ange in sich trägt, kann dieses mörderische Getränk schadlos überstehen.“
    „Mit Ti-bon-ange meinen Sie die Seele eines Menschen?“, wollte Ondragon wissen.
    „Nicht direkt. Es gibt den Gros-bon-ange und den Ti-bon-ange, den großen wie den kleinen ‚Engel‘. Der Große ist die Energie, die einen Menschen am Leben erhält, und der Kleine ist am Ehesten das, was man in Ihrer westlich aufgeklärten Welt als Seele, Geist, Charakter und Gewissen bezeichnet.“
    Ondragon nickte. Das war interessant, das musste er zugeben. Aber er bezweifelte immer noch, dass es Baron Samedi gewesen war, der Bolič vor dem Hotel Arizona in Empfang genommen hatte.
    „Dass Samedi diesen Mann aus dem Hotel mitgenommen hat, wundert mich gar nicht“, fuhr Madame Tombeau fort, als hätte sie seinen Gedanken erraten. „Der Baron gebietet über die Toten, also auch über die Zombies. Der Schwarzmagier muss ihn um Erlaubnis anrufen, wenn er jemanden aus dem Grab holen und zum Zombie machen will. Wo ein Zombie ist, da ist Samedi nicht fern.“
    „Und der Baron kann auch in Erscheinung treten, ohne dass er von jemandem Besitz ergreift und ihn reitet?“
    „ Oui . Er erscheint, wann er will, ob in einem Besessenen oder ohne dessen Hilfe.“
    Weil er mit der Madame keinen Streit über ihre Glaubenszugehörigkeit anfangen wollte, ließ er das so stehen, stattdessen berichtete er von seinem Besuch bei Sylvester Stern und in welchem Zustand er den Mailmanvorgefunden hatte. Selbstverständlich erwähnte er auch den Brief.
    „Haben Sie ihn mitgebracht?“, wollte die Priesterin wissen.
    „Nein. Aber er ist sicher verwahrt.“
    „Es ist Zombiepulver darin, seien Sie vorsichtig damit. Es kann Sie auf der Stelle ins Grab fahren lassen.“
    „Würden Sie mir die Zusammensetzung des Pulvers verraten?“
    „Natürlich nicht, es ist eine geheime

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