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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Wasser.
    Gottverdammter Scheißsumpf! Trockenlegen sollte man dich. Naturparadies? Am Arsch!
    So etwas in der Art hätte er am liebsten laut herausgeschrien und dabei mit dem Wanderstab auf die Wasseroberfläche eingedroschen, doch ihm fehlte die Energie dafür.
    Eine Weile verharrte er auf allen vieren, den Kopf eingezogen, der Atem flach. Sein Herz vollführte aberwitzige kardiologische Kapriolen, unkontrolliert wie die Ausschläge eines Seismografen. Wiederholt wurde ihm schwarz vor Augen und er musste schlucken, doch sein Kehlkopf war wie ein Brocken Zement, trocken und sperrig und groß wie ein Haus. Hilflos keuchte er gegen die Atemnot an, während die Krämpfe in seinem Unterleib zuschlugen wie die unbarmherzigen Fäuste eines Boxers. War es das jetzt? War das das Ende?
    Nein, das war es nicht!
    Mit einer letzten großen Willensanstrengung stemmte sich Ondragon auf die Beine und ging mit hängenden Armen und schlaffem Rückgrat weiter. Platsch, platsch, platsch – das Geräusch seiner Schritte im Wasser, sonst war da nichts. Nur Hoffnungslosigkeit …
    Plötzlich sackte sein rechter Fuß ins Leere, und Ondragon tauchte unter Wasser. Prustend um sich schlagend kam er wieder hoch und sah sich blinzelnd um. Er war in den Bayou gestürzt!
    Paddelnd wie ein ertrinkender Hund rettete er sich an das nahe Ufer und blieb um Atem ringend auf dem Bauch liegen. Die Sonne schlug ihm heiß auf den nassen Rücken.
    Klack, klack!
    Ihre Strahlen klangen mechanisch, so als sende sie ein robotischer Himmelskörper aus.
    Klack, klack! Peitschenschläge wie von einem Automaten. Klack, klack!
    „Dreh dich um!“
    Das war Per. Schon wieder dieser Quälgeist! Er flüsterte ihm direkt ins Ohr: „Dreh dich um!“
    „Ach, lass mich!“, wehrte Ondragon ab. „Ich kann nicht mehr.“
    „Dreh dich verdammt nochmal um, du Weichei!“
    Klack, klack!
    „Scheiße, Per, du kannst einfach nicht aufhören, was?“ Ondragon drehte sich mühsam auf den Rücken, die Augen gegen die peitschenden Strahlen der Sonne geschlossen. „Bist du jetzt zufrieden? Ist es so schöner zu sterben, auf dem Rücken?“
    „Nein! Mach die Augen auf! Los!“
    Klack, klack.
    Ondragon seufzte. Na gut, dann mach ich die Augen auf. Ist jetzt eh egal, ob ich mir auch noch die Netzhaut versenge. Er hob die geschwollenen Lider, aber was er sah, konnte er zunächst nicht einordnen. Ein schwarzes Band schob sich durch sein Gesichtsfeld und blockte die Sonnenenergie ab.
    Klack, klack.
    Das Schattenband gab diese Geräusche von sich. Klack, klack.
    Abrupt hob Ondragon den Oberkörper. Konnte das wirklich sein? Oder gaukelte ihm sein verdorrter Verstand ein Trugbild vor? Er rieb sich die Augen und betrachtete mit geschärftem Blick das schwarze Band.
    Klack, klack.
    Es war der Interstate 10!
    Nicht zu fassen. Er war gerettet!
    Mit Hilfe des Stockes kam er auf die Füße und legte den Kopf in den Nacken. Beinahe majestätisch erhob sich der Highway vor ihm …
    Auf zwanzig Yards hohen Betonpfeilern!
    Diese Erkenntnis trat zwar mit Verzögerung ein, traf ihn aber dennoch wie ein Hammer auf den Schädel. Erschüttert blickte Ondragon auf das Bauwerk. Die Verheißung, die Rettung, der Weg in die Zivilisation. Er war so nah dran … und doch so fern.
    Niedergeschlagen ließ Ondragon die Schultern sacken. Wie sollte er auf diesen beschissenen Betonviadukt hinaufkommen? Die Pfeiler sahen glatt und unnahbar aus, nicht einmal der Weltmeister im Freeclimbing wäre dort raufgekommen.
    Er legte die Hände an den Mund und begann zu rufen. Heiser hallte seine Stimme zusammen mit dem stetigen Klacken, das von den fahrenden Autos verursacht wurde, von der Unterseite der Autobahnbrücke zurück. Es herrschte anscheinend viel Verkehr dort oben, Menschen fuhren vorbei, ohne etwas von ihm zu ahnen. Und hören konnten sie ihn auch nicht. Er gab das Rufen auf und dachte nach. Die Zentrifuge war schon längst außer Betrieb und weigerte sich, in Schwung zu kommen. Er gab ihr einen imaginären Tritt. Stotternd bewegte sie sich vorwärts, blieb aber gleich wieder stehen. Verdammt! Rühr dich, Mistding! Ein weiterer Tritt setzte die Zentrifuge dann doch in Gang. Eiernd und unter quietschendem Protest lieferte sie einige Vorschläge:
    „Pfeiler untersuchen – STOP – muss Wartungsleiter geben – STOP – Leiter finden und hinaufklettern – STOP – Auto anhalten – STOP – um Hilfe bitten – STOP – dir selbst einen Arschtritt geben, um endlich loszulegen – STOP – Gruß, Per –

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