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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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schnalzte mit der Zunge. »Unsere Zentrale. Wirst du bald sehen.« Sie drehte sich nach hinten. »Siehst du den Schal neben dir?«
    »Danke, mir ist nicht kalt.«
    »Könntest du dir damit die Augen verbinden, wenn ich es sage?«
    »Soll das jetzt ein Witz sein? Wozu?«
    »Damit ich dich nicht rausschmeißen muss.«
    »Ist der Wagen doch geklaut?«
    Sie stöhnte. »Darum geht es nicht.«
    »Wirst du gesucht?«
    »Ob ich gesucht werde?«
    »Ja. Hast du irgendwas Illegales gemacht?«
    »Oh ja, etwas Illegales. Das wäre natürlich schrecklich. Etwas zu tun, das gegen Gesetze verstößt.« Fabienne drehte sich nach hinten und ging vom Gas. Sie starrte ihn wütend an. »Entweder du tust, was ich dir sage, oder ich schmeiß dich jetzt hier raus. Dann kannst du sehen, wie du mit deinem Kater weiterkommst.«
    »Okay«, sagte Samuel und hob beschwichtigend die Hände. Er griff nach dem breiten Schal und faltete ihn zusammen. So verbeult, wie er aussah, würde ihn eh keiner mitnehmen, wenn er am Straßenrand den Daumen rausstreckte.
    »Erst wenn ich es sage!«
    Samuel nickte und legte den Schal neben sich. Wahnsinn, wie schnell das Mädchen von freundlich auf autoritär umschalten konnte. Vielleicht färbten die biederen Klamotten auf den Charakter ab.
    »Wenn man etwas verändern will, braucht man einen Plan, sonst bleibt alles beim Alten. Und unser Plan ist im Augenblick noch geheim, deshalb diese Vorsichtsmaßnahme. Ist auch zu deinem eigenen Schutz.« Sie bogen auf eine Landstraße, die schnurgerade durch eine Platanenallee führte. Rechts und links davon erstreckten sich gigantische Felder mit braunen verdorrten Maispflanzen.
    »Biosprit«, bemerkte Fabienne, als sie seinen verwunderten Blick auffing. »Energie aus Nahrungsmitteln. Eine beschissene Idee. Genauso wie die Spekulationen mit Getreide und Reis. Im Kampf um Gewinne ist es einigen Leuten scheißegal, was die Folgen sind. Die großen Konzerne denken nicht an später, nur an die Kohle, die sie jetzt rauspressen können.«
    »Ist der Mais kaputt?«, fragte Samuel.
    Fabienne rollte mit den Augen. »Ja, er ist kaputt «, äffte sie ihn nach. »Ein Schädling hat alle Maispflanzen zerstört. So sieht es in ganz Europa aus. Jetzt können sich die Palmölproduzenten wieder Hoffnung machen. So ist das. Irgendjemand gewinnt immer.«
    »Aber kriegen die Bauern keine Subventionen?«
    »Darum geht es nicht. Es geht darum, dass alles nur noch eine große Industrie ist. Ohne Rücksicht auf Verluste.«
    »Weiß nicht«, sagte Samuel.
    »Was soll das heißen: weiß nicht? Heißt ›weiß nicht‹, dass es dir am Arsch vorbeigeht oder dass es dich nicht betrifft? Dass du über den Dingen stehst oder dein Daddy dir genügend Kohle gibt, um blind durch die Welt zu gehen?«
    »Nein. Schon gut.«
    »Du bist also nicht verwöhnt?«
    »Krieg dich wieder ein«, gab Samuel genervt zurück. Er hatte keine Lust, zu diskutieren. »Hast du mein Handy gesehen?«
    »Müsste auch unter der Decke liegen. Dein Edelteil hat aber, glaub ich, was abgekriegt. Tut mir wirklich leid.«
    Samuel entdeckte es unter dem Rucksack. Das Display war gesplittert und es ließ sich nicht mehr anschalten. Auch das noch.
    »Willst du eigentlich ewig dahinten sitzen bleiben?«, fragte Fabienne. »Das hier ist kein Taxi!«
    »Sorry, natürlich nicht.« Samuel versuchte, zwischen den Sitzen nach vorne zu klettern, aber sein linker Oberschenkel tat höllisch weh. Er schaffte es kaum, das Bein anzuwinkeln.
    »Soll ich jetzt auch noch anhalten?«, schnaubte Fabienne. Von jetzt auf gleich wirkte sie unfreundlich und abweisend. Das lag wohl nicht nur daran, dass er ihr Sandwich aufgegessen hatte. Vielleicht hatte er nicht genug Mitgefühl für die toten Pflanzen gezeigt. Jedenfalls fand er es albern, dass er sich nachher die Augen verbinden sollte. Er hatte weiß Gott andere Probleme, als Demonstranten zu verpfeifen. Bei nächster Gelegenheit würde er sich nach einem anderen Transportmittel umsehen.
    »Kannst du mich bitte am nächsten Bahnhof rauslassen?«, bat Samuel. »Dann ist eure Geheimhaltung nicht gefährdet und du musst dich nicht länger bemühen, nett zu sein.«
    Fabienne ging kurz vom Gas. »So hab ich das nicht gemeint. Bin nur ein bisschen müde.« Sie lächelte versöhnlich. »Momentan fahren keine Züge. Morgen bringe ich dich zum Bahnhof oder wo du sonst hinwillst. In der Zentrale kann ich mich auch besser um deine Verletzungen kümmern.«
    Samuel nickte. Sie durchquerten verlassene Straßendörfer. Nur

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