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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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wenige Menschen waren unterwegs. Kaum Kinder. Bei dem regnerischen Wetter blieben die Leute lieber in ihren Häusern. Wahlplakate flatterten halb abgerissen im Wind. Ein Autohaus hatte man mit Stacheldraht eingezäunt. Fabienne beschleunigte. Nach dem Ortsschild fuhr sie rechts ran. Ein Traktor kam aus einem Rapsfeld gefahren. Samuel drückte die Tür auf, stieg aus und verharrte mitten in der Bewegung, als der Mann im Führerhaus ihn mit hasserfülltem Blick ins Visier nahm. Hätte er eine Knarre gehabt, dann hätte er ihn mit Sicherheit abgeknallt.
    »Willst du da draußen Wurzeln schlagen?«, rief Fabienne. »Ich würde gern heute noch ankommen.«
    Samuel stieg wieder ein. Kaum hatte er auf der Beifahrerseite Platz genommen, gab Fabienne wieder Gas.
    »Hast du den Typen gesehen?«, fragte er.
    »Hat er dich angemacht?« Sie grinste.
    »Er hat mich angeschaut, als würde er mich am liebsten umbringen.«
    »Menschen suchen sich Feindbilder. Sie orientieren sich dabei am Offensichtlichen. An Kleidung und Statussymbolen.«
    »Ach, du aber nicht?«
    »Nein, ich interessiere mich nur für Inhalte.« Sie blickte auf den zerknüllten Schal in Samuels Händen und klappte die Sonnenblende auf seiner Seite nach unten. »Könntest du dir jetzt bitte die Augen verbinden?«
    Samuel seufzte. Fabienne machte das Radio aus, als würde auch das die Geheimhaltung gefährden. Sie half Samuel dabei, das Tuch um den Kopf zu binden. Dafür ließ sie tatsächlich das Lenkrad los und steuerte mit den Oberschenkeln. Der Stoff war weich und duftete angenehm nach Waschmittel. Dennoch war es ein komisches Gefühl, nichts mehr sehen zu können. Blinde Kuh. Das hatten sie immer an seinem Geburtstag gespielt. Der Wagen schaukelte hin und wieder. Vielleicht fuhren sie auf einer unbefestigten Straße oder Fabienne beschleunigte. Das Motorengeräusch war kaum zu hören. Erneut machte das Auto einen Schlenker. Samuel prallte mit der Schulter gegen die Seitentür.
    »Sorry.«
    »Könntest du bitte vor der nächsten Kurve Bescheid sagen, sonst kann ich für nichts garantieren. Und nur weil ich nichts mehr sehe, heißt das nicht, dass du Rennen fahren sollst.«
    »Alles gut.«
    Der Wagen wurde abgebremst. Zu spät. Übelkeit breitete sich in seinem Magen aus. Samuel spähte durch den schmalen Spalt am unteren Rand des Schals auf die Hände des Mädchens. Ihre Fingernägel waren lackiert, der Lack jedoch an einigen Stellen abgeplatzt. Erst jetzt erkannte er, dass die Farbe dunkelbraun war und nicht schwarz, wie er vorhin gedacht hatte. Immer wieder griff sie zu ihrem Handy, das sie in die Mittelkonsole gelegt hatte, als würde sie eine wichtige Nachricht erwarten. Sie bogen erneut ab. Der Schal rutschte etwas nach oben und Samuel sah, wie Fabienne immer wieder in den Rückspiegel starrte, als würde sie jemand verfolgen. Bestimmt hatte sie irgendetwas ausgefressen. Wahrscheinlich hatte sie ein paar Autos angezündet. Das würde er ihr durchaus zutrauen. Sie wirkte sehr tough. Tougher als die meisten Mädchen, die er kannte. Der Wagen bog erneut ab. Der Schal rutschte wieder ganz über die Augen, als sie irgendwo drüberfuhren. Jetzt war es stockdunkel. Fabienne hielt an. »Bin gleich wieder da«, sagte sie und öffnete die Fahrertür. Frische Luft wehte herein. Samuel hatte plötzlich das kitschige Bild einer Sommerwiese vor Augen.
    »Darf ich auch aussteigen?«, fragte er lächelnd.
    »Wozu?«, kam die schnippische Antwort.
    »Weil ich sonst vielleicht auf den Sitz pinkel.«
    »Okay. Schon gut. Ich komm rüber.« Sie öffnete die Tür, zog die Augenbinde fester und führte ihn bis zu einer Stelle, die etwa zwanzig Meter vom Auto entfernt sein musste. Dem Geräusch nach zu urteilen, waren sie über einen Kiesweg gegangen. Jetzt fühlte sich der Untergrund hart an. Der Regen hatte aufgehört. »Bleib hier stehen. Ich hol dich gleich wieder ab. Und lass die Augenbinde dran!«
    »Ja, ja.« Samuel öffnete zögerlich den Reißverschluss. Womöglich hatte sie ihn direkt neben die Autobahn gestellt und gleich würde das Gehupe losgehen.
    »Worauf wartest du?«, hörte er hinter sich Fabiennes Stimme. »Außer ein paar Bienen schaut dir keiner zu.« Er hörte das Klingeln eines Handys. Sie entfernte sich mit eiligen Schritten. Nachdem er fertig war, blieb er stehen und wartete. Keine fünf Sekunden später tauchte Fabienne wieder bei ihm auf. Sie kontrollierte die Augenbinde und führte ihn schweigend zurück zum Wagen.
    »Hast du außer in Frankfurt noch eine

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