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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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ein Festmahl. Er hob einen Kieselstein vom Boden auf und versuchte damit den Burger zu treffen. Daneben! Er war ein lausiger Werfer. Seine Aufgabe bestand darin, hier auf Fabiennes Rückkehr zu warten. Mehr traute sie ihm wohl nicht zu.
    In der Nähe musste es einen Bach geben. Erst jetzt, wo der Wind abflaute, hörte er das leise Plätschern. Er folgte dem Geräusch, zog Badawi hinter sich her und kam an ein natürliches Wehr, das wie das Werk von Bibern aussah und den schmalen Strom in mehrere kleine Rinnsale auffächerte. Badawi zog hinunter zum Wasser. Samuel ging in die Hocke und schlürfte das Wasser vorsichtig und in winzigen Schlucken aus seinen Händen. Badawi war nicht so zurückhaltend. Samuel wollte ihn gerade streicheln, als eine schwere Detonation den Boden erschütterte. Eine Druckwelle erfasste ihn und warf ihn zu Boden, Brandgeruch erfüllte die Luft. Instinktiv ging er in Deckung, schnappte sich Badawi, sprang wieder auf und rannte zurück zum Motorrad.
    Was hatte sie getan? Hatte sie sich in die Luft gesprengt?
    Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass Fabienne etwas mit der Explosion zu tun hatte. Das Paket, natürlich! Wie konnte er nur so naiv sein, zu glauben, dass sich etwas anderes darin befunden hatte als Sprengstoff? Flugblätter. Ja, für wenige Momente hatte er tatsächlich geglaubt – wohl eher gewünscht –?, dass sich in dem Schuhkarton Flugblätter befanden. Aber mit Papier kann man keinen Krieg gewinnen, dachte er bitter. Ein lautes Krachen und Knacken im Unterholz, dann hörte er den Lärm von wuchtigen Motoren. Über den Waldweg rollten Geländewagen der Polizei heran! Samuel legte sich hinter dem Motorrad flach auf den Boden und hoffte starr wie ein trockenes Stück Holz darauf, dass die Wagen wieder abdrehten. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was Fabienne noch alles in ihrem Rucksack hatte. Würden sie ihn jetzt finden, hätte er ein großes Problem, denn wie sollte er erklären, dass er nicht dazugehörte, dass alles ein großer Irrtum war? Er war kein Terrorist. Er war nur ein Abiturient auf der Durchreise.
    Badawi versteifte sich unter seiner Hand und machte einen Buckel. Er schnaufte so schwer wie noch nie. Samuel hob den Kopf und hielt den Atem an. Ein Spürhund, der ihm von hier aus groß wie ein Wolf erschien, zog den Hundeführer direkt in ihre Richtung. Wäre der Hund nicht angeleint gewesen, hätte er die Entfernung zu ihnen, vielleicht dreißig Meter, mit wenigen Sätzen überwunden. Der bärtige Polizist beugte sich hinunter und löste den Karabiner. Samuel meinte sogar, das metallische Klicken zu hören. Einbildung. Das konnte er sich nur einbilden. Ganz real war jedoch das lauter werdende Hecheln. Der Hund rannte nicht. Er schien sich seiner Sache sicher zu sein oder er war darauf trainiert, sich dem Ziel, der Beute, dem Opfer, oder wie man es auch immer nennen wollte, auf diese Weise zu nähern. Selbst einem abgerichteten Hund konnten die Sicherungen durchbrennen, wenn er eine Katze und einen Menschen kauernd hinter einem Busch entdeckte. Das waren zu viele Reize und kein Tier kann seinen Jagdinstinkt vollständig unterdrücken. Vor lauter Überraschung würde der Hund vergessen, dass er den Fund mit einem Kläffen melden sollte, und zubeißen. Vielleicht sollte Samuel aufstehen, sich ergeben, bevor es zu spät war …
    Badawi bevorzugte eine andere Strategie. Der Kater schlüpfte aus seinem Halsband und stürzte dem Gegner entgegen. Sein buschiges Fell, der gekrümmte Rücken und dieses tiefe, energische Fauchen waren selbst für den abgerichteten Schäferhund Grund genug, abrupt stehen zu bleiben. Einen Meter vor Badawi. Unentschlossen. Wollte Samuel wirklich dabei zusehen, wie sein treuer Begleiter von einem Schäferhund in Stücke gerissen wurde? Nur um seine eigene Haut zu retten? Er stemmte seine Hände in den feuchten Waldboden und spannte seine Muskeln an, bereit aufzuspringen und dem Ganzen ein Ende zu setzen, bevor es Badawi erwischte. Doch jemand kam ihm zuvor. Sein Vater sagte immer, dass es für zwei Menschen unmöglich war, zur selben Zeit exakt dasselbe zu tun. Das können nur Maschinen. Sie benötigen allerdings eine exakte Vorschrift, welche Schritte sie nacheinander erledigen müssen. Sie folgen einem festgelegten Weg. Deshalb lässt sich menschliches Verhalten nur schwer in Gleichungen packen. Es bietet zu viele Unbekannte. Und jetzt, in diesem Augenblick, passierte so vieles gleichzeitig, dass es Samuel vorkam, als würde sich die Zeit

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