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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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gewagt hat.«
    »Ja, das finde ich auch.« Vincent ärgerte sich darüber, dass er drangegangen war. »Aber du rufst doch sicherlich nicht an, um mir das zu sagen.«
    »Da hast du wohl recht«, sagte Weinfeld. »Eigentlich wollte ich dir nur mitteilen, dass jemand One ausgegraben hat und als Grundlage für ein Computerspiel benutzt.«
    »Was?«, entfuhr es Vincent lauter als beabsichtigt. »Das ist doch ein Witz, oder? Und dazu noch ein ganz schlechter.«
    »Nein, mein Lieber, es ist die Wahrheit. One ist nicht mehr geheim.«
    Vor dem Aufzug des Clubs stand eine leicht bekleidete Frau mit schneeweißem Geisha-Gesicht. Kaum hatte sie von jedem die Kreditkarte eingescannt und das Gesicht fotografiert, streckte sie ihnen stumm lächelnd eine Schatulle entgegen, in die sie ihre Wertsachen legen konnten. Nachdem die Regierung sämtliche illegalen Nachtclubs geschlossen hatte, hatten die verbliebenen ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Ohne drei Empfehlungen und den richtigen QR-Code gab es keinen Zutritt. Nicht die Volljährigkeit zählte, sondern die Bereitschaft, knapp tausend US-Dollar für eine Partynacht hinzublättern. Im Voraus, Getränke nicht inklusive. Als Pfand-, Zahlungs- und Kommunikationsmittel bekam man ein goldenes Armband mit Club-Logo. Das Design war dem Gehäuse einer Rolex Oyster nachempfunden. Anstelle des Zifferblatts hatte es ein kleines quadratisches Display, das die Beträge, die man für Getränke, Massagen, Wetten und dergleichen ausgab, anzeigte. Der darin enthaltene Mikrochip registrierte auch den Ort, an dem man sich befand, und die Anzahl und Dauer der Blicke, die die anderen Besucher einem schenkten. Dafür waren überall Kameras angebracht, die sich an der Biometrie der Gesichter und den Blickwinkeln orientierten. Wer die Match-Funktion aktivierte, spürte anhand kleiner elektrischer Impulse und Vibrationen, wie groß das Interesse an ihm war. In abgeschotteten Nischen konnte man sich die Gesichter derer anschauen, die mit einem in Kontakt treten wollten, und sie per Knopfdruck um ein Date bitten. Das Treffen fand in einem weiteren Raum statt, der mit Wasserbetten ausgestattet war, die sich unter geräuschdämmenden Baldachinen verbargen.
    Kata legte ihren Arm um Samuels Hüften und küsste ihn. Sie betraten den schwach beleuchteten Lastenaufzug. Die klimatisierte Luft transportierte einen künstlichen, aber durchaus erfrischenden Duft. Zitronenmelisse mit einer Spur Zedernholz. Nicht so süß wie das billige Zeug, das sie in Kaufhäusern verwendeten. Eine andere Asiatin mit wasserstoffblonder Perücke drückte ihnen Cocktailgläser in die Hand. Die Flüssigkeiten darin leuchteten im Schwarzlicht. Ruhiger Jazz-House begleitete die Fahrt in das einundzwanzigste Stockwerk. Samuel erzählte den anderen, was die nächsten Tage auf dem Programm stand. Ein kurzer Zwischenstopp in Deutschland, pünktlich zu seinem achtzehnten Geburtstag nach London und anschließend ein Trip durch Europa. Und vielleicht, dachte Samuel weiter, vielleicht würde ihm die Stadt an der Themse so gut gefallen, dass er dort hinziehen und studieren würde. So gesehen war die Angst seines Vaters, er könne nicht mehr nach Hongkong zurückkehren, berechtigt. Er wollte sich alles offenlassen. Planen war nicht sein Ding. Seit seinem achten Lebensjahr waren sie alle paar Jahre in eine neue Stadt gezogen, wie Nomaden, die für ihre Herde nach den besten Weideplätzen suchten. Ihre Weideplätze waren Versicherungen und Banken, die seinen Vater, das von allen bewunderte Mathegenie, als Berater hinzuzogen. Doch die Zeiten waren vorbei. Jetzt war es an ihm, die Route zu bestimmen.

    »Sie haben aus One ein Spiel gemacht?«, fragte Vincent nach einer halben Ewigkeit. Seine Mundwinkel zuckten leicht, als wüsste er nicht, ob er auf diese Nachricht mit einem Lächeln reagieren sollte oder tiefer Ernst angebrachter wäre. Er schenkte sich einen Cognac ein. Wenn es etwas gab, mit dem er One niemals in Verbindung gebracht hätte, dann mit einem Computerspiel.
    »Wie soll man daraus denn ein Spiel machen?«, fragte Vincent. »Wäre doch viel zu langweilig in der heutigen Zeit, wo Computerspiele wie Actionfilme aussehen müssen.« Er spürte dem Cognac nach, der wärmend seine Kehle hinunterlief und ihn ein wenig entspannte.
    »Wenn man deine, eure, unsere Ideen der neuen, digitalisierten Welt anpasst und sie mit viel Geschick integriert, ist es alles andere als langweilig. Strategie- und Rollenspiel-Apps sind groß im Kommen. Gibt

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