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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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kommt gleich ganz in den Topf.«
    »Man kocht auch die Füße mit?«
    »Die sind doch abgeschnitten, Dummerchen.«
    »Aber hier, die Knöchel sind noch dran! Und diese rosa Haut sieht etwas eklig aus …«
    »Das wird schon, wenn es erst mal gekocht ist!«, meint David zuversichtlich und geht zurück in die Küche, um sich mit dem Huhn auseinanderzusetzen. Ich höre ihn klappern und wurschteln und finde es ziemlich gemütlich. Einmal scheppert es, und er flucht leise. Ich stelle ihn mir zwischen all dem Gemüse vor und muss lächeln. Ich mag es, dass er hier ist. Er passt so gut hierher. Er wirkt in meiner Wohnung nicht wie ein Besucher, er verschmilzt eher mit ihr. Er geht an alle meine Sachen, und ich finde es gar nicht schlimm. – Hilfe, habe ich das gerade wirklich so gedacht? Vielleicht ist das Fieber schuld, dass ich so sentimental drauf bin?
    Während die Suppe kocht, kommt David zu mir ins Wohnzimmer, und wir gucken eine Runde Fernsehen. Meine sentimentalen Anwandlungen von eben versuche ich zu ignorieren. David erzählt ein paar lustige Sachen und hat sich zu mir auf die Couch gesetzt. Ich schäme mich ein bisschen, weil ich so scheußlich aussehe, doch er verzieht keine Miene.
    Dann ist das Meisterwerk vollbracht. Ganz ehrlich, es schmeckt ausgezeichnet! David platzt fast vor Stolz. Ich verschlinge die erste Portion, ohne den üblichen höflichen Smalltalk, und David freut sich umso mehr. Beim Nachschlag schaut er auf sein Handy. Dann isst er ein wenig schneller. Kaum merklich, aber mir fällt es auf. Plötzlich klingelt es an der Haustür. Ich gucke überrascht, David läuft wie selbstverständlich zur Tür und drückt den Summer.
    Es ist Mama! Mit zwei Tüten Lebensmitteln und einem Vorrat an Medikamenten. Sie sorgt sich also doch …
    »Kind, wie geht’s dir?«, fragt sie, nachdem David sich ihr souverän vorgestellt hat.
    »Gut«, krächze ich. »David hat mir Hühnersuppe gekocht.«
    »Ach, wirklich?« Mama wirft ihm einen interessierten Blick zu, und David wird noch ein Stück größer.
    »Und Sie sind ein Kommilitone von Lilly?«
    »Mama!«, sage ich. Sie soll ihn nicht ausfragen.
    »Nein, wir kennen uns über einen gemeinsamen Freund. Ich studiere Biologie und Theologie auf Lehramt.«
    »Ach, wie nett.« Mama scheint zufrieden. Akademiker sind ihrer Meinung nach immer ein guter Umgang.
    »Kind, ich wollte nicht so unfreundlich sein zu Silvester«, sagt sie dann.
    »Schon okay«, antworte ich. »Ich war ja auch nicht gerade nett.«
    Sie setzt sich zu mir auf die Couch und umarmt mich.
    »Werd schnell wieder gesund, kleine Maus! Und wenn was ist, dein Vater und ich sind immer für dich da.«
    »Danke, Mama, das ist so lieb von dir«, sage ich, schon wieder total sentimental.
    »Gut, dann lasse ich euch beide mal wieder allein. Du wirst ja bereits gut umsorgt. Das ist wirklich sehr nett von Ihnen«, sagt sie dann noch zu David.
    »Ach, kein Problem«, meint der bescheiden.
    »Pass auf dich auf! Mami hat dich lieb!«
    »Äh, ja Mama, mach ich!« Dann rauscht sie davon. David guckt wieder auf seine Uhr.
    »Wenn du weg musst, geh nur, ich habe dich sowieso schon viel zu lange aufgehalten.« David guckt ein klein wenig ertappt.
    »Nein, es ist nur …«, setzt er an.
    »Ich finde es sehr schön, dass du hier bist«, sage ich mutig. »Nicht nur, weil du mir geholfen hast, sondern auch, weil es schön ist, dass du mir Gesellschaft leistest.« Oje, das war nicht einfach. Über Gefühle zu reden war noch nie meine Stärke.
    »Lilly, ich …«, setzt er ein zweites Mal an.
    »Ich weiß, mir fällt es auch nicht leicht, so etwas zu sagen. Aber ich meine es ernst.«
    »Lilly, ich muss gleich los, weil ich mich noch mal mit Miriam treffen will. Das ist meine Ex, du weißt schon.«
    So, ich glaube, ich habe mich gerade verhört. Vielleicht bekomme ich ja eine Mittelohrentzündung? Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Ich mache hier nicht den emotionalen Kasper, und er serviert mich ab … Habe ich eigentlich was verpasst?
    »Ich wollte es dir schon vorhin sagen«, entschuldigt er sich.
    »Wie schön für dich.« Ich bin tapfer. Ich lasse mir nichts anmerken. Gefühle sind etwas für Loser, ich wusste es vorher. Wie stehe ich denn jetzt da?
    »Lilly, du hast mich die ganze Zeit abblitzen lassen. Und sie und ich wollten länger schon miteinander reden.«
    Ja, habe ich. Und was sehen wir zum Schluss? Es wäre besser gewesen, ich wäre dabei geblieben. Herzlichen Glückwunsch, Sie ziehen das große Los und

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