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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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nächsten Stunden wird es noch schlimmer. Mein Hals fühlt sich an, als hätte ich ein Stück Stacheldraht verschluckt. Jede Bewegung schmerzt in den Gliedern, und außerdem habe ich Kopfschmerzen, die ihresgleichen suchen. Und mein Kühlschrank ist immer noch leer.
    Ich suche in der Küche nach etwas Essbarem, muss mich aber schließlich mit einer nicht mehr ganz taufrischen angebrochenen Packung Zwiebäcke begnügen, die ich in Marmelade ertränke, damit sie überhaupt nach etwas schmecken. Danach habe ich immer noch Hunger. Ich esse noch zwei Schokoladenweihnachtsmänner, eine Dose Thunfischsalat, der hauptsächlich aus Mais besteht, und trinke eine Kanne Pfefferminztee mit Honig. Ich bin zwar satt, aber lecker ist anders. Meine Taschen packe ich nicht mehr aus. Ich schlafe auf der Couch in meinen Klamotten ein. Der Fernseher läuft die ganze Nacht, und am nächsten Morgen fühle ich mich regelrecht verstrahlt. Mein Kopf glüht immer noch, und meine Medikamente neigen sich so langsam dem Ende zu. Mist!
    Auf meinem Handy habe ich eine neue SMS. Sie ist von David. Er will wissen, ob ich noch lebe. Ich simse ihm »Nein« zurück, und prompt ruft er an.
    »Was hast du mit deiner Stimme gemacht?«, fragt er.
    »Krank«, krächze ich.
    »Och, armes Häschen«, erwidert er eine Spur zu mitleidig.
    »David, dann lass mich doch in Ruhe!« Ich habe keine Kraft für diese Spielchen. Und den Rest meiner Lebensenergie brauche ich heute, um irgendwie vor die Tür zu kommen und meine Versorgung zu sichern.
    »Dir geht’s ja echt schlecht«, meint er plötzlich ernst.
    »Ja!«
    »Brauchst du etwas?« Ja klar, brauche ich etwas! Ich wünsche mir jemanden, der für mich kocht. Der für mich zur Apotheke sprintet. Der mir Tee macht. Und der sich neben mich setzt, und dem es nichts ausmacht, dass meine Nase läuft, ich nicht richtig sprechen kann und nicht gerade aussehe wie frisch aus dem Beauty-Salon.
    »Weiß nicht«, sage ich stattdessen.
    »Was soll ich mit der Antwort anfangen? Brauchst du Hilfe, ja oder nein?«
    »Hm, ich …«, druckse ich herum. Eigentlich brauche ich doch niemanden, oder wie war das noch? »Also, wenn du für mich zur Apotheke gehen könntest?«
    »Sag mir, was du brauchst.«
    Als er auflegt, lasse ich mich erleichtert zurück in die Polster fallen. Wenigstens das Medikamentenproblem ist gelöst. Dann setze ich mich abrupt wieder auf. Oh nein, wie sehe ich aus? Meine Haare sind fettig, und ich bin mir sicher, ich müffele auch sonst aus den Klamotten. Als ich von der Couch aufspringe, wird mir schwarz vor Augen. Ich stütze mich an der Wand ab, in meinem Kopf dreht sich alles, und vor meinen Augen tanzen kleine Lichtblitze. Als es vorüber ist, gehe ich mit langsamen Schritten ins Bad und schäle mich aus meinen Sachen. Oh, wie herrlich kann eine heiße Dusche sein!
    Ich schalte gerade den Fön aus, da klingelt es schon. Eigentlich wollte ich mich noch ein klitzekleines bisschen schminken, aber dafür ist nun keine Zeit mehr.
    »Ach, du meine Güte …«, sagt David, als er über die Schwelle tritt.
    »Frohes neues Jahr«, krächze ich.
    »Danke, dir auch«, grinst er und hält mir die Tüte hin.
    »Hast du den Bon? Ich geb dir das Geld sofort wieder.«
    »Warte …« Er kramt in seinen Parkataschen herum, dann zieht er einen verknüllten Zettel hervor. Ich gebe ihm einen Zwanzig-Euro-Schein und hindere ihn erfolgreich daran, mir die 1 Euro 36 Wechselgeld wiederzugeben.
    »Geh jetzt lieber, du steckst dich noch an«, sage ich, obwohl es mir gut gefallen würde, wenn er mir noch etwas Gesellschaft leisten würde.
    »Ich kriege nie ’ne Erkältung.« Mit diesen Worten zieht David den Reißverschluss seiner Jacke auf. »Ich gucke mir noch ein bisschen an, wie du leidest.« Was würde ich nur ohne David und seine bekannt charmante Art machen?
    »Na toll. Dann macht es dir sicher nichts aus, wenn ich mich wieder hinlege?«
    »Nein, gar nicht.«
    Ich schlurfe wieder Richtung Couch, suche aus meiner Wundertüte die passende Medikation heraus und lege mich nach erfolgreicher Einnahme der Dosis wieder in die Horizontale. David setzt sich mir gegenüber auf einen Hocker. Eine Weile sieht er mir schweigend beim Rumliegen zu, und ich merke, wie er die ganze Zeit überlegt. Fast könnte man meinen, er wolle mir etwas sagen, aber sicher bin ich mir nicht.
    »Tut mir leid, ich kann nicht so viel sprechen, mein Hals tut so weh.«
    »Schon okay. Wenn ich wieder gehen soll, weil du schlafen willst, sag Bescheid.« Ich

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