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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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komplett mit Matratzen ausgelegt. Später hat dann jemand das Licht fast ganz gelöscht, und wir lagen alle da rum. Er hat mich geküsst. Und ich glaube, er war es.«
    Ich höre ihr fassungslos zu. »Wie? Er war es?«
    »Der mir die Hose runtergezogen hat.«
    »Was?«
    »Ja, ich glaube, er war’s. Er hat direkt hinter mir gelegen.«
    »Ihr hattet Sex?«, frage ich ziemlich geplättet. »In einem Raum voller Leute?«
    »Ja, aber mit Gummi.«
    Ach so, das rechtfertigt den Umstand natürlich. »Und du glaubst nur, dass er es war?«
    »Ich hab mich nicht getraut nachzusehen, das wäre uncool gewesen.«
    »Ach so.«
    »Aber deswegen ist man nicht zusammen, oder?«
    »Hm, ich glaube nicht.«
    »Schade«, sagt Simone leise. Dann dreht sie sich auf die andere Seite. Ich bin immer noch baff. Bald höre ich sie regelmäßig atmen. Sie ist eingeschlafen! Echt krass, ich habe ja schon viel gemacht, aber dieses kleine Weib toppt alles.
    *
    Einen Tag vor Silvester bekomme ich Halsschmerzen. Ich wusste es! Tante Angelika, Onkel Jochen und Simone sitzen wahrscheinlich schon in Spanien am Strand, aber die Erkältung hat Simone hier gelassen. Ich versuche noch, mit allerlei Mittelchen meinen Gesundheitszustand in die richtige Richtung zu pushen, aber Fehlanzeige. Die Nacht wird fürchterlich, und ich kann am nächsten Morgen kaum noch sprechen. Ich stehe mit dickem Schal und tropfender Nase in der Küche, und Mama sieht wenig begeistert aus.
    »Dein Vater und ich wollten heute Abend zusammen kochen«, sagt sie.
    Ja und? Warum guckt sie dabei so komisch? Ist »zusammen kochen« bei ihnen ein Synonym für wilden Sex auf dem Küchenboden oder was?
    »Gut, fahre ich eben nach Hause!«, sage ich hoheitsvoll, und mein Hals sticht bei jedem Wort.
    »Nein, bleib hier und leg dich ins Bett. Du kannst nachher was mit essen, wenn du Hunger hast«, lenkt sie ein.
    Ich schlurfe wieder in mein Bett und verschlafe den Rest des Tages.
    *
    Abends habe ich drei neue SMS auf dem Handy. Die erste ist von Julia, die wissen will, wann wir uns treffen. Schande, das hatte ich komplett vergessen! Wir wollten zur Silvesterparty von Tobias’ Bruder. Ich simse ihr mein ganzes Elend und hoffe auf ihr Verständnis. Die zweite ist von Marius, der schreibt, dass er ganz spontan nach Amsterdam fährt, um dort zu feiern. Hm, Holland. In letzter Zeit scheint er sich ganz schon häufig dort aufzuhalten. Ob er etwa doch endlich einen netten Kerl kennengelernt hat? Da werde ich mal dranbleiben.
    Die dritte ist von David. Der Text sagt deutlich, dass er sauer ist, trotzdem will er wissen, was ich heute Abend mache. Darauf antworte ich erst mal nicht, stattdessen dämmere ich weiter vor mich hin, putze meine laufende Nase, und kurz nach sieben bringt Mama mir tatsächlich Essen ans Bett. Ich schmecke allerdings rein gar nichts. Als um null Uhr das Feuerwerk losgeht, liege ich im Bett und schmolle. Was für ein blöder Mist, ich könnte jetzt auf ’ner netten Party sein! Stattdessen sehe ich aus wie frisch von der Seuchenstation entlassen und fühle mich genauso elend.
    Ich vegetiere noch zwei Tage übellaunig vor mich hin, dann hat Mama keine Lust mehr auf meine ungeduschte Anwesenheit, und wir zoffen uns heftig. Sie sagt, ich solle mich etwas zusammenreißen, an einer Erkältung wären höchstens die Indianer gestorben. Ich bin sauer, weil sie mich nicht genug bemitleidet. Sie meint, ich solle erst mal mit mir selber klarkommen, und ich frage sie, was das mit Halsschmerzen zu tun hat. Sie sagt, ich sei unerträglich, weil ich mit mir selbst unzufrieden bin. Ich antworte ihr, dass sie mir lieber ’nen Tee kochen soll, anstatt Psychologin zu spielen. Dann meint sie, ob ich mal überlegt hätte, wie ich andere Menschen behandle. Ich sage ihr, dass ich mich im Gegensatz zu gewissen anderen Personen nicht nur primär mit mir selbst beschäftige. Das Ende vom Lied ist, dass ich wütend meine Sachen in die zwei Reisetaschen stopfe und Hals über Kopf abreise. Wenn ich ehrlich bin, ärgere ich mich ziemlich über die Dinge, die sie mir an den Kopf geworfen hat.
    Was denkt sie eigentlich? Wenn ich will, brauche ich nichts und niemanden. Ist man, wenn es wirklich darauf ankommt, nicht letztendlich immer allein?
    In meiner Wohnung erwarten mich eisige Kälte und ein fast leerer Kühlschrank. Ich drehe die Heizung voll auf und behalte Mantel und Schal so lange an, bis das Wohnraumklima etwas erträglicher geworden ist. Meine Stirn glüht, ich glaube, ich habe Fieber.
    In den

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