Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Zu lange wollte er sich nicht in Idar-Oberstein aufhalten, um den Herbst-Schwestern keine Möglichkeit zu geben, ihm das Leben schwer zu machen.
    »Der Ring. Schön. Er ist alt. Dem Elfenbein nach, das man im vergangenen Jahrzehnt untersuchte, wird er auf das 17 . Jahrhundert geschätzt. Es gibt Legenden um ihm, einige dieser Geschichten sollen sich im Mittelalter zugetragen haben, doch die Schliffform des Opals beherrschte man in Europa damals nicht.« Marna schwenkte ihr Mineralwasser und sah ihn über den Glasrand hinweg an. »Der Stein ist ein Harlekin-Opal, der aus Persien stammt. Sagt Ihnen das was?«
    »Nein.« Konstantin nahm sein Handy und aktivierte die Aufnahmefunktion.
    »Er stammt aus einer kleinen Mine in der Nähe des Berges Ali Mersai, die nicht lange existierte. Die Stollen stürzten mehrmals ein und rissen die Arbeiter zu Dutzenden ins Verderben. So entstand die Sage, dass der Tod und der Sheitan persönlich ihre Hand im Spiel hatten. Sheitan ist das arabische Wort für Teufel.«
    Konstantin horchte auf. »Ich weiß. Ein orientalisches Märchen?«
    »Mehr eine persische Legende.« Sie zog die Mappe mit Ausdrucken, die sie aus ihrem Büro mitgenommen hatte, aus der Handtasche und wählte ein Blatt aus, um das Gedruckte leise vorzulesen …
     
    Von des Todes und des Sheitans Mine
     
    Einst ging ein gieriger Mann, der viel besaß und nach immer mehr trachtete, einen Pakt mit dem Sheitan ein. Er rief ihn zu sich und sprach: »Ich verschreibe dir meine Seele, wenn du mir noch mehr Schätze verschaffst.«
    Und der Sheitan rieb sich die Hände und sagte: »Ausgezeichnet! Ich werde dir deine Mine mit Edelsteinen füllen, auf dass sie nimmermehr ohne Ertrag sei.«
    Und bald darauf holten die armen Arbeiter des gierigen Mannes feuerfarbene Opale aus dem Bergstollen, dass es ein böses Wunder war. Der Reichtum wuchs und wuchs ins Unermessliche. Könige und Kaiser wurden neidisch.
     
    Aber das genügte dem gierigen Mann nicht.
     
    So rief er den Tod zu sich und sprach: »Ich überlasse dir die Leben meiner Söhne und Töchter, wenn du mir noch mehr Schätze verschaffst.«
    Und der Tod rieb sich die Hände und sagte: »Ausgezeichnet! Ich werde dir deine Mine mit Edelsteinen füllen, auf dass sie nimmermehr ohne Ertrag sei.«
    Und es geschah, dass neben den feuerroten Opalen plötzlich noch blaue Opale aus der Erde gebrochen wurden.
     
    Der gierige Mann wurde so reich, dass sich die Herrscher der Welt Geld bei ihm leihen konnten, so viel sie wollten, und er immer noch unendlich viele Münzen besaß.
     
    Dafür starben jegliche Kinder, welche die Frau des gierigen Mannes gebar, sobald sie den Mutterleib verlassen hatten.
    Das grämte die Frau so sehr, dass sie nach dem vierten verlorenen Kinde ins Wasser ging.
     
    Der gierige Mann freute sich, weil er ein Maul weniger zu stopfen hatte, und heiratete auch nicht mehr. Er lebte mit seinen Schätzen in seinen Schlössern und betrachtete allzeit seine Reichtümer.
     
    Doch der Tod erschien dem gierigen Mann. »Du hast mich verraten. Ich gab dir Schätze noch und nöcher, aber du verweigerst mir meinen Lohn. Um dich zu strafen, werde ich dich mit ewigem Leben schlagen. Du wirst alt und älter werden, du wirst Gebrechen und Krankheit erdulden wie alle anderen. Doch du wirst niemals sterben.«
     
    Davon hörte der Sheitan. Er fühlte sich betrogen, weil er die Seele des gierigen Mannes nicht mehr bekommen sollte.
    »Du hast mich verraten«, sprach er. »Dafür belege ich alle Schätze, die aus diesem Stollen entspringen, mit meinem Fluch: Die roten Opale sollen Übel in der Welt verbreiten, auf dass sie niemand mehr haben möchte. Aber die blauen Opale sollen jedem das Leben rauben, der sie findet und trägt.«
    Er verschwand in einer Wolke aus stinkendem Schwefel, fuhr in die Mine und drückte seine Klaue als Zeichen des Fluchs tief in die Wand.
     
    Der gierige Mann wagte es nicht, jemandem davon zu berichten, und ließ die Arbeiter weiter schuften, ohne ihnen etwas vom Fluch zu berichten.
    Doch Übel befiel jeden Mann, der einen roten Opal fand, und der Tod kam zu allen, die einen blauen Opal in den Händen gehalten halten.
    Bald weigerten sich die Männer, in den Stollen einzufahren.
     
    Der gierige Mann geiferte und keifte, er prügelte auf die armen Leute ein und befahl, dass sie ihm neue Schätze ans Tageslicht holten.
     
    Aber die Arbeiter hatten den Sheitan gesehen, wie er durch die Stollen strich und die Wände berührte; und sie hatten den Tod

Weitere Kostenlose Bücher