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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gesehen, wie er seine Sense gegen diejenigen schwang, die nach den Steinen griffen.
     
    Sie packten den gierigen Mann und warfen ihn in den tiefsten Schacht, aus dem er nicht mehr entkommen konnte, und höhnten: »So bleibe bei deinen Steinen und grabe sie selbst aus. Iss sie, wenn du Hunger hast. Wir betreten deine Mine nie wieder. Tod und Sheitan sollen sich andere Opfer als uns suchen.«
     
    Da saß er nun, der gierige Mann, und jammerte. Er rief nach dem Tod, den er betrogen hatte.
     
    Aber der Tod eilte durch die Länder und suchte nach den Trägern der blauen Opale, um sie zu töten.
    Ebenso eilte er dorthin, wo die roten Opale zu Hause waren. Denn es dauerte niemals lange, bis sich an diesen Orten arge Zwiste und heftige Kriege entspannen, bei denen er reiche Ernte in sein Gebeinhaus einfahren konnte.
     
    Nur der gierige Mann sitzt bis heute in der verlassenen Mine, da er nicht gestorben war.
    Sein Heulen durchdringt Mark und Bein der Lebenden, und wer immer verzweifelt genug ist, den Stollen zu betreten, die Mine von Tod und Sheitan, muss wissen, dass sein Leben verwirkt sein muss, wenn er auch nur einen einzigen Opal anfasst.
    »… Soweit die Legende. Ich fand die Geschichte in einem kleinen Büchlein des Hamburger Lichtenberger Verlags und war überrascht, als ich herausfand, dass es diese Mine wirklich gegeben hat. Meine Nachforschungen ergaben, dass sie bereits zwei Jahre nach ihrer Öffnung auf Befehl des Schahs Safi I. im Jahr 1632 geschlossen wurde, der Betreiber beging Selbstmord, die Familie starb verarmt. Die blauen Harlekin-Opale, wie den in Ihrem Ring, schrieb man dem Tod zu, die roten Feuer-Opale dem Teufel.« Marna hatte es sichtlich Spaß gemacht, die Geschichte zu erzählen. Ihr Gesicht erinnerte an das einer Schauspielerin, die in ihrer Rolle aufging.
    Konstantin hätte Marna am liebsten umarmt. Allein für diese Geschichte hatte sich der Besuch in Idar-Oberstein gelohnt. Seine Überzeugung wuchs, es mit einem Schnitterring zu tun zu haben. »Können Sie mir die Legende überlassen?«
    »Kann ich.« Sie trank aus ihrem Glas, und Konstantins Blick fiel unwillkürlich auf ihre roten Lippen. »Da die Mine eine kurze Lebenszeit hatte, sprich eine geringe Fördermenge verbuchte, und das Märchen von Teufel und Tod das Übrige dazu beisteuerte, waren die Opale sehr begehrt. Bald sagte man ihnen die absonderlichsten Dinge nach. Und ja, diese Infos kann ich Ihnen auch geben.« Marna lächelte. »Sie wissen wirklich gar nichts über den Ring.«
    »Nein. Nur, dass er etwas Besonderes ist.«
    »Erwähnte ich seinen Namen schon, den er in der Neuzeit bekam?«
    Konstantin schüttelte den Kopf.
    »Harlekin’s Death.«
    Das ist doch mal ein Statement.
Er hätte den Ring am liebsten aus der Tasche genommen und ihn betrachtet, nach dem eingravierten Totenkopf geschaut – nur anlegen durfte er ihn nicht. Noch nicht. Erst wollte er die ganze Geschichte kennen.
Ich muss Arctander und Thielke dankbar sein, dass sie mich zu Bouler geführt haben. »
Wer hat ihn anfertigen lassen? Wissen Sie mehr?«
    »Aber natürlich, Monsieur Mané. Das ist mein Job. Harlekin’s Death besteht aus verschiedenen Elementen, die der Vanitas-Symbolik zuzuschreiben sind«, erklärte Marna weiter und bestätigte die Bedeutung von Nelken, Elfenbein und Opal, die er schon vermutet hatte. Die nächste Information ließ ihn allerdings staunen. »Die Platte, auf der Opal und Silber aufmontiert sind, besteht aus menschlicher Knochensubstanz. Lord Richard Wenthsworth, der die Fertigung des Rings in Auftrag gab, ließ dazu eine der Reliquien, die dem Evangelisten Markus zugeordnet werden, im Februar 1699 stehlen. Der Ring wurde im gleichen Jahr fertiggestellt. Die Überreste des Evangelisten gab er wieder zurück und tat, als habe er die Räuber gefangen und hingerichtet. So waren sie, die Edlen.«
    »Und dann verschwand der Ring?«
    »Nach dem Tod des Lords, der in York lebte, verblieb der Ring vorerst in der Familie, doch sie wurde von Krankheitsfällen, Morden und Wahnsinn heimgesucht. Der Ring wurde schließlich verkauft und verschwand, bis er bei der Weltausstellung im Jahr 1851 in London wiederauftauchte, deren Prospekt Sie gesehen haben. Er sollte anschließend in einem Museum landen. Doch ein Raub verhinderte das.« Sie deutete auf sein Handy. »Ausschalten.«
    »Wieso?«
    »Sie werden sich die Einzelheiten merken müssen, Monsieur Mané. Ich werde Ihnen bestimmt keine Beweise gegen mich frei Haus liefern.« Marna wartete,

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