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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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als Bouler bereits tot in seinem Wagen lag. Durch meine Hand starb er nicht, das schwöre ich.«
    Sandra rollte mit den Augen und stieß die Luft aus. Ihre Zweifel an seiner Geschichte waren deutlich.
    Marna hingegen sah Konstantin neugierig an. Er schien ihr zu gefallen. »Was halten Sie davon, wenn wir das bei einem Essen besprechen? Sie laden mich ein.«
    Konstantin fühlte sich überrumpelt. Marna mochte anscheinend das Abenteuer, wenn sie bereit war, sich in die Hände eines möglichen Mörders zu begeben. Oder hatte sie Pläne, von denen Konstantin nichts ahnen konnte? »Von mir aus«, sagte er wenig charmant. »Nur wir beide?«
    »Nur wir beide.« Der Blick aus den rötlich grauen Augen legte sich lauernd auf ihn. Sie öffnete ihre weiße Jacke, um ihm zu zeigen, dass sie keine Pistole mit sich führte. Ihre Figur war traumhaft. »Es gibt gute Restaurants in Idar-Oberstein.«
    Konstantin willigte ein. »Aber ich suche es aus.« Er wurde den Eindruck nicht los, dass sich Unheil wolkengleich über ihm ballte, während er mit der hübschen Marna zu Tisch saß und plauderte. Sandra konnte in der Zwischenzeit alles Nötige in die Wege leiten, um ihn auszuschalten und damit den Ring in den Besitz der Schwestern zu bringen. »Sie werden während des Essens nicht telefonieren oder Dinge tun, die mich annehmen lassen, dass Sie mich verraten wollen.«
    Sie nickte, ihr Blick hatte etwas Spöttisches.
    Die unbekannte Marna Herbst war ohne Zweifel gefährlich, aber er blieb bei seiner Entscheidung. Konstantin brauchte dringend Informationen.

[home]
    XIV

    Jünglinge schlummern hin, und Greise bleiben
    Wach. Es schleichet der Tod nun hier, nun dort hin,
    Hebt die Sichel, eilt, daß er schneide, wartet
    Oft nicht der Ähre.
    Friedrich Gottlieb Klopstock, Der Frohsinn
    Idar-Oberstein, Deutschland
    S ie saßen in der
Achatkammer,
einem gutbürgerlichen Gasthaus, in dem es regionale Küche gab. Dunkle Eichenbalken an der Decke, dazu passendes Mobiliar, geweißelte Wände mit eingearbeiteten Halbedelsteinen, kleine Blumensträußchen auf dem Tisch: Die Einrichtung war angemessen, aber nicht eben einfallsreich.
    Konstantin hatte das Gasthaus zufällig ausgesucht, um den Herbst-Geschwistern keine Gelegenheit zu geben, einen Hinterhalt zu arrangieren. Sie saßen möglichst weit entfernt vom Eingang, an einem großen Fenster. Von hier aus hatten sie einen schönen Blick auf die Felsenkirche und die Altstadt darunter mit den Fachwerkhäusern und den zahlreichen Läden, in denen Halb- und Edelsteine in verschiedensten Formen zum Verkauf angeboten wurden.
    Dass keiner der Steine mehr aus Idar-Oberstein selbst kam, wussten die meisten Touristen nicht, wie Marna ihm erzählte. Der Abbau von Achat war vor mehr als hundertdreißig Jahren eingestellt worden.
    Es gab Museen sowie einen Touristenstollen, um einen Eindruck von der damaligen Arbeit zu vermitteln, sowie Schürffelder für Kinder, die dort ausgelegte Halbedelsteine finden und stolz mit nach Hause nehmen konnten. Sogenannte Edelsteincamps boten Jugendlichen die Möglichkeit in den beinahe komplett ausgebeuteten Abraumhalden, mit Werkzeug auf die Jagd nach übersehenen Amethysten, Bergkristallen und Achaten zu gehen.
    Ansonsten lebte die Stadt von der Verarbeitung von Rohsteinen aus aller Welt, trieb an der Börse regen Handel mit den Kleinodien, egal ob unbearbeitet, geschliffen oder in Form von Schmuck. Das lückenlose Angebot vor Ort reichte vom Designer über den Schleifer bis zum Fabrikanten des passenden Etuis.
    Konstantin wählte einen Salat mit geräucherten Forellenfilets, Marna das Angussteak mit Bratkartoffeln. Der Ober schien wegen der Bestellung irritiert zu sein, weil es nach verkehrter Welt aussah. Als er wieder ging, beschloss Konstantin, dass die Zeit für Small Talk vorbei war. »Sie und Ihre Schwester haben einen kleinen Schwarzhandel mit Steinen aufgemacht?«
    Marna blickte Konstantin an und hob ihr Wasserglas. »Auf unser Zusammentreffen, Monsieur Mané.«
    »Auf Sie, Frau Herbst.« Er behielt seinen falschen französischen Namen und Akzent bei. Warum sollte er auch die Wahrheit sagen? Er saß mit einer Hehlerin oder Schlimmerem am Tisch. Seine Anspannung blieb. Er traute dem friedlichen Eindruck nicht, den Marna erweckte. »Dann legen Sie los: Was ist mit meinem Ring?«
    »Das geht mir ein bisschen schnell. Wir sollten uns erst ein wenig …«
    »Nein. Das war die Abmachung: Wir essen, Sie erzählen.« Konstantin sah auf die Uhr. Es war kurz nach sechs Uhr.

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