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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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aufmerksam, die rötlich grauen Augen konzentriert zusammengekniffen.
    Konstantin sah die Spiegelung von dem, was sie betrachtete, in ihren Brillengläsern: Es schienen die aktuellen Aufnahmen des Rings zu sein, dann Zeitungsartikel, die älter waren, kleine Meldungen und größere Berichte.
    Konstantin begann ernsthaft, sich Sorgen zu machen. Da es Berichte über das Schmuckstück gab, nahm er an, dass es sich bei ihm um Diebesgut handelte – das er entspannt in seiner Hosentasche durch den marokkanischen und deutschen Zoll geschmuggelt hatte.
Der Ring wird garantiert gesucht.
Ihm wurde warm.
    Marna brauchte einige Minuten, bis sie fertig gelesen hatte. Anschließend hob sie den Ring an, wog ihn in der Hand und wiederholte die Prozedur, die ihre Schwester schon damit durchlaufen hatte. Zusätzlich holte sie ein Tuch aus der Tasche, wischte das Kleinod gründlich ab, nahm ein anderes Tuch hervor, das einen leicht chemischen Geruch verbreitete, und polierte das Silber. Als Letztes öffnete sie den Mund und biss in das Elfenbein.
    Sehr vorsichtig legte Marna den Ring zurück auf die Tischplatte. »Richten Sie Monsieur Bouler meinen Dank und meinen Glückwunsch zu diesem Exemplar aus.«
    Genug Theater gespielt. Ich fliege ohnehin gleich auf.
»Das kann ich leider nicht.« Konstantin sah die beiden Schwestern an, dann fiel sein Blick auf den Brieföffner, und er langte danach. Er hatte nicht vor, die Herbsts mit der Klinge zu bedrohen, sondern eine mögliche Waffe außerhalb ihrer Reichweite zu bringen. Er wollte Marna auf keinen Fall mit einer Aikido-Technik verletzen, und Sandra … nun ja.
Ein bisschen. Höchstens.
»Monsieur Bouler ist tot.« Gespannt wartete er auf eine Reaktion.
    Die kleinere, dickliche Frau schien von der Eröffnung nicht besonders überrascht. Auch ihre hübsche Schwester machte ein Gesicht, als dachte sie, dass es Zeit geworden war.
    »Was ist passiert?«, fragte Marna nach einem Moment des Schweigens.
    »Eine Schießerei, vor seinem Laden in Marrakesch. Seine Leibwächter sind ums Leben gekommen, er konnte flüchten. Soweit ich weiß, gehört er zu den Toten auf dem Platz Djemaa el Fna. Ich bin kein Kurier. Mir gehört«, er streckte die Hand aus und nahm den Schmuck, »der Ring. Ich bin auf der Suche nach Erklärungen, die sich auf mein Eigentum beziehen.«
    Die Frauen schienen sich durch Blicke stumm abzustimmen. Als sie ihn wieder ansahen, zog Sandra die blassgelbe Jacke des Anzugs leicht auf, darunter kam ein Achselholster mit einer Pistole zum Vorschein, der Sicherungsriemen war geöffnet.
    Diamantenhändler sollte man nicht unterschätzen.
Konstantin setzte sich und legte den Brieföffner weg. Damit wollte er zeigen, dass er es ehrlich meinte und nicht beabsichtigte, sie anzugreifen.
    Schließlich nickte Marna. »Meine Schwester und ich dachten uns, dass etwas nicht mit Ihnen stimmt«, entgegnete sie sachlich, aber ohne das schöne Lächeln vom Anfang. »Wir waren gespannt, was Ihre Aufführung sollte. Ihren echten Namen werden Sie uns wohl nicht verraten?«
    »Nein. Aber ich werde auch
Sie
beide nicht verraten, weder an Ihren Chef noch an Interpol. Mir ist egal, ob Sie gestohlenen Schmuck verkaufen. Was Sie mir zu dem Ring sagen, bleibt unter uns.«
    »Beeindruckend. Sie haben Mut.« Marna zog sich einen Stuhl heran und legte Sandra beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Sie haben sich viel Mühe gegeben und Einfallsreichtum gezeig, um die Spur von Bouler bis zu uns zurückzuverfolgen«, antwortete sie. »Monsieur Bouler ist kein Mensch, mit dem gut Kirschen essen war. Sollte die Nachricht von seinem Tod stimmen, ist es nicht besonders schade um ihn.«
    »Um seine Kontakte schon«, warf Sandra leise ein. »Er hatte Zugriff auf die besten westafrikanischen Rohsteine.«
    Marna ignorierte ihre Schwester, ihr Blick blieb auf Konstantin gerichtet. »Warum sollte ich Ihnen erklären, was es mit dem Ring auf sich hat?«
    »Weil ich Sie darum bat.«
    »Oh, wenn alles im Leben so einfach zu regeln wäre.« Marna sah ihn über den hellgrauen Brillenrand hinweg an. »Da Sie ja der Besitzer sind, können Sie mir sicher den Namen des Rings nennen?« Ihr Ton war fordernd.
    Konstantin entschied, besser bei der Wahrheit zu bleiben. »Nein, kann ich nicht.«
    Marna lächelte. »Sie haben Monsieur Bouler den Ring gestohlen. Denn wenn Sie den Ring gekauft, und damit meine ich
legal
erworben hätten, wüssten Sie doch Bescheid, Monsieur.«
    Schlau, attraktiv und gefährlich.
»Ich habe ihn mir geholt,

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