Oneiros: Tödlicher Fluch
mit Taschenlampen und in leuchtenden Sicherheitsjacken standen auf der Straße und gaben Signale. Nichts ging mehr.
Marna sah ihn an. »Wie heißen Sie wirklich? Und lügen Sie mich nicht an, Mr. Ich-bin-ein-Franzose. Nicht nach dieser Sache.«
»Was …«
»Ihr französischer Akzent war weg, als Sie mir Anweisungen gaben.« Sie schluckte. »Ich habe ja schon viel erlebt, aber
das!
« Marna atmete tief ein und aus, wischte sich über die Augen. »Also?«
Konstantin rieb sich die rechte Hand am Hosenbein ab und streckte sie ihr hin. »Konstantin. Konstantin Korff. Ich bin wie Sie zunächst zufällig in das alles geraten. Den Ring habe ich bei einem Toten gefunden und mitgenommen, wie ich schon sagte. Aber ich konnte nicht wissen, dass er dermaßen begehrt ist.« Es war besser, wenn er die Vorfälle auf den Ring schob.
Alles andere kann sie nicht verstehen.
»Die Frau, Kristin von Windau, ist hinter sogenannten Schnitterringen her. Auch hinter dem Harlekin’s Death. Deswegen fragte ich vorhin nach Ihrem Kunden, der ihn bei Ihnen bestellt hat. Kann sein, dass er von Windau auf mich gehetzt hat. Weil er auf eigene Faust nach dem Ring suchen ließ, ohne Ihr Wissen, Frau Herbst.«
Marna nickte stumm, starrte hinüber auf die B 41 , wo immer mehr Blaulichter aufleuchteten. Seine Hand übersah sie.
Glaubt sie mir? Das war vielleicht ein wenig dünn als Erklärung.
Er senkte den Arm »Wer orderte den Harlekin’s Death bei Ihnen, Frau Herbst?«, setzte er nach.
»Ruben Hoya. Er hat ein Faible für Steine aus der vergessenen Ali-Mersai-Mine. Ich habe ihm bereits vier solche Schmuckstücke beschafft.« Sie drehte den Kopf nicht, verfolgte die Vorgänge auf der Straße.
Er hat vier davon!
»Wo finde ich diesen Hoya?«
»Wozu?«
»Damit … ich …« Konstantin suchte nach einer passenden Lüge. »… den Ring verkaufen kann. Sonst stehen noch alle paar Wochen solche Figuren wie von Windau vor meiner Tür. Ich kann nicht immer eine gute Fahrerin wie Sie dabeihaben. Außerdem will ich ihn kennenlernen. Jemand, der mir wegen eines Rings Mörder auf den Hals hetzt, muss ein spezieller Typ sein.«
»Ich kann das in die Wege leiten. Dann sind Sie diese Sorgen los und eventuelle Geldprobleme auch.« Marna rieb sich übers Gesicht und blickte ihn an. »Was gäbe ich für eine Zigarette, Korff. Und dass ich eine Provision kassiere, ist Ihnen ja wohl klar, oder? Schließlich wäre es eigentlich mein Geschäft gewesen.«
»Klar.« Er zeigte auf die Straße, wo ein Leichenwagen vorfuhr und an der Polizeisperre anhielt, um dann durchgelassen zu werden. »Wird besser sein, wenn ich den Ring loswerde, bevor ich von Windaus Schicksal teile. Sagen Sie Hoya, der Ring wäre ein Familienerbstück, das ich mir von Bouler zurückgeholt hätte und verkaufen möchte.«
Marna schien nachzudenken. Die Geschäftsfrau in ihr kam durch. »Okay. Ich rufe Hoya an und frage, ob er damit einverstanden ist. Aber ich komme mit.«
»Ach?«
»Reine Vorsichtsmaßnahme. Wegen meiner Provision.« Sie klopfte auf die Motorhaube. »Und deswegen. Dank Ihnen, Korff, kann ich meinen TT abwracken lassen.«
»Sie sagten doch, er sei kaputt?«
»Ich sagte, mit dem Motor stimmt was nicht. Abgesehen davon, kommt meine Versicherung sicher nicht für Schäden durch verrückte Ringsammlerinnen auf. Und wir beide möchten vermutlich lieber keine Erklärung zu diesem Zwischenfall abgeben, oder? Das macht für Sie fünfzigtausend extra. Bis dahin weiche ich nicht mehr von Ihrer Seite. Ihre Identität werde ich vorher auch noch überprüfen.« Sie hielt die Hand auf. »Ausweis, bitte.«
Konstantin gab ihn ihr.
Marna erhob sich, ging zum Wagen und zog ihr Handy aus der Handtasche, die hinter dem Fahrersitz lag. Sie machte einige Schritte weg von Konstantin, wählte und führte eine leise Unterhaltung.
Konstantin überlegte derweil, wie er Jester beibrachte, dass er morgen nicht in Frankfurt erschien.
Er sah zu der telefonierenden Marna und musste unwillkürlich an Iva denken.
An die Nacht mir ihr, ihr Lachen, ihr Cellospiel und wie sehr ihm die Blicke fehlten, die sie ihm von der Bühne hinunter zugeworfen hatte. Nur ihm. Für sie und eine Zukunft mit ihr machte er das alles. Für ein Leben ohne den Fluch.
Konstantin erschauerte. Ihm wurde bewusst, wie nah er dem Tod eben gewesen war. Seinem körperlichen Ableben, dem Ende seines Leibes. Hätte von Windau eine Prise mehr Glück gehabt, wäre er zu einem Geist geworden, für die Ewigkeit gefangen. In einem
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