Oneiros: Tödlicher Fluch
Geld wird es schwerer für ihn werden, uns zu entkommen.« Johnny öffnete ein Browserfenster, in dem ein Stadtplan von Zaragoza mit einem kleinen, blinkenden Punkt darauf angezeigt wurde. »Wir haben einen Satelliten mit Gesichtserkennungssoftware gekoppelt und ihn an Arctander gehängt. Die Kameras der Stadt arbeiten jetzt ebenso für uns.«
Konstantin sah auf den leuchtenden Punkt, dachte an Arctanders weißes, eingefallenes Gesicht.
Der wandelnde Tod.
»Auf die Beine, Team. Wir haben einen Anhaltspunkt«, sagte er laut in die Runde.
»Der Helikopter steht bereit«, warf Johnny ein. »Nur das Beste für uns.«
Schon wieder Hubschrauber.
Konstantin richtete sich auf, seine Knie knackten.
Nacheinander erhoben sich die vier Männer und Frauen. Koffer wurden aufgeteilt, und sie verließen das Hotel, stiegen in ein Großraumtaxi und fuhren zum Flughafen.
Konstantin versuchte auf dem Rollfeld nochmals, abseits der anderen, Iva zu erreichen.
Immer noch kein Empfang.
Es ärgerte ihn maßlos, dass die Satelliten nicht in der Lage waren, ein stabiles Signal zu erzeugen. Er schickte eine SMS und hoffte, dass sie bald antwortete.
Konstantin bemerkte, dass von Windau ebenfalls stirnrunzelnd auf den Tasten ihres Smartphones herumdrückte. Madrid schien kein guter Ort für Handys zu sein.
Madrid, Spanien
Thielke schlug die Augen auf, überrascht, noch am Leben zu sein.
Er lag in einem bequemen Bett und blickte an eine stuckverzierte Decke, an der ein Kronleuchter hing. Nicht eben das, was man auf einer Polizeiwache oder in einem Krankenhaus vermutete. Sein angeschossenes Bein brannte etwas.
Seine Zunge war geschwollen, er hatte schrecklichen Durst und fühlte sich benommen. Seine Blutzuckerwerte waren bestimmt beschissen, er brauchte schnell verwertbare Kohlenhydrate, Insulin, Nikotin und einen Cola-Kaugummi, um den widerlichen Geschmack aus dem Mund zu bekommen.
Unter Mühen richtete er den Oberkörper auf, um zu erkennen, wo er sich befand. Seine rechte Hand war mit einem professionellen Verband versehen, und als er das dünne Laken zurückschlug, sah er, dass sein verletztes Bein auf die gleiche Weise behandelt worden war. Scheinbar hatte sich ein Profi um ihn gekümmert.
Thielke betastete sein Gesicht. Die Augenklappe war noch da.
Er wandte sich nach rechts und sah auf dem Beistelltischchen eine Spritze und ein Infusionsbesteck sowie mehrere Ampullen mit Insulin. Ein Glasröhrchen war schon aufgebrochen und benutzt. Man hatte anscheinend schnell erkannt, dass er an Diabetes litt, was dank der Unterlagen in seinem Geldbeutel und einem Notfallanhänger allerdings auch recht einfach war.
Er trug einen cremefarbenen Bademantel, darunter nichts, wie er bemerkte. Er blickte auf eine Doppeltür, die in ein Schloss oder einen Palast gepasst hätte. Durch die Fenster drangen leise Sirenen, die sich entfernten.
Ist das mein goldenes Gefängnis oder was?
Thielke biss die Zähne zusammen und erhob sich, rutschte vom Bett und hüpfte auf einem Bein bis zu einem Fenster, wobei er Stühle, Tisch und Kommode als Stütze nutzte.
Durch das Glas blickte er auf die RICO -Bank, vor der er sich die Schießerei mit den Unbekannten geliefert hatte. Polizeifahrzeuge standen umher, Markierungsfähnchen übersäten die Straße, um leere Patronenhülsen anzuzeigen, und Mitarbeiter der Spurensicherung stiefelten in weißen Schutzanzügen um die sechs Leichen herum.
Um die weiträumige Absperrung drängten sich Kamerateams, Reporter schossen aus den Fenstern der umliegenden Hochhäuser Bilder. Es gab nur einen Ort, von wo aus er so einen Ausblick hätte: die Villa Hoya!
In diesem Moment öffneten sich die Türen hinter ihm.
Thielke sah über die Schulter und erkannte Carola Hoya, die ein kurzes, weißgraues Kleid sowie dazu passende Lederhandschuhe trug. Das schwarze Haar hatte sie zu einem langen, dünnen Zopf geflochten. »Ah, Señor Thielke! Schon aus dem Bett? Sie sind kräftiger, als ich annahm.«
Er drehte sich mit kleinen, hopsenden Bewegungen um und setzte sich auf die Kommode. »Dass ich alter Sack im Bett einer schönen jungen Frau aufwache, hätte ich nicht gedacht«, erwiderte er mit einem Grinsen.
Sie lächelte abgeklärt. »Ich bin nicht wirklich jung, Señor Thielke, und es ist auch nicht mein Bett.
Darin
werden Sie weder einschlafen noch aufwachen, das kann ich Ihnen versprechen.« Carola blieb zwei Meter von ihm entfernt stehen. »Mein Vater und ich würden gerne wissen, was vor sich geht. Aus diesem Grund habe ich
Weitere Kostenlose Bücher