Oneiros: Tödlicher Fluch
Fragen und bin neugierig auf Ihre Antworten.«
Von Windau blickte ihn nicht an. »Neugier ist meines Erachtens der Auslöser für Erfindungen und Katastrophen«, entgegnete sie ruhig. »Sind Sie Erfinder, Korff?«
»Man hat Ihre Leiche aus der Nahe gezogen. Wie …?«
Sie lächelte kaum merklich. »D-d-das war ich nicht. Sie haben eine Selbstm-m-mörderin aus dem Fluss gefischt, die sie irrtümlich für die Fahrerin h-h-hielten. So entstehen Falschmeldungen.« Von Windau nahm ein Röhrchen mit Tabletten aus der Tasche. Zwei weiße Pillen landeten in ihrem Mund.
Eine Falschmeldung.
Konstantin hätte sie zu gerne gepackt und geschüttelt, sie geschlagen und sich auf diese Weise für die Aktion in Idar-Oberstein bedankt. »Warum sind Sie hier? Was macht Sie so besonders?«
Langsam hob sie den gesunden Arm und legte ihn an die Nasenwurzel. »Ich würde es Ihnen zeigen, Korff. Aber dann w-w-wären Sie tot.«
Er lachte auf. »Oh, Sie können mit Gedanken töten!«
»Nicht ganz. Mit Hirnwellen.« Von Windau antwortete leise, ohne einen Anflug von Ironie. Ihr Stottern war verschwunden, die Pupillen wirkten dafür mikroskopisch klein.
»Erklären Sie mir das.«
Sie schwieg mehrere Sekunden, bevor sie entgegnete: »Muss ich nicht, Korff. Sie würden es sowieso nicht verstehen. Es hat etwas mit uns zu tun, mit dem Schlaf, mit den verschiedenen elektrischen Wellen, die im Gehirn entstehen und die den Schnitter anziehen wie Blut einen Hai. Und mit meiner Insomnie.« Die braunhaarige Frau wandte den Kopf langsam zu ihm. In ihren Augen lag Verachtung und Hochmut. »Sie haben sich für die Toten entschieden, ich für die Lebenden und das Leben.«
»Jagen Sie deswegen nach Todesschläfern?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
»Ich weiß, dass Sie dazu neigen, Angehörige unserer Art verschwinden zu lassen. Das hatten Sie auch mit mir vor, habe ich recht? In Leipzig. Und in Idar-Oberstein.«
Sie ließ sich von seinem drohenden Ton nicht beeindrucken. Ihre Haltung blieb entspannt, der Arm hing locker an ihrer Seite herab. Sie zog die Nase leise hoch und erwiderte nichts.
»Johnny, komm doch mal bitte zu mir«, sagte er. Der MI 6 -Agent erschien gehorsam neben ihm. »Wie genau lautet unser Auftrag?«
»Bent Arctander ausfindig zu machen und auszuschalten«, antwortete er augenblicklich. »Entweder mit einer Kugel oder mit Hilfe der Baronesse.«
»Okay.« Konstantin konnte sich nicht vorstellen, dass von Windau freiwillig an der Unternehmung teilnahm. Vermutlich erpresste Jester sie, oder es gab einen geheimen Deal.
Straffreiheit gegen die Freilassung der Verschleppten.
»Wie lautet der Plan?«, fragte er Johnny.
»Wir warten im Hotel, bis Mister Darling sich bei dir meldet. Danach ziehen wir los. Wohin auch immer uns die Mission führen wird.«
»Gibt es Hinweise?«
»Arctander scheint sich noch in Spanien aufzuhalten. Mehr weiß ich nicht. Wir überwachen sämtliche seiner Decknamen und Konten. Es kann nicht mehr lange dauern, bis er einen Fehler macht. Zusammen mit dir schaffen wir es, den Narko zu schnappen.«
Konstantin nickte und dachte an die Konsequenzen, die eine Fehleinschätzung des Narkoleptikers haben konnte. »Schön. Warten wir.« Er zeigte auf eine leere Sitzgruppe, und das Team ging los, um die Sessel zu okkupieren.
Strong schleppte diverse Koffer und plazierte sie neben sich, dann holte er ein Buch hervor. Johnny nahm eine Computertasche und holte einen Laptop hervor, klappte ihn auf und arbeitete daran. Von Windau las eine Zeitung, und Miller suchte ein Smartphone aus ihrer Jacke, schien Nachrichten zu studieren.
Der Einzige, der nichts mit der Wartezeit anzufangen wusste, war Konstantin. Er holte sein Handy hervor und entdeckte die alte Nachricht von Iva.
Ruf mich an!
Daher wählte er ihre Nummer und erhob sich, um sich von den Todesschläfern zu entfernen. Kristin behielt er im Blick, damit sie sich ihm nicht unbemerkt näherte und von Iva erfuhr.
Es klingelte mehrmals, dann ein Knacken. »Ja?«
Ihm wurde sofort heiß, sein Blutdruck stieg, als er ihre Stimme hörte. »Hi, Iva. Hier ist Konstantin. Ich wollte mich …«
»Hallo?«, rief sie. »Ich verstehe Sie nicht?«
Die spanischen Satelliten schienen der Meinung zu sein, dass sie nicht zusammenkommen sollten. »Iva, ich bin’s, Konstantin. Ich kann dir nicht alles am Telefon erklären …«
»Hallo? Wer ist denn da?«
Es ist zum Kotzen.
Konstantin wäre am liebsten durch die Leitung gekrochen, zu ihr nach Leipzig, um sie zu
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