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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sie sind nur noch am Leben, weil Sie nicht da waren. Sagt Ihnen die Bezeichnung Todesschläfer etwas?«
    Sastre blieb bemerkenswert gelassen und richtete ihren Blick auf Arctander. »Was hat Ihnen Auro über mich gesagt?«
    »Dass Sie den Tod sehen … und …« Der Narkoleptiker stockte. »Dass Sie mit ihm reden können.« Er nahm ihre Hand, sein Herzschlag schnellte auf hundertzweiundachtzig. »Ich … bitte! Sie
müssen
mit ihm reden! Ich will diesen Fluch loswerden und ein normaler Mensch sein.« Die Verzweiflung verzerrte sein müdes Gesicht, Tränen sprangen über den Lidrand und rollten über die stoppligen Wangen. »Ich will ohne Angst einschlafen, ich will uninteressant sein, Professorin. Ich will … zurück in mein Leben, nach Idre sameby, und …« Er brach in hemmungsloses Schluchzen aus. »Es sollen keine Menschen mehr wegen mir sterben«, sagte er keuchend. Sein Puls hatte sich bei hundertneunzig eingependelt.
    Konstantin wollte zunächst einhaken, doch er schluckte schwer. Er fühlte mit Arctander, dessen Wünsche seine eigenen waren. Die Verzweiflung des Mannes war eindrücklicher als alles, was Konstantin noch hätte sagen können.
Und ich sehe ihr an, dass sie genau weiß, wovon er spricht.
    Sastre hob einen Arm und legte behutsam ihre Hand auf seine. »Sie sind ein sehr, sehr verstörter Mann, Señor.«
    Arctanders Augen wurden vor Überraschung größer. »Aber … das ist nicht erfunden!«
    »Ich habe Kollegen, die Ihnen helfen können.« Sastre lächelte und trat einen Schritt zurück. Konstantin achtete auf ihre Bewegungen. »Sicherheitshalber verschreibe ich Ihnen eine Kleinigkeit zur Beruhigung. Etwas Homöopathisches. Damit kann man nichts falsch machen.« Sie begab sich an ihren Schreibtisch und zog eine Schublade auf. »Ah, hier habe ich noch eine Packung Zincum metallicum. Geben Sie davon …«
    Arctander sprang auf. »Es ist nicht erfunden!«, schrie er, außer sich vor Verzweiflung, und eilte auf sie zu. Die Kabel lösten sich von den Sonden und schnellten davon. »Professorin, ich …«
    »Warte, Bent!« Konstantin hielt ihn davon ab, sich auf die Frau zu stürzen. Sastre verleugnete ihre Gabe, und dafür gab es sicher einen Grund. Einen anderen, als dass sie schlicht und einfach keine Gabe besaß. Vielleicht glaubte sie ihnen nicht, oder sie hatte in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht.
Sie fürchtet, dass ihr das Gleiche zustößt wie Auro!
»Hören Sie, Professorin. Was immer Sie an Beweisen verlangen, dass zwei Todesschläfer vor Ihnen stehen, wir erbringen sie«, beschwor er sie.
    Sastre richtete ihre graublauen Augen auf ihn. »Sie brauchen anscheinend das gleiche Mittel wie Ihr Freund«, erwiderte sie kühl und reichte ihm einen Zettel, auf den sie ein paar Namen geschrieben hatte. »Das sind gute Psychiater. Sie beide gehen jetzt besser.«
    Arctander wollte mit einem Schrei über den Tisch hechten, schaffte es jedoch nicht, sich von Konstantin loszureißen.
    Plötzlich erschlaffte sein Körper und wurde weich wie Gummi, er brach zusammen. Seine Augen schlossen sich, der Kopf sank auf die Brust.
    Nein, nicht hier! Nicht mitten in Barcelona!
»Professorin, er hat einen Anfall«, rief Konstantin panisch und legte Arctander auf den Teppichboden. Bent schlief bereits und beschwor den Schnitter herauf.
Er wird tausendfaches Sterben bringen. Sastre wird es als Erstes erwischen.
Die lange gehegte und zum Greifen nahe Hoffnung geriet in Gefahr. Ihm wurde heiß, und er schwitzte.
    Schon erklang das bedrohliche Knistern.
    Ich darf das nicht zulassen. Ich habe ihn nach Barcelona gebracht, ich bin hierfür verantwortlich.
Konstantin sah sich nach einem schweren Gegenstand um und entdeckte nichts, gar nichts.
Wenn ich ihn nicht ohnmächtig schlagen kann …
Er stieß einen hilflosen Schrei aus und langte auf den Schreibtisch, wo er eine Papierschere packte
. Meine Schuld!
Er hob die lange, stumpfe Klinge mit beiden Armen über den Kopf, um kraftvoll zuzustoßen. Durch die Brust, ins Herz.
Ich muss ihn …
    »Warten Sie!« Sastre senkte die Lider und legte beide Hände gespreizt auf die Tischplatte. Ihre Lippen formten tonlos Worte, ihr Körper war stocksteif und der Oberkörper kerzengerade aufgereckt.
    Und das leise, helle Krachen endete!
    Wie … geht das?
Konstantin erhob sich und beobachtete, was die Professorin tat. Sie sprach ohne Stimme, gelegentlich erklang ein sanftes Flüstern aus ihrem Mund.
    Eine Minute verstrich.
    Konstantin wusste nicht, was er

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