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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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unternehmen sollte. Er sah zwischen dem Narkoleptiker und der Ärztin hin und her, schaute zur Tür und hoffte, dass niemand hereinkam.
    Weitere sechzig Sekunden vergingen, in der ihre Lippen in einem fort unhörbare Worte formulierten.
    Konstantin war fasziniert, gebannt, Schauer liefen ihm über den Rücken. Er bildete sich ein, einen schwachen Blumengeruch wahrzunehmen.
Lilien. Wie passend.
Er fragte sich, ob sie das Phänomen auslöste oder ob sich Arctanders Fluch veränderte.
    Schließlich wich die Spannung aus ihr, und sie sackte keuchend auf die Platte.
    Im gleichen Moment öffnete Arctander die Augen, ächzte und sah sich orientierungslos um.
    Konstantin half ihm auf die Beine und schaute Sastre an. »Was … haben Sie gemacht?«, sprach er mit belegter Stimme.
Sie kann es! Sie kann es wirklich. Sie hat dem Schnitter Einhalt geboten!
    Die Professorin hustete und richtete sich unsicher auf, wankte zu einem Schrank und öffnete ihn. Darin standen Mineralwasser- und Wodkaflaschen. »Jetzt verstehe ich, warum Massimo Sie zu mir schickte.« Zuerst trank sie zwei große Schlucke Alkohol, danach von dem Wasser. »Er kennt Sie beide sehr gut«, sagte sie leise.
    »Der … Tod?«, vergewisserte sich Konstantin.
    »Ja. Und er hasst Sie. Er hasst vor allem Arctander so unglaublich, wie ich es noch nie erlebt habe.« Sie schüttete noch mehr Wodka in sich, stützte sich mit einer Hand am Schrank ab. »Nie«, raunte sie und schauderte. »Nie zuvor. Massimo hätte nichts gegen die Wut ausgerichtet.«
    Konstantin brachte Arctander zu einem Sessel und ging zu ihr. »Was haben Sie mit dem Schnitter besprochen?«
    Sie war aschfahl und setzte die Flasche wieder an die Lippen. »Ich
spreche
nicht mit ihm. Ich beschwichtige ihn.«
    »Das heißt, er ist weg?« Arctander klammerte sich an die Sessellehnen.
    Sie nickte erschöpft. Wieder ein Schluck Wodka. Sie hatte bereits ein Drittel der Flasche geleert. Es sah nicht so aus, als täte sie das zum ersten Mal.
    »Keine Toten?« Konstantin wollte ihr sanft die Flasche entwinden.
    Aber sie hielt sie fest und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Nein.«
    »Dann … sind wir den Fluch los?« Arctander legte die Hände wie zum Gebet zusammen und sah sie flehend an.
    Sastre ging an Konstantin vorbei, die Flasche in der Hand, und warf sich in ihren Bürostuhl. »Nein. Das kann ich nicht.« Sie sah die Männer nacheinander an. »Weder ich noch der Gevatter selbst können Ihnen diese Gabe nehmen. Alles, was ich vermag, ist, ihn zu besänftigen.«
    Alles umsonst …
Konstantin hätte am liebsten geschrien.
    Arctander krümmte sich zusammen und barg sein Gesicht zwischen den Händen.
    Shannon, Irland
    Kristin saß im Passagierbereich des Jets, trank ein Glas Sekt und betrachtete die Auswahl der Pillen, die sie in einer Linie vor sich hingelegt hatte. Die meisten waren weiß, manche rot, manche grünlich, einige bestanden aus einer Kapsel, in der kleine andersfarbige Kügelchen raschelten.
    Sie brauchte jede einzelne, gegen die Auswirkungen der Insomnie, gegen die Ausfälle, gegen die Schwindelgefühle und Sehstörungen. Der Sekt half gegen das Stottern.
    Ihr Laptop stand auf dem Tisch vor ihr, in ihrem E-Mail-Postfach stauten sich die Nachrichten. Von Darling, von Todesschläfern, von Smyrnikov, von Freunden, die sie kontaktieren wollten.
    Kristin hatte keine Lust und keine Zeit, sie zu beantworten.
    Miller stöhnte im Hintergrund. Die Todesschläferin lag gefesselt auf dem Boden, mit einem Knebel im Mund, damit sie nicht schrie. Auf dem verletzten Auge klebte ein Stück Mull. Alle zwei Stunden nach ihrem Erwachen betäubte Kristin sie, damit sie nicht in echten Schlaf verfiel und durch Tote für Aufmerksamkeit sorgte.
    Kristin nahm die erste Tablette und schluckte sie. Dann die zweite, die dritte und so weiter, bis sie alle neun hinuntergewürgt hatte. Eine volle Mahlzeit, wenn man so wollte.
    Sie hatte Darling eine SMS geschickt, in der stand, dass sie und Miller auf dem Weg nach Irland waren, weil sie einen Hinweis gefunden hätte, dass Arctander und Korff dorthin wollten. Was selbstverständlich eine Lüge darstellte: Sie legte den Zwischenstopp in Shannon nur ein, um Leute an Bord zu holen, die weder mit Darling noch mit den Todesschläfern zu tun hatten.
    Unten in der Taskleiste des Laptops leuchtete das grüne Statuslämpchen für Eugens Chat auf.
    Kristin wunderte sich darüber. Anatol hatte Eugen verboten, ohne seine ausdrückliche Erlaubnis zu chatten, egal mit wem. Und sie

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