Oneiros: Tödlicher Fluch
Browserverlauf löschen sollte. Sie hoffte, dass er von selbst darauf kam.
Es klopfte an der Luke des Flugzeugs.
Kristin wechselte den Platz und sah aus einem der ovalen, schmalen Fenster.
In dem Hangar, in dem sich die Maschine befand, hatte ein weißer Transporter vor dem Jet angehalten. Zwei Männer waren ausgestiegen und warteten darauf, dass sie ihnen öffnete. Einer von ihnen war Brian.
Sie klappte die Tür auf, die zu einer Leiter wurde, und bedeutete den beiden, in die Maschine zu steigen. Im Wagen befanden sich noch vier weitere Personen, wie sie durch die Scheiben sah, sowie vier große Aluminiumkoffer.
»Hallo«, grüßte sie die zwei Männer und warf ihnen je einen Energy-Drink aus der Minibar zu. »Schön, dass Sie pünktlich sind.«
»Wir werden pünktlich bezahlt, wir sind pünktlich«, gab Brian mit einem Grinsen zurück. Er trug wie sein Begleiter Jeans, ein einfaches dunkles Hemd sowie eine Lederjacke darüber. Die Sommersprossen sahen in seinem markanten Gesicht merkwürdig aus, weil sie nicht recht zu den schwarzen Haaren passten. »Die Ausrüstung haben wir mitgebracht.«
»Wie haben Sie das geschafft?«
»Ich habe Freunde am Flughafen, die mit ein paar meiner Cousinen verheiratet sind und mir einen Gefallen schulden.« Brian lachte. »Wie bekommen wir das Zeug nach der Landung von Bord?«
»Ich habe Freunde in Minsk, Brian. Die sind allerdings nicht mit meiner Verwandtschaft verheiratet, sondern finden nur das Geld gut, das ich ihnen gebe. Leider sperrt sich der Flughafen in Sankt Petersburg gegen eine solche Gabe, sonst wäre es einfacher.« Kristin öffnete einen der Schränke neben der Minibar und hob eine Tüte mit Bargeld heraus. »Das hier sind nochmals fünfzigtausend. Die zweite Rate an Sie.«
»Das war gar nicht abgemacht«, erwiderte Brian verwundert, nahm aber das Geld an sich. »Wir haben noch nichts geleistet.«
Kristin lächelte. »Ich tue etwas für die Motivation Ihrer Truppe.«
Brian stieß wieder das dröhnende Lachen aus, in das sein Freund dieses Mal einstimmte. »Sehr schön! Dann lasse ich ausladen und an Bord gehen?«
Kristin nickte »Je eher wir in Minsk sind, desto besser.« Sie zeigte in die Ecke, wo die verschnürte Miller lag. »Lassen Sie die Dame bitte in Ruhe.«
Brian und sein Begleiter wandten sich gleichzeitig um. »Ah, die habe ich gar nicht gesehen. Ist das eine Zusatzaufgabe für uns?«
»Nein. Sie begleitet mich nach Minsk.« Kristin erhob sich, um ins Cockpit zu gehen. »Also, meine Herren: Laden Sie ein, machen Sie es sich bequem und plündern Sie die Bar. In einer Stunde geht es los.« Sie betrat die Kanzel und ging die Checkliste durch, prüfte die vorgenommenen Wartungsarbeiten der Bodencrew am Jet.
Wenn Anatol geglaubt hatte, er könnte ihr Eugen wegnehmen, würde er bald bemerken, dass er sich täuschte.
Die Männer, die sie für die Entführung gemietet hatte, waren Ulster Freedom Fighters, die aus Geldnot heraus Aufträge als Söldner annahmen, um Mittel für ihren eigenen Krieg im Norden der Insel zu sammeln.
Für Kristin waren die klammen Terroristen eine glückliche Fügung. Das mexikanischen Drogenkartell
Los Zetas
war nicht mehr gut auf sie zu sprechen, auch wenn es keine Beweise gegen sie gab. Der Jet galt offiziell als verschollen. Daher hatte sie sich umgehört und ein Ersatzteam beschafft. Iren fielen in Russland mit ihrem kaukasischen Äußeren ohnehin weniger auf als eine Gruppe bis zum Anschlag tätowierter Mexikaner.
Brian und seine Männer wussten, was sie zu tun hatten und mit welcher Gegenwehr sie rechnen mussten. Die UFF -Veteranen kannten keine Angst vor einer Schießerei.
Kristin hatte gerade ihren Check beendet, als Brian gegen die Cockpittür klopfte und meldete, dass alles verstaut war. Zeitlich passte es perfekt.
Sie ließ die Turbinen anlaufen und steuerte den Jet hinaus aus dem Hangar auf den nächtlichen Flughafen, wo Privatmaschinen und Fracht abgefertigt wurden.
Kristin wurde eine Startbahn zugewiesen, die Startfreigabe erfolgte umgehend. Mit heulenden Triebwerken raste das Flugzeug über den Asphalt und erhob sich in die Lüfte.
Eine merkwürdige Mischung aus Freude und Anspannung erfüllte sie. Minsk wartete auf sie. Brians Team würde mit dem Zug nach Sankt Petersburg fahren und ihren Sohn in Sicherheit bringen. Zu seiner Mutter, wo ein Sohn hingehörte.
Das hätte sie viel früher tun sollen. Nicht erst jetzt, wo sie kaum mehr Zeit miteinander haben würden.
Roccastrada, Italien
Thielke fuhr
Weitere Kostenlose Bücher