Oneiros: Tödlicher Fluch
und prügelte die Wahrheit über Projekt Oneiros aus ihm heraus? Oder verfolgte sie Arctander und Korff weiter?
»Wir fahren zum Flughafen«, sagte sie zu Miller. »Mein Jet wartet.« Sie löste ihre Stirn von der Schläfe der Gegnerin und stand auf. Sie hob ihre Haarnadel vom Boden auf und steckte sie ein, dann nahm sie die Beretta an sich.
»Wir?«, echote die Frau und rieb sich intensiv den Kopf, als leide sie an juckenden Läusen. Ihr Gesicht war vor Schmerzen verzogen. Sie setzte sich auf, holte ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche hervor und presste es gegen das verletzte Auge. »Ich muss zu einem Arzt, der …«
»Sie werden mich begleiten.« Kristin stellte sich über die Frau, den Lauf der Pistole auf sie gerichtet. »Ich werde Ihnen Dinge zeigen, die Sie begeistern.« Sie lächelte. »Darling ist nicht der Einzige, der Projekte betreibt.«
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XXI
Ist der Tod nur ein Schlaf,
wie kann dich das Sterben erschrecken?
Hast du es je noch gespürt,
wenn du des Abends entschliefst?
Friedrich Hebbel, Gedichte
Barcelona, Spanien
D er Wagen schoss über die Schnellstraße. Konstantin saß am Lenkrad und steuerte auf Barcelona zu. Zusammengesunken auf dem Beifahrersitz lag Bent Arctander, dem er einen provisorischen Kopfverband angelegt hatte.
Es ist eigentlich gefährlich, ihn in die Stadt zu bringen. Aber es muss sein.
Nach dem ersten Schlag mit dem Stein hatte er es nicht fertiggebracht, den Todesschläfer umzubringen. Zum einen hatte er nicht das Recht, ihn zu verurteilen, zum anderen hielt Arctander den Schlüssel für Konstantins eigene Erlösung in der Hand. Also hatte er ein Auto gestohlen, den Schweden hineingeschleppt und war aufgebrochen.
Arctander stöhnte, schlug die Augen auf und übergab sich in den Fußraum. Konstantins Schlag hatte ihm eine Gehirnerschütterung beschert. Fassungslos betastete er seinen Kopf, klappte die Sonnenblende nach unten und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel. »Was hast du gemacht, Korff?«
»Ist bei der Flucht passiert«, log er. »Ich habe dich aus der Halle geschleppt, du bist mir von der Schulter gerutscht und gegen eine Eisenkante geknallt. Tut mir leid.« Er zeigte auf ein vorbeihuschendes Hinweisschild. »Wir sind schon in Barcelona, die Abfahrt zur Innenstadt kommt gleich. Wo finden wir die Ärztin?«
Arctander würgte und kotzte dieses Mal während der Fahrt aus dem Fenster. Hinter ihnen erklang aufgeregtes Hupen, Scheinwerfer blendeten protestierend auf.
Bin selbst schuld, dass ich jetzt den Gestank ertragen muss.
Konstantin setzte den Blinker und lenkte den Wagen in die Stadt hinein. Barcelona. 1 , 6 Millionen Einwohner. Tausende von Straßen. Und kein Navigationsgerät.
Arctander hustete und spuckte noch ein letztes Mal aus dem Fenster. »Sie heißt Isabella Dolores Sastre und ist Professorin«, erklärte er. »Sie hat eine Praxis für Allgemeinmedizin und Homöopathie in der
Carrer dels Esports.
«
»Ich schlage vor, wir kaufen erst mal einen Stadtplan.« Konstantin fuhr die nächste Tankstelle an. »Was essen und trinken?«
Arctander nickte und sah auf das Erbrochene zu seinen Füßen. »Ein neues Auto wäre auch nicht schlecht. Das hier stinkt.«
Konstantin stieg grinsend aus und erstand im Tankstellenshop ein paar Vorräte, zwei Duftbäumchen und einen Stadtplan, mit dem Arctander ihn durch Barcelona lotsen sollte. Die Nachrichtensendung in dem Fernseher über der Kasse meldete ein rätselhaftes Massensterben in Zaragoza, rund um eine verlassene Halle. Den Behördenangaben zufolge hatte man die Leichen von zweihundertelf Menschen in einem Bezirk nahe der Innenstadt entdeckt. Sämtliche Tiere in dem Gebiet waren an derselben unbekannten Ursache gestorben.
Das sage ich ihm besser nicht. Er macht sich schon genug Vorwürfe.
Die Nachrichtensprecher spekulierten über Terroristen und eine mögliche Verbindung zu den anderen Anschlägen. Die Polizei gab dazu keine Kommentare ab, bat aber um Mithilfe bei der Suche nach mehreren Personen, die an einer Schießerei in der Fußgängerzone mit zwei Toten beteiligt waren. Die Phantombilder, die eingeblendet wurden, ähnelten glücklicherweise weder ihm noch Arctander. Als sie die Gesichter von Johnny und Strong als unidentifizierte Opfer zeigten, wuchs seine Verwunderung.
Hat die Baronesse ihre Zusammenarbeit mit Darling schon gekündigt? Das ging schnell.
Er kehrte zum Wagen zurück, fuhr einige Meter weiter bis zum Münzstaubsauger und saugte die Kotze einfach weg, packte die
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