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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Geschoss brachte, wo Sastre ihre Praxis betrieb.
    Unzählige Gedanken jagten durch Konstantins Kopf, er fühlte, dass seine Hände feucht wurden. Gleich entschied sich, ob alle Hoffnung umsonst gewesen war – oder nicht.
    »Wie fangen wir an?«, raunte Arctander ihm zu, als sie durch die Tür in den Warteraum traten, wo sich linker Hand die Anmeldung befand.
    »Mit der Wahrheit.« Konstantin nickte der Sprechstundenhilfe hinter dem Tresen zu und trat näher. »Guten Tag. Mein Name ist Karl Schmidt. Mein Freund, Hans Müller«, er zeigte auf Arctander, »hat ein dringendes Problem. Ein Notfall. Das Herz. Kann Frau Professor schnell abhören, ob alles in Ordnung ist?«
    Die junge Frau sah zu dem Narkoleptiker, bemerkte seinen geschwächten Zustand, über den weder der nagelneue Trainingsanzug noch der penetrante Duftbaumgeruch hinwegtäuschen konnte. »Kommen Sie. Ich bringe Sie in Behandlungszimmer zwei. Die Professorin ist gleich bei Ihnen.« Sie ging voran. »Haben Sie einen Auslandskrankenschein?«
    »Nein. Wir zahlen bar.« Konstantin reichte ihr zweihundert Euro. »Das sollte reichen, denke ich?«
    »Sie bekommen bestimmt noch etwas zurück. Das kläre ich mit der Frau Professorin.« Sie öffnete die Tür zu einem Raum mit hohen Decken und dunklen Holzmöbeln nebst einer Behandlungsliege. »Machen Sie bitte den Oberkörper frei, Señor Müller? Dann kann ich schon mal die Elektroden befestigen. Für das EKG .«
    Arctander kam der Aufforderung zögernd nach.
    »Würden Sie bitte draußen warten, Señor?«
    »Nein. Wir sind Partner, und ich möchte ihn nicht alleine lassen«, gab Konstantin zurück.
    »Ich verstehe, Señor Schmidt.« Die Arzthelferin verkabelte Arctander und schaltete das EKG ein, dann verließ sie das Zimmer.
    Das
diep, diep, diep
kam mit hundertfünfundzwanzig Schlägen pro Minute.
    Arctanders Herzschlag war beschleunigt, was Konstantin nachvollziehen konnte.
Mir geht es nicht anders.
    Es dauerte, bis die Ärztin kam, was die beiden Männer ungeduldig schweigend hinnahmen. Arctanders Herz erhöhte den Takt, erreichte hundertsechsundfünfzig.
    »Einatmen, ausatmen«, wies ihn Konstantin an und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Tatsächlich reduzierte sich sein Puls.
    Nach fünf Minuten kam eine Frau in einem weißen Kittel herein, die Konstantin auf fünfzig schätzte. Unter dem Weiß sah er eine graue Bluse und einen grauen Rock, die Füße steckten in gemütlichen weißen Slippern. Die schwarzen Haare hatte sie in einer Hochsteckfrisur gebändigt, auf der schmalen Nase saß eine runde, randlose Brille. Für ihr Alter sah sie blendend aus.
    »Guten Tag, Señores.« Sie reichte ihnen nacheinander die Hand, sah auf das EKG und die regelmäßigen Ausschläge darauf. »Na, das ist doch schon mal bestens. Ein wenig schnell, aber auf den ersten Blick nichts, worüber ich mir Sorgen machen würde.« Sie nahm das Stethoskop aus der Tasche. »Ich höre Sie ab, Señor Müller.«
    Die Wahrheit.
Konstantin trat dichter neben sie, um notfalls ihre Flucht vereiteln zu können. »Frau Professorin, wir sind nicht wegen seines Herzens hier«, begann er und fühlte sich in einer unbeschreiblichen Gefühlslage: Hoffnung, Angst, Blamage, Torheit ballten sich. »Mein Name ist Korff, seiner ist Bent Arctander. Wir leiden unter dem gleichen Problem, und Sie wurden uns als Spezialistin empfohlen.«
Jetzt ist es so weit.
Ein kurzes Innehalten, ein Durchatmen, bevor er regelrecht hinausschleuderte: »Sie sollen mit dem Tod sprechen können.«
    Sastre hatte das Ende des Stethoskops auf Arctanders nackte Brust gelegt. Für einen Moment rührte sie sich nicht, sie blinzelte zweimal, dann hatte sie sich wieder gefangen. »Ich weiß nicht, was Sie damit meinen, Señor.« Sie sah Arctander freundlich an. »Ihr Herzschlag ist …«
    »Ich war bei Professor Auro. In Roccastrada«, sagte der Narkoleptiker mit gesenkter Stimme. »Ich wollte ihn um Rat fragen, doch er verwies mich an Sie. Bevor er mir berichten konnte, warum Sie …« Er presste die Lippen zusammen. Sein Puls hatte sich erneut auf hundertfünfzig erhöht und stieg weiter.
    »Der Chlorgasunfall«, sagte sie und drückte einige Knöpfe am EKG -Gerät, bis eine andere Darstellung auf dem kleinen Monitor erschien. »Der arme Kollege. Ich war geschockt, als ich davon …«
    »Es war kein Unfall. Sie wissen das.« Konstantin nickte in Richtung Arctander. »Er war es. In Paris, in Marrakesch, in Madrid im Stadion. Wo er Sie treffen wollte, Professorin.

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