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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Zigarre. Er hatte nichts dabei, um dieses zweite Hindernis zu öffnen. Seine gute Ausrüstung, mit der er eine Chance gegen die Elektronik gehabt hätte, befand sich in Deutschland. Vielleicht konnte er einen Sprengsatz basteln, um den Safe aufzusprengen. Mit den richtigen Haushaltschemikalien wäre das gar nicht so schwierig.
    Woher kriege auf die Schnelle die Zutaten?
In Roccastrada eher nicht. Bliebe noch die Klinik …
    Klick.
    Das Deckenlicht sprang an und riss ihn aus der schützenden Dunkelheit.
    Thielke sah verwundert über die Schulter und zog den LeMat. Er legte ihn auf die Besucherin an, die ganz selbstverständlich in die Wohnung des toten Arztes schritt – bis sie ihn entdeckte und abrupt in der Tür zum Arbeitszimmer stehen blieb. »Wer immer Sie sind, Sie haben ein schlechtes Timing«, sagte er mit rauchrauher Stimme.
    »Das sehe ich auch so«, antwortete die Frau, die fast so groß war wie er. Sie trug Stiefel, Jeans, ein langes weißes Hemd und eine schwarze Kurzjacke. Das lange, kastanienbraune Haar trug sie in einem legeren Zopf, der den sportlichen Eindruck unterstrich, den ihr Outfit hinterließ. Sie verharrte auf der Schwelle und betrachtete ihn unsicher.
    »Schön, dass wir uns verstehen. Was schlagen Sie vor?«
    »Dass Sie den Revolver weglegen und die Arme heben?«, erwiderte sie und formte ein Lächeln. »Sie werden kaum eine Genehmigung für das haben, was Sie hier gerade tun, oder?« Sie rückte die randlose Brille zurecht, die ihr extrem gut stand.
    Thielke fand ihr Auftreten irritierend ruhig für eine Frau, die in die Mündung seines LeMat blickte. »Was wollen Sie hier?«
    Sie deutete auf den Tresor. »Eigentum zurückholen.« Sie klopfte auf ihre Manteltasche. »Mit Erlaubnis der Erben und Unterstützung der italienischen Behörden.« Die Frau machte einen Schritt zurück, und zwei Carabinieri in schusssicheren Westen erschienen mit gezogenen Berettas in der Tür.
    Thielke fluchte laut.

[home]
    XXII

    Wer das Leben liebt
    und den Tod nicht scheut,
    geht fröhlich
    durch die sinkende Zeit.
    Theodor Körner, Schifferlied
    Barcelona, Spanien
    E s war ruhig im Behandlungszimmer von Isabella Dolores Sastre.
    Sie schraubte die Wodkaflasche nach einem letzten Schluck zu, während Konstantin versuchte, das Gehörte zu verdauen. Arctander saß in seinem Sessel, zusammengekrümmt und das Gesicht in den Händen verborgen.
    Von der Straße erklang Kinderlachen, vor der Tür lief die Arzthelferin hin und her, redete leise mit anderen Patienten; der Duft von frisch gebrühtem Kaffee kroch durch die Ritzen zu ihnen. Um sie herum war … Leben.
    Ein kleines Wunder.
Konstantin blickte zur Ärztin, die ihre Hände zusammengelegt hatte und das Kinn auf die aufgereckten Zeigefinger stützte.
Der Schnitter kam und schlug nicht zu.
Doch sie hatte auch gesagt, dass sie ihnen nicht helfen konnte, dem Fluch zu entkommen. Und das wollte er nicht hinnehmen. Nicht so kurz vor der Erlösung. »Sie beschwichtigen den Tod«, wiederholte er ihre Worte von eben und hoffte, dass sie sich dadurch zu einer genaueren Erklärung ermuntern ließ.
    Sastre nickte langsam. »Ich spüre, sobald er kommt oder wenn er gegenwärtig ist. Es ist kein Sehen. Wenn er tatsächlich eine Gestalt besitzt, kenne ich sie nicht. Für mich ist es, als würde es kälter, als würden die Farben verblassen und die Geräusche schwächer, während ein dunkles Surren erklingt. Wie pulsierender Strom. Das ist der Normalfall.« Sie sah ihn an. »Kommt er, weil ein Todesschläfer ihn herausfordert, ändert sich das Geräusch. Hier war es ein Knistern.«
    »Wie haben Sie ihn dazu gebracht zu gehen?«
    Sastre nahm das Telefon zur Hand und bat um drei doppelte Espresso für sich und ihre Gäste, statt ihm zu antworten. Außerdem ließ sie alle Patienten nach Hause schicken. »Heute waren eh nur Routinekontrollen dran«, erklärte sie. »Niemand, den ich mir unbedingt sofort ansehen müsste.« Sie nahm einen Bleistift und zeichnete damit Muster auf ihrer Papierunterlage, dann fuhr sie mit ihrer Erklärung fort »Ich weiß, wann jemand dem Tod geweiht ist. Sobald einer meiner Patienten eine Krankheit bekommt oder eine Verletzung erleidet, die sein Leben beenden wird, trägt er ein Mal, das ich erkenne. Je nach Stärke des Mals weiß ich, wie schnell es zu Ende sein wird.«
    »Wie sieht das Mal aus?«
    »Es ist eine Art Fleck, der sich auf den Menschen ausbreitet. Je näher der Tod ihnen ist, desto mehr verlieren sie für mich ihre eigentliche

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