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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einige Taxis von Rollern und anderen Autos verfolgt.
Wir auch.
    »Der Marquis hat fünf Taxis geliehen und mit eigenen Fahrern und Mitarbeitern besetzen lassen. Die GPS -Sender sind ausgeschaltet«, erklärte der Sekretär, während sich der Korso an einer breiten Straße plötzlich in verschiedene Richtungen aufteilte. »Wir werden außerdem bald den Wagen wechseln. Niemand wird herausfinden, wohin wir fahren.«
    Konstantin bemerkte eine orangefarbene Vespa, die beharrlich an ihrem Heck klebte. Eine Frau lenkte, der Mann hinter ihr hielt eine Fotokamera mit riesigem Objektiv wie ein Gewehr in die Höhe gereckt. »Noch sind wir nicht alleine.«
    Caràra lächelte. »Aber gleich.« Er wies den Fahrer an, das Tempo zu reduzieren, als sie in einen vierspurigen Kreisel einbogen. Jetzt wurde Konstantin Zeuge, was einen Franzosen von einem Deutschen unterschied: Er kannte keine Angst um seinen Wagen.
    Der Fahrer wechselte die Bahnen, ließ das Auto im bunten Blechmahlstrom nach innen treiben und wieder hinaus, so dass Konstantin die Vespa aus den Augen verlor. Es ging Runde um Runde, innen, Mitte, außen, und wieder zurück.
    Auf einmal glaubte Konstantin im Gewühl aus Lackfarben und Autoformen hinter einer Scheibe ein bekanntes Gesicht zu erkennen, das ihn ebenso verwundert anschaute wie er den schwarzhaarigen Mann. Doch schon war der Wagen des anderen wieder verschwunden.
    Was macht er denn hier?
Die Überraschung wurde schnell von Unruhe verdrängt.
Ist es wegen meines Auftrags? Ist er mir gefolgt? Nein, dann hätte er mich auch in Leipzig …
    Da gab ihr Fahrer plötzlich Gas, schnitt zwei Wagen und donnerte aus dem Kreisel, um danach gleich rechts abzubiegen.
    Die Vespa tauchte nicht wieder auf.
    »Verzeihung, Monsieur Korff. Aber Sie haben …«
    »Volles Verständnis.« Konstantin nickte. »Ich nehme an, Sie werden mir auch nicht sagen, wohin wir fahren?«
    »Nein. Es ist nicht die beste Gegend. Irgendwo in der Banlieue.« Caràra blickte sich immer wieder um. Er blieb wachsam. »Damit rechnet die Presse nicht. Wie ich Ihnen schon sagte: Ein Bild von der toten Demoiselle in ihrem jetzigen Zustand wäre nicht tragbar.«
    Die Fahrt verlief rasant und endete in einem Hinterhof, wo ein zweites Auto auf sie wartete: eine wuchtige schwarze Peugeot-Limousine.
    Caràra stieg aus. »Ich fahre, Monsieur. Bitte nehmen Sie vorne Platz.«
    Konstantin folgte ihm.
Ist beinahe wie früher.
Er musste grinsen, stellte seinen Koffer hinter dem Sitz ab und schwang sich in den Wagen. Gleich darauf ging es weiter, dieses Mal weniger schnell und rücksichtslos.
    Da Konstantin sich in Paris nicht auskannte, hatte er keinen blassen Schimmer, wo sie sich befanden. Gelegentliche Hinweisschilder auf Sehenswürdigkeiten waren eine kleine Hilfe, aber auch diese wurden weniger.
    Dafür geriet die Umgebung trostloser: graue Hochhäuser, Mülltonnenmeere, alte Autos, Brandflecken auf dem Asphalt, viele junge Menschen, die nach Einwandererkindern aussahen.
    Das Ghetto von Paris.
Konstantin dachte daran, dass hier Parkour groß geworden war. Als Beschäftigungstherapie für Jugendliche, damit sie nicht in die Kriminalität abrutschten.
    »Haben Sie etwas mit dem Bericht anfangen können, den ich Ihnen schickte, Monsieur Korff?«, durchbrach Caràras Stimme seine Gedanken.
    »Ja, danke sehr. Aber ich kann den Zustand der Leiche erst richtig abschätzen, wenn ich sie sehe.«
    Der Obduktionsbericht erwähnte zwei harmlose Brüche der rechten Rippen sowie Quetschungen, die eigentlich nicht letal gewesen waren und von einem postmortalen Sturz herrührten.
    Vermutlich war Lilou beim Einschlag des A 380 aus dem Sitz geschleudert worden. Nicht schön waren der Bruch des Nasenbeins sowie des rechten Wangenknochens. Das bedeutete hässliche Blutergüsse. Sobald er das Blut aus den Gefäßen entfernt hatte, müssten sie sich aber mit einigen Tricks und Chemie kaschieren lassen.
    »In den Nachrichten war mehrmals von Feuer die Rede. Es stand aber nichts von Brandverletzungen im Bericht.«
    Caràra bestätigte dies zu seiner Erleichterung. »Demoiselle Lilou befand sich im vorderen Teil, wo die erste Klasse untergebracht war. Sie war nicht von den Flammen betroffen. Das hätte den Marquis und vor allem seine Gattin innerlich zerrissen, fürchte ich.« Er fuhr an einer Gruppe Jugendlicher vorbei, die den Peugeot mit leeren Dosen bewarfen und ihm nachgrölten. Das noble Auto löste an diesem Ort keineswegs Bewunderung aus. »Sie werden inzwischen begriffen

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