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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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oben. Wir haben alles da.« Er ging hinaus, zog die schwere Tür kräftig hinter sich zu.
    Leise hallte das Krachen nach, dann wurde es still, sogar die Lampen summten nicht mehr.
    Diese Stille kannte Konstantin. Und er mochte sie. Die Stille und den Frieden seiner Arbeit.
    Er zog sich um, legte die lilafarbenen Handschuhe an und richtete die Utensilien, die er benötigte, um Demoiselle Lilous Schönheit zu erhalten.
Oder sie ihr zurückzugeben.
    Er hatte nicht umsonst einige Monate bei einem Schönheitschirurgen gelernt, wie sich eine Gesichtsform modellieren ließ. Sein Vorteil war, dass er keine Rücksicht auf mögliche Schmerzen der Patienten, auf Nervenverläufe und dergleichen nehmen musste. Einzig das Resultat zählte.
    Konstantin stellte seinen Alukoffer auf den Werkzeugtisch, öffnete ihn und legte seine eigenen Instrumente zu den fremden.
    Ganz zum Schluss holte er den MP 3 -Spieler hervor, befestigte ihn auf dem Rücken am Gürtel und schob sich die kleinen Stöpsel in die Ohren. Gleich darauf erklangen die ruhigen Töne von Lambda, die ihm dabei halfen, seine Gedanken zu fokussieren, während er an den Tisch trat und den weißen Plastiksack betrachtete, in dem sich grob die Umrisse von Demoiselle Lilou erkennen ließen.
    Konstantin atmete tief ein, nahm den Zipper des Reißverschlusses fest zwischen Daumen und Zeigefinger. »Bonjour, ma belle.«
    Er zog ihn nach unten.

[home]
    III

    Das Leben ist nur ein Moment,
    der Tod ist auch nur einer.
    Friedrich von Schiller
    Paris, Frankreich
    N och einen«, sagte Tommaso düster zum Barkeeper und stürzte den Pastis die Kehle hinab. Er hasste Darling. Je länger der Tag dauerte, umso größer wurde sein Abscheu gegenüber dem britischen Agenten.
    »Aber gern, Monsieur.«
    Gleich darauf hatte er ein neues Glas mit milchigtrüber Flüssigkeit vor sich, aus dem penetranter Anisgeruch aufstieg.
    Bis zum Besuch des MI 6 -Agenten hatte sich Tommaso keinerlei Gedanken gemacht, sondern war froh gewesen, den Anschlag überlebt zu haben. Selbst das Gespräch mit dem französischen Psychologen über eine mögliche Traumatisierung, Flugangst, Furcht vor bestimmten Gerüchen und Geräuschen oder engen Kabinen war ohne Wirkung geblieben.
    Aber seit der kleinen Psychonummer des Briten konnte er sich nicht mehr von den Bildern der Toten lösen. Auch die Frage, warum der Tod ihn verschont hatte, bekam er nicht mehr aus dem Kopf. Warum ausgerechnet ihn, der nichts Bedeutendes im Leben geleistet hatte? Dabei waren bestimmt Bessere als er in der Maschine gewesen.
    Seit sechzehn Uhr saß Tommaso in der Hotelbar und soff gegen die quälenden Erinnerungen und Gedanken an, die ihn peinigten. Achtete er sonst auf sein Äußeres, scherte es ihn im Augenblick nicht, dass ihm das Hemd aus der Hose hing und dass seine Haare zerzaust waren. Was machte das schon für einen Unterschied?
    Er hob das Glas und nahm einen Schluck, die Hälfte des Drinks rann seinen Rachen hinab. »Wieso ich?«, fragte er sich mit schwerer Zunge selbst.
    »Wieso was, Monsieur?«
    Die helle Stimme kam nicht vom Barkeeper, und er wandte sich zur Seite.
    Neben ihm hatte eine zierliche Frau Platz genommen, die ihre brünetten Haare in einem kleinen Pferdeschwanz trug, was ihr hervorragend stand. Normalerweise mochte Tommaso diese Art Frisur nicht, aber bei ihr passte es perfekt. Ihre sportliche Figur wurde von der tailliert geschnittenen roten Bluse und den schwarzen Hosen betont. Das Lächeln galt ihm, und sie sah interessiert aus.
    »Wieso ich noch lebe«, erklärte er und bemühte sich, deutlich zu reden.
    Sie ließ sich vom Barkeeper einen Wodka auf Eis geben und prostete ihm zu. »Na, da hätten Sie doch Grund, sich zu freuen.«
    »Schon. Aber
warum?
«
    »Monsieur, Sie v-v-verwirren mich.« Ihre braunen, fast schwarzen Augen zogen seine Blicke an und ließen sie nicht mehr los.
    Tommaso hob hilflos die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Ich verstehe einfach nicht, warum ausgerechnet ich überlebt habe«, stieß er hervor und seufzte. »Achthundert Menschen, tot. Und ich bin der Einzige, der das Scheißunglück … den Anschlag …« Er senkte den Kopf und legte eine Hand in den Nacken.
»Porca miseria.«
    Sie senkte ihr Glas, Entsetzen spiegelte sich in ihrer Miene. »S-s-sie waren an Bord des Airbus, der in das Terminal raste?«
    »Ja.« Tommaso schauderte. »Aber ich verrate Ihnen was: Die Menschen im Flugzeug sind schon vorher an irgendeinem Gas verreckt.«
    »Wow.« Sie trank den Wodka aus und gab dem

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