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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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alkoholbedingte Selbstüberschätzung konnte schnell zur Katastrophe führen.
    Über kleinere Hindernisse auf seinem Weg, wie gespannte Seile oder Kisten, setzte er problemlos hinweg und holte rasch auf. In seiner Freizeit betrieb er den recht ungewöhnlichen und anstrengenden Sport Parkour, und diese Verfolgungsjagd war fast so etwas wie eine Trainingseinheit.
    Die Räuber hatten das Land erreicht und rannten zu einem abgestellten Motorrad.
    Zeit für eine Abkürzung.
Konstantin kniff kurz die Augen zusammen und plante seinen Weg, dann sprang er kurzerhand vom Steg auf ein Boot, rutschte über das Deck, hüpfte von da auf ein Tretboot, in dem die Passagiere vor Schreck aufschrien, drückte sich ab und hechtete auf das nächste vertäute Segelschiff, zog sich an der Reling empor. Von da flankte er auf ein kleineres Boot hinunter. Einige weitere befanden sich gerade an so günstiger Position, dass er sie wie schwimmende Trittsteine nutzen konnte, auch wenn er mehrmals fast abrutschte. Zum Glück waren heute so viele Menschen auf dem Wasser unterwegs, dass die Boote, wenn auch nur gerade eben, nah genug beieinander lagen.
    Mit einem gewaltigen Satz erreichte er das Land und stand vor dem Motorrad der Räuber, die ihn fassungslos betrachteten. Er hatte es fast gleichzeitig mit ihnen erreicht, da er sich auf dem direkten Weg bewegt hatte, während die Diebe die ganze Promenade entlanglaufen mussten. »Her mit den Objektiven.« Konstantin atmete zwar schneller, aber richtig angestrengt hatte er sich nicht. Nur sein rechter Knöchel klopfte leicht, der eine Sprung war nicht ganz sauber gewesen.
    »Verpiss dich!« Der Kräftigere der beiden ließ drohend seine Muskeln spielen.
    »Eher nicht. Wir warten, bis die Polizei kommt und euch einpackt.«
    Die Männer schüttelten beinahe mitleidig die Köpfe, stellten das Diebesgut ab, zogen Teleskopschlagstöcke aus den Hosentaschen – und griffen an. Die Art, wie routiniert sie dabei vorgingen, zeigte ihm, dass sie das nicht zum ersten Mal taten.
Vermutlich Kampfsportler. Oder Türsteher.
    Noch bevor einer von ihnen ausgeholt hatte, machte Konstantin einen Ausfallschritt, trat dem Kräftigen gegen das linke Knie und stieß mit der Ferse in einer anschließenden Bewegung auch gegen das rechte. Es knackte hörbar, das Gelenk brach, und der Mann knickte schreiend zusammen.
    »Dich mach ich tot!« Sein Kumpel schlug mehrmals mit dem Schlagstock nach Konstantin, der den Hieben mit schnellen, genau dosierten Ausweichbewegungen entging, bis er schließlich zupackte und sich das Handgelenk des übrig gebliebenen Diebes schnappte. Die Kraft, die der Mann in seine Bewegung gelegt hatte, nutzte Konstantin zu einem KaitenNage, einer Technik des Aikido.
    Was für einen Zuschauer nach tänzerisch-leichten Drehbewegungen und -schritten aussah, endete für den Gegner in einem Wurf auf den Asphalt. Der Schlagstock flog davon.
    Mühsam rappelte sich der Angreifer hoch und schien zu überlegen, was er als Nächstes tun sollte: abhauen oder nochmals angreifen? Er sah bereits ziemlich ramponiert aus, Blut rann aus einer Schürfwunde am Ellbogen und von der rechten Wange.
    »Sei schlau und bleib da stehen, bis die Polizei kommt«, riet ihm Konstantin ruhig und kreuzte die Arme vor der Brust. Beifall brandete von der Marina auf.
    Fritz Wutschke, der Besitzer der gestohlenen Objektive, näherte sich, ein Handtuch gegen die Kopfwunde gepresst und inzwischen mit Hemd und Shorts bekleidet. »Danke, Herr Korff«, sagte er erleichtert. »Diese Arschlöcher!« Er warf den Räubern böse Blicke zu. »Die Polizei kommt gleich. Ich habe angerufen.«
    »Sehr schön, Herr Wutschke.«
    Schnell nahm der ältere Herr die Fototaschen an sich. »Ich wusste gar nicht, dass Sie so sportlich sind, Herr Korff.«
    »Sie meinen
für einen Bestatter?
«, fügte er grinsend hinzu und behielt die Gesetzesbrecher im Auge. Der eine lag noch immer am Boden und hielt sich das verletzte Knie, der andere leckte sich angespannt über die trockenen Lippen und schien auf den richtigen Moment für einen Fluchtversuch zu warten.
    Wutschke musste lachen. »Erwischt.«
    »Ausgleichssport ist alles. Parkour.« Konstantin war es nicht unangenehm, auf seine Fähigkeiten angesprochen zu werden, aber unter anderen Umständen, sprich ohne drei
Red Russians
auf nüchternen Magen, hätte er aus der Verfolgung keine solche Show gemacht.
Alkohol, verflucht.
    »Parkour? Habe ich noch nie gehört.«
    »Man geht auf dem kürzesten Weg von A nach B und

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