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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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überwindet dabei alle Hindernisse.«
    »Aha.« Wutschke schien beeindruckt. »Und was war das, was Sie mit dem Typen veranstaltet haben? Das sah so elegant aus, zack, und plötzlich flog er durch die Luft!«
    »Aikido. Japanischer Kampfsport. Richtet die Kraft des Gegners gegen ihn selbst«, erklärte er knapp. »Und das«, er zeigte auf das verletzte Knie des Kräftigeren, »war einfach nur ein Tritt.«
    Wutschke lachte. »Das hat der Typ nötig gehabt.«
    Ein Streifenwagen rollte heran, die Beamten stiegen aus und nahmen den Sachverhalt auf. Die Räuber schwiegen und verweigerten die Aussage. Die Polizisten bestellten für den Verletzten vorsorglich einen Krankenwagen, dann ließen sie Konstantin und Wutschke gehen.
    »Es hat in den letzten Wochen immer wieder Einbrüche auf der Marina gegeben. Anscheinend sind die Täter dank Ihnen gefasst. Nochmals vielen, vielen Dank, Herr Korff«, sagte Wutschke, als sie über den Steg gingen. »Die Objektive sind um die zehntausend Euro wert. Das wäre mehr als ärgerlich gewesen. Wenn ich Ihnen einen Gefallen tun kann, sagen Sie Bescheid.«
    »Nein, lassen Sie mal. Das verbuche ich unter Nachbarschaftshilfe.« Konstantin kehrte auf die
Vanitas
zurück. »Gehen Sie lieber an Land und lassen Sie sich von einem Sanitäter untersuchen. Die Wunde an Ihrem Kopf sollte vielleicht geklammert werden, sonst reißt sie auf.«
    »Haben Sie mit so etwas auch Erfahrung?«
    »Wer Parkour macht, stürzt gelegentlich. Ich kenne einige Krankenhäuser und Arztpraxen von innen, Herr Wutschke.« Konstantin verabschiedete sich winkend. »Gute Nacht.«
    »Sie haben recht, das können sich die Sanitäter anschauen. Aber erst verstaue ich meine Schätzchen wieder. Nacht, Herr Korff.« Wutschke ging an Bord seines Seglers.
    Konstantin überlegte kurz, ob er sich einen vierten
Red Russian
mixen sollte.
Zur Feier.
Aber weil er noch packen musste, ließ er es bleiben und ging unter Deck.
    Da er von Paris aus direkt nach Moskau flog, nahm er einen Koffer, in den Kleidung für mehrere Tage passte. Seine Spezialinstrumente für die Rekonstruktion von Lilou de Girardin würde er morgen früh aus dem
Ars Moriendi
holen. Zwar hatte ihm Privatsekretär Caràra zugesagt, alles Notwendige zu besorgen, doch manche Werkzeuge hatte sich Konstantin selbst angefertigt. Ein unschlagbarer Vorteil und der Grund für seinen Ruf.
    Er zog sich im kleinen Bad des Hausbootes aus, prüfte im hellen Neonlicht seinen Knöchel. Es war nicht ratsam, Parkour zu laufen, ohne sich warm zu machen. Aber da die Räuber sonst entkommen wären, hatte er kaum eine Wahl gehabt.
    Konstantin tastete.
Nicht heiß, nicht geschwollen. Gut!
    Erleichtert ging er durch den schmalen Flur und öffnete die Tür, die zu einem winzigen Räumchen führte: zwei Meter lang, einen Meter breit, und es stand nichts drin außer seinem Bett.
    Konstantin kletterte hinein, zog die Tür zu und schob den dicken Riegel vor. Erst danach öffnete er das kleine Bullauge einen Spalt, um den Wellen zuzuhören, die beruhigend monoton gegen den Rumpf der
Vanitas
gluckerten.
    Das leicht offen stehende Fenster bedeutete einen Luxus, den er sich an Land niemals erlauben könnte.
    Paris, Frankreich
    Konstantin saß in der schmucken Lobby des
Hôtel De Vendôme
und wartete, umgeben von Stuck und Prunk, auf den Privatsekretär des Marquis. Er las die
Le Monde,
sah gelegentlich auf.
    Neben der gemütlichen Sitzbank, auf der er sich niedergelassen hatte, stand sein harmlos aussehender Aluminiumkoffer, dessen Inhalt am Flughafen Saarbrücken allerdings für Wirbel gesorgt hatte. Weniger, weil man in Konstantin einen Attentäter vermutete, sondern weil die Werkzeuge einfach zu ungewöhnlich waren, um keine Fragen zu stellen. Er musste dem Personal seine Sondergenehmigung zeigen und erklären, was er von Beruf war und für was man die Zangen, Röhrchen, Halterungen und dergleichen benötigte. Die Flughafenangestellten wurden daraufhin blass und verloren ihre anfängliche Neugier. Sein Alukoffer landete in der Obhut einer Stewardess, das Gepäckstück bekam er erst nach der Landung und außerhalb der Maschine zurück.
    Inzwischen war es kurz nach Mittag. Im beeindruckend gestalteten Eingangsbereich des Hotels herrschte reges Kommen und Gehen.
    Zwar trug Konstantin einen schwarzen Anzug mit schwarzem Polohemd, die beide nicht eben billig gewesen waren, doch er wirkte in dieser Umgebung extrem underdressed. Das
Vendôme
war ein Hotel der höchsten Kategorie, mit aufmerksamem Personal

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