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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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haben, welche Verantwortung auf Ihnen lastet, Monsieur Korff. Die Familie hat größtes Vertrauen in Sie.«
    »Ich weiß.«
    Caràra schien zu überlegen. »Ist es wahr, dass das Abschiednehmen so wichtig ist?«
    »Sie meinen von einem Toten? Nun, im Fall von Madame Girardin sicherlich. Die Psyche bekommt Gelegenheit, den Verlust zu begreifen und nicht als abstrakte Meldung verarbeiten zu müssen.« Konstantin erinnerte sich an viele ergreifende Szenen, denen er als Bestatter beigewohnt hatte. Manche Leute machten den Schmerz des Verlusts leise mit sich aus, andere schrien und weinten krampfartig am Sarg. Doch nur selten hatte er eine Reaktion als übertrieben oder unangenehm empfunden. »Es wäre sicher besser, wenn Madame ohne Publikum Abschied von ihrem Kind nimmt. An einem neutralen Ort und nicht erst in der Kathedrale.«
    »Ah, Sie haben sich kundig gemacht.« Caràra bog ab und gelangte in eine verlassene Gegend, in der kleine und große Hallen aneinandergereiht standen. »Das, was Sie hier sehen, ist der gescheiterte Versuch, Betriebe in diesem Stadtteil anzusiedeln, um den Jugendlichen die Chance auf eine Ausbildung zu geben.«
    »Es funktionierte nicht?« Konstantin sah zu den verwaisten Gebäuden.
    »Nein. Es lag nicht an den Jugendlichen. Die Betriebe sackten die Unterstützung des Staates ein und haben dann dichtgemacht. Betrüger.« Enttäuschung und Ärger waren Caràra deutlich anzusehen.
    Sie fuhren in den Hof eines Unternehmens, das auf Klimatechnik spezialisiert gewesen war, wie ein verwittertes Schild verriet. Im Schatten der Gebäude verborgen, waren zwei Aufpasser postiert, breit gebaute Männer in einer Mischung aus Tarnklamotten und Lederkluft sowie Synthetikanoraks.
    »Wir sind da, Monsieur Korff.« Caràra lenkte den Peugeot in den Teil des Hofs, der von der Straße nicht einsehbar war, hielt an und stieg aus.
    Konstantin nahm seinen Koffer und folgte dem Sekretär durch eine Tür, an zwei weiteren Aufpassern vorbei und in einen Keller hinab. Ein dumpfes Surren verkündete, dass irgendwo im Inneren des Hauses ein Aggregat lief.
    »Das Gebäude gehört dem Marquis«, erklärte Caràra auf dem Weg. »Er hat den gesamten Komplex gekauft und wird bald eine Schule errichten. Das schlug die Demoiselle vor, zu ihren Lebzeiten.«
    Konstantin erinnerte sich daran, was die Zeitungen über die positive Veränderung des Tycoons durch seine Tochter gesagt hatten.
Hoffentlich hält sein Altruismus an.
    Caràra schob eine schwere Tür auf. Kühle Luft schlug ihnen entgegen. Geschätzte fünf Grad. Genau richtig zum Lagern von Leichen. Er schaltete das Licht ein.
    Die Dunkelheit wurde von aufflackerndem Neonlicht vertrieben, ein gekachelter Raum erschien.
    An der Wand war eine Art Tapeziertisch aus Aluminium aufgebaut, auf dem sich alle Werkzeuge und chemischen Mittel aufreihten, die Konstantin verlangt hatte. In der Mitte des Raums erhob sich ein Tisch, auf dem ein weißer Plastiksack lag und darauf wartete, dass man ihn öffnete. Eine Absaugvorrichtung für die Körperflüssigkeit gab es ebenso wie eine OP -Leuchte, ein Handwaschbecken, sogar eine Dusche sowie eine Wanne fand er vor. Außerdem hatte man ihm eine provisorische Garderobe hergerichtet, an der die übliche Arbeitskleidung eines Thanatologen hing. Auf einem weiteren Tisch hatte man die Kleidung der Verstorbenen sowie persönliche Gegenstände und Schmuck samt Fotos drapiert.
    Der Sarg stand ebenfalls bereit.
    Ein von der Form her schlichtes Modell, weiß lackiert, mit Blattgold und minimalistischen Schnitzereien verziert. Das obere Drittel des Deckels ließ sich öffnen, um den Blick auf die Tote zu erlauben.
    »Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, Monsieur? Der Marquis lässt ausrichten, dass er die Umstände bedauert, unter denen Sie diese wichtige Arbeit ausführen müssen, doch die Sicherheit geht leider vor.« Caràra war an der Tür stehen geblieben, während Konstantin durch den Raum geschritten war.
    »Ja.« Er zog das schwarze Sakko aus und hängte es auf einen Bügel. Am meisten hoffte er, dass die Pathologen darauf verzichtet hatten, Lilous Hirn zu entnehmen und zu untersuchen. Kahler Schädel, hässliche Narben und Schnitte auf der Stirn. Es hatte nicht im Bericht gestanden, aber manchmal wurde vergessen, alle Arbeitsschritte aufzuführen, vor allem, wenn es keinen Befund gab. »Sie können draußen warten.«
    Caràra nickte dankbar. »Sollten Sie einen Kaffee wünschen oder eine Pause machen und etwas essen wollen, kommen Sie nach

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