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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sich. Ich verspreche Ihnen …«
    »Ich will die Hälfte meines Geldes zurück«, rief er und sah sie angriffslustig an, rülpste dabei unterdrückt. »Nein, am besten eine volle Rückerstattung, oder ich verklage Air France.« Die dunklen Augen blitzten, er kreuzte die Arme vor der Brust. »Wenn es sein muss, nehme ich eine Probe von meinem Durchfall und lasse ihn untersuchen.« Dann erhob er sich ruckartig, zwängte sich an seinen Nachbarn und der Chefstewardess vorbei und hastete zur Toilette.
    Christine verstand, warum Marlène sie um Hilfe gebeten hatte. Dieses Mal bekam
sie
bedauernde Blicke von den Passagieren. »Ich kann mich für den Zwischenfall nur entschuldigen, messieurs dames«, sagte sie in die Runde.
    »Kein Problem«, gab der Orientale, der ein traditionelles Gewand sowie einen dichten schwarzen Bart trug, schwer atmend zurück. Christine erinnerte sich an ihn, weil er eine Sondergenehmigung beim Einchecken für seine Sauerstoffflasche vorgezeigt hatte.
    »Da können Sie mal sehen, dass Reisen bildet: Mein Sohn bekommt mehr italienische Schimpfwörter beigebracht, als er je brauchen könnte«, fügte die junge Frau ironisch hinzu. Der Junge kümmerte sich gleichgültig um den Leuchtstift.
    Christine nickte dankbar. »Vielen Dank für Ihr Verständnis, messieurs dames. Ich werde schauen, ob ich für Besserung sorgen kann.« Sie ließ offen, ob sie damit den Zustand von 81 meinte, oder ob sie den Mann auf einen anderen Sitz verfrachten wollte, um die Geduld und die Nerven der übrigen Fluggäste zu schonen. Zwei Stunden an der Seite eines Profinörglers konnten sehr lange sein.
    Schon wurde der Italiener wieder am Ende des Ganges sichtbar, drückte sich an die Kabinenwand neben der Toilette und winkte ihr verstohlen zu.
    Christine ging zu ihm und bemerkte, dass er dabei auf ihre schlanken Beine schaute. »Monsieur, was kann ich für Sie tun? Ist das Toilettenpapier alle?«
    Aber 81 gab sich friedlich. »Verzeihen Sie mein Auftreten«, sagte er leise und gestikulierte dennoch weiter, als würde er sich aufregen. »Ich wollte nicht, dass der Araber Verdacht schöpft.«
    »Monsieur?
Der Araber?
Ich verstehe nicht.«
    81 drehte sich so, dass man sein Gesicht von den Sitzen aus nicht erkennen konnte. »Er hat die ganze Zeit im Koran gelesen«, raunte er, »und vor sich hin gemurmelt.«
    »Es ist in den Maschinen der Air France nicht verboten, religiöse Bücher zu lesen, Monsieur«, hielt sie dagegen. Ein anstrengender Fluggast mit Paranoia. Das hatte ihr noch gefehlt. Sie wusste genau, auf was er hinauswollte. »Die Dame auf Sitz 53 las vorhin die Bibel, und einer der Herrschaften in der
Affaires
hatte das Kommunistische Manifest vor sich liegen. Deshalb müssen sie nicht gleich Terroristen sein.«
    »Die Sauerstoffflasche!«
    »Monsieur, der Mann ist im Besitz einer Ausnahmegenehmigung der Air France. Auch wenn ich Ihnen das nicht sagen dürfte, doch zu Ihrer Beruhigung: Er ist lungenkrank und hat eine …«
    »Aber er hat sie nicht aufgedreht.«
    Christine musste zugeben, dass sie sich einen Moment verunsichern ließ. »Vielleicht muss er nicht die ganze Zeit inhalieren?«
    Er warf ihr einen triumphierenden Blick zu. »Er hat sie kein einziges Mal benutzt, seit wir eingestiegen sind. Die Anzeige steht auf
off.
Ich kenne das Modell, mein Vater bekam unterstützend Sauerstoff. Dieser Araber ist nicht lungenkrank, darauf verwette ich meinen Goldschmuck.«
    Jetzt war ihr Misstrauen tatsächlich geweckt, auch wenn sie es nicht mochte, dass 81 recht haben könnte. »Bon. Monsieur, ich lasse die Genehmigung nochmals prüfen.«
    »Dann kann es zu spät sein!« Er packte sie am Arm, an der gleichen Stelle, wo sie vorhin der
Affaires
mit der kalten Hand und den müden Augen berührt hatte. »Wir haben elf Araber an Bord. Ich habe sie gezählt, und sie sind gut verteilt auf den Decks. Vorhin standen sie an der Bar zusammen und redeten leise. Sie kennen sich! Aber warum sitzen sie dann nicht zusammen?«, sprach er eindringlich. »Was ist, wenn sie zusammengehören und einen Anschlag planen? Wenn es eine Bombe ist oder … Giftgas, das der Mann neben mir dabeihat?« Er sah rasch über die Schulter. »Was machen wir?«
    »
Wir
machen nichts,
ich
unternehme etwas, Monsieur.« Christine ärgerte sich, dass es 81 nun endgültig gelungen war, sie mit seinem Verfolgungswahn anzustecken. Es war zwar mehr als unwahrscheinlich, dass sich die italienischen Hirngespinste als etwas anderes als Paranoia herausstellten, aber

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