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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sicherheit ging vor. Bei über fünfhundert Menschen an Bord konnte sie nicht so tun, als hätte er nichts gesagt. »Sie kehren an Ihren Platz zurück, Monsieur. Ich prüfe die Passagierlisten und die Genehmigung des Mannes und leite Sicherheitsmaßnahmen in die Wege«, erklärte sie ihm rasch, damit er beruhigt war. »Sollte Ihnen etwas auffallen, tun Sie so, als wäre Ihnen schlecht, und ich komme wieder.« Christine nickte ihm zu.
    Er nickte zurück und schien stolz auf seine Leistung, dann presste er für einen Moment die Hand auf den Magen. »Oh, mir ist wirklich nicht gut«, fügte er hinzu. »Aber Sie haben recht: Ich bin selbst schuld.« Trotz der aschfahlen Gesichtsfarbe zwinkerte er ihr sehr italienisch zu und kehrte zu seinem Sitz zurück.
    Christine fand ihn nicht mehr ganz so unsympathisch und eilte zum Crewbereich, um die Prüfungen vorzunehmen.
    »Denken Sie an meinen Kaffee«, rief jemand verlangend hinter ihr. »Extra stark, ja? Ich schlafe sonst gleich ein.«
    »Aber ja, Monsieur!«, gab sie im Laufen zurück, ohne anzuhalten, was sie unter normalen Umständen niemals tun würde. Aber jetzt hatte sie Wichtigeres zu tun. Der Pseudocowboy sollte sich nicht so anstellen. Als würde Air France seichten Kaffee anbieten! »Ich sage es meiner Kollegin tout de suite.«
    Christine erreichte das Hauptdeck, während im A 380 die letzten Frühstücke verteilt wurden. Angespannt setzte sie sich an den Computer, nahm die Passagierlisten zur Hand, glich die Daten mit dem Sitzplan ab, überprüfte die vorhandenen Informationen.
    Die fraglichen Orientalen stammten aus verschiedenen arabischen Staaten, es gab keinerlei Eintragungen, die sie irgendwie verdächtig machten.
    Dann aber legte sich ihre Stirn in Falten, als sie den Namen des Passagiers neben 81 las: Rub al-Chali.
    Sie meinte sich zu erinnern, dass eine Wüste im Oman so hieß. Früher war sie viel mit einer anderen Airline im dortigen Raum unterwegs gewesen, daher kannte sie sich etwas aus.
    War es möglich, dass ein Mann und eine Wüste denselben Namen trugen oder …?
    Wieso sollte sie einen der Sicherheitsleute einschalten. Unter den Passagieren befanden sich vier Bewaffnete, zwei auf jedem Deck, Mitglieder eines Spezialkommandos. Air France setzte sie bei Flügen von und nach New York ein, aus Umsicht und zur Abwehr von Entführungen durch Extremisten. Unauffällig, gekleidet wie normale Reisende.
    Rub al-Chali.
    Ihr wurde heiß und kalt, sie rieb sich vor Nervosität die Schläfen. Die italienischen Hirngespinste schienen immer weniger absurd.
    »Warum ausgerechnet bei meinem Flug?«, murmelte Christine. Sie beschloss, den
capitaine
über ihren Verdacht zu informieren. Er sollte entscheiden, was zu tun war.
     
    •••
     
    Tommaso Luca Francesco Tremante rutschte auf seinem Sitz herum und ließ den Araber neben sich nicht aus den Augen. Sein Leben gestaltete sich gerade zu schön, und es sollte nicht hier enden.
    Er hatte sein Geld mit Immobilien gemacht und tat es noch immer: Er verkaufte reichen Franzosen günstige amerikanische Häuser, die es dank der Krise in den USA zuhauf gab. Die Geschäfte liefen gut. Das Letzte, was Tommaso wollte, war, von einem Extremisten gesprengt oder vergast oder zum Teil eines Flugzeuggeschosses gemacht zu werden, das auf ein französisches Bauwerk zusteuerte. Deswegen sein bühnenreifer Aufstand.
    Nach zwanzig Minuten war die nette Mutter mit dem gelangweilten Kind aufgerufen worden, weil sie laut Durchsage angeblich an einem bordinternen Gewinnspiel teilgenommen hatte und nun zusammen mit ihrem Sohn einen Sitz in der ersten Klasse bekam. Die beiden freute es.
    Nach zehn weiteren Minuten tauchte dann ein großer, breitschultriger Mann auf, der es sich neben dem Araber bequem machte, weil ihm im Hauptdeck zu viel Lärm herrsche. »Wie gut, dass hier etwas frei wurde«, hatte er lächelnd gesagt, eine Zeitung aufgeschlagen und gelesen.
    Die
bella donna,
die Chefstewardess, hatte ihm mit einer kleinen Geste angedeutet, dass der Mann zum Personal gehörte. Sky Marshal oder etwas in dieser Richtung.
    Das hatte Tommaso etwas beruhigt, doch er machte sich immer noch Sorgen.
    Der Araber verhielt sich normal, aß ein Croissant und trank Kaffee, las im Koran; seine rätselhafte Sauerstoffflasche blieb nach wie vor verriegelt.
    Tommaso hoffte, dass der Sky Marshal den Araber abknallen würde, sollte er sich auch nur ansatzweise auffällig benehmen.
    Er fand es lustig, dass der Muslim mit Genuss das Croissant aß.

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