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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Mir nicht.« Jetzt sah er sie ernst an. »Schon deswegen wäre es besser, wenn du zu uns zurückkehrst. Du könntest zeigen, dass die Bedenken dir gegenüber unberechtigt sind.«
    Sie drehte das volle Glas in der Hand, ließ es kippeln und sah dem Rum zu, wie er über die Ränder schwappte und in öligen Schlieren am Glas herabrann. Illegaler, guter Stoff. »Ich bin ganz sicher kein Phantom, aber … ich kann nicht zurückkommen, Clarence.«
    »Weswegen?«
    »Ich hatte Probleme«, raunte sie.
    »Bitte?«
    »Ich sagte«, sie hüstelte, »ich hatte Probleme in Washington, weil Jefferson aus New York sich in meine Zuständigkeiten einmischte. Das ging schon ein paar Jahre. Ich hatte keine Lust mehr auf den Mist. Ich wollte keine Unruhe in die Reihen der
Sleepers
tragen.« Jetzt stürzte sie den Alkohol hinunter. Die nächste Lüge war ausgesprochen.
    »Jefferson? Ich wusste, dass ihr euch nicht leiden konntet, aber …« Clarence drückte das breite Kreuz durch. Er stellte sich an ihre Seite. Ein Beschützer durch und durch. »Was war los?«
    »Kompetenzgerangel. Er dachte, dass die Kontrolle über New York wichtiger sei als die über Washington, dieser Idiot. Er eliminierte etliche meiner Informanten in New York City, um sich nicht in die Karten schauen zu lassen. Mir war das zu dämlich.« Sie verweigerte einen dritten Rum und sog am Strohhalm des
Mata Hari.
»Wer macht denn jetzt meinen Job und darf sich mit ihm herumschlagen?«
    »Jefferson«, sagte Clarence und zog ein Gesicht, als habe er eine mit Chili durchsetzte Zitrone im Mund.
    »Was? Er kontrolliert Washington
und
New York?« Kristin pfiff anerkennend durch die Zähne.
    Ähnlich wie die
Topor’s Men
trachteten die
Sleepers
nach Kontrolle der staatlichen Organe und nach Einfluss auf die Regierung, damit der Kampf gegen das Verbrechen besser geleitet und vor allem effizienter wurde. Todesschläfer waren gute Manipulatoren und Henker. Ein Missbrauch dieser Macht wurde selbstverständlich verlockend, und deswegen achteten die
Sleepers
gegenseitig auf sich. Oder das sollten sie zumindest.
    »Dann ist Jefferson der nächste starke Mann bei den
Sleepers?
Hat er sich für den Vorsitz beworben, oder weswegen darf er die Macht derart bündeln?«
    Clarence nahm die Hand von ihrer Schulter. »Scheiße«, sagte er abwesend. »Dieser kleine Mutterficker! Das hat er geschickt eingefädelt, der Pisser!« Die Muskeln auf seiner Brust zuckten. »Ich wusste, dass er ein Arschloch ist, aber das lasse ich ihm nicht durchgehen. Er wird sicherlich nicht unser Anführer.« Er nahm sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. »Entschuldige mich kurz.« Er drehte sich weg und redete leise auf Spanisch in das Gerät.
    Kristin lächelte kalt und bestellte ihm noch einen Rum. Unauffällig zog sie ein kleines Alubriefchen aus der Tasche, entfaltete es und schüttete das weiße Pulver in den Rum, das sich sofort auflöste.
    Nach zwei Minuten wandte Clarence sich ihr wieder zu. »Jefferson geht mir eh auf die Eier. Ich dachte mir, dass er etwas mit deinem Ausstieg zu tun hatte.«
    »Wen hast du angerufen?«
    Clarence beugte sich nach vorn und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Chang, von der NSA . Er wird sich Jefferson vornehmen und abklopfen, was er in den letzten Wochen alles veranstaltet hat.«
    »Chang ist jetzt bei der NSA ? War er nicht bei der Homeland Security?«
    »Sie haben ihn letztes Jahr abgeworben, und das war uns nur recht. Er hat Zugang zu den besten Geheimdienstressourcen, die es gibt.« Clarence sah sie an. »Du hättest mir das viel früher sagen müssen, Kristin.«
    Sie täuschte Hilflosigkeit vor. »Ich … hatte eben den Eindruck, dass ihr eher Jefferson glauben würdet als mir.« Ihr Blick huschte zur anderen Seite der Bar, wo zwei Freunde von Clarence auftauchten und winkten. »Du wirst vermisst.«
    »Ja, ich sollte wieder zu ihnen.« Er nahm den Rum. »Wofür ist der?«
    »Für dein Vertrauen, Clarence.« Kristin drückte sich vom Hocker in die Höhe und umarmte ihn. »Danke. Danke, dass du an mich geglaubt hast.«
    Er erwiderte die Umarmung, die Finger der freien Hand glitten über ihren Rücken und streichelten sie zärtlich. Es war nicht die Berührung eines Freundes, sondern die eines Mannes, der mehr sein wollte als ein Freund. Er hatte die Schwäche für sie nicht abgelegt, was ihn zu leichter Beute machte. »Komm wieder zu uns. Wenn ich Jefferson etwas nachweisen kann, werden zwei Posten frei. Dann kannst du dir einen aussuchen, das verspreche

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