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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mehr als zwanzig Jahren begonnen – vermutlich kurz nachdem er von seinem Fluch erfuhr – und nach fünf Jahren aufgegeben hatte.
    »Der Diamant, in einem Ring eingefasst, verhilft einem Krieger zum Sieg und zur Unverwundbarkeit, wehrt Dämonen ab sowie Krankheiten, schützt vor Gift, vor Verhexung, dem bösen Blick, der Mondsucht, vor Trübsinn und Besessenheit«, las er und machte sich einen kurzen Vermerk. Das klang zu positiv für einen Schnitterstein. Diamanten fielen also auch aus.
    Eigentlich.
    Denn es gab ein paar Ausnahmen, allen voran der
Blue Hope.
Dieser Diamant hatte unglaubliche 112 Karat und war nach einer alten indischen Überlieferung einst das Auge in einer Statue der Göttin Sita. Er zog Todesfälle und Katastrophen an. Dann gab es noch einen gelben Diamanten namens
Florentiner,
den ähnlich mysteriöse Umstände umgaben. Aber diese Diamanten gehörten zu den wertvollsten der Welt, und das dürfte der Grund sein, warum sie Begehrlichkeiten weckten und immer wieder Tragödien heraufbeschworen. Der Diamant als solcher wurde in der einschlägigen Literatur jedoch als
gut
betrachtet.
    Außerdem hätte es Konstantin gereizt zu wissen, welche Edelsteine sich im Nibelungenschatz befunden hatten. Sie hatten dem Tod reichlich Arbeit beschert, wenn er sich richtig an die Sage erinnerte.
    Übrig blieb als wahrscheinlichster Stein, der den Tod anzog, der Opal. Dass er in keiner Bibelstelle auftauchte, zementierte seine Theorie.
    Konstantin suchte nochmals die Stellen über Opale heraus, die ab dem 18 . Jahrhundert mit Hungersnöten, Seuchen und dem Untergang von Monarchien in Verbindung gebracht wurden.
    Man betrachtete den Opal als Stein der Künstler und Musiker, aber zugleich war es verboten, ihn an den schwedischen und englischen Königshöfen zu tragen. Konstantin fand ihn trotzdem in den Kronen verschiedener Herrscher.
    Auf die Wirkung eines Opalrings sollte zudem der Tod Alfons des XII ., seiner Gattin, seiner Großmutter sowie seiner Schwester zurückgehen. Konstantin hatte jedoch herausgefunden, dass die Cholera zu der Zeit grassierte.
    Oder ein Todesschläfer hatte damit zu tun … Egal. Ein Puzzleteilchen mehr.
    Die Schlagworte zu diesem Stein lauteten somit Unfrieden, Krankheiten, Verderben jeglicher Art, Entzweiung.
Ja, der Opal ist ganz weit vorne.
    Moderne Erklärungsversuche für den schlechten Ruf des Steins argumentierten, dass er schwer zu verarbeiten war, oftmals zersprang und nicht selten nachträglich Risse bekam, was die Träger eines Schmuckstücks natürlich extrem ärgerte.
    Dennoch fand Konstantin es bemerkenswert, dass man ihn als
das Opium unter den Edelsteinen
bezeichnete. Es gab astrologische Lehren, die nur ausgewählten Menschen das Tragen eines Opals empfahlen. Ausschließlich diese Personen würden keinen Schaden nehmen.
    Dieser Hinweis gab für Konstantin den Ausschlag. Er würde seine Recherche auf den Opal konzentrieren, er war bisher der wahrscheinlichste Kandidat für einen Schnitterstein.
    Als er wieder auf die Uhr blickte, merkte er, wie schnell die Zeit vergangen war.
    Caràra kommt gleich.
    Rasch stand er auf, nahm seinen Einsatzkoffer und zog sein Sakko über das schwarze Poloshirt, um in die Lobby zu gehen und zu warten.
    Er rechnete damit, dass der Privatsekretär die gleiche Vorgehensweise wie das letzte Mal wählen würde, um die Reporter zu überlisten. Morgen fand die Aufbahrung statt, also würden sie wie die Schmeißfliegen um das Anwesen des Marquis kreisen, um ein Foto von einem leidenden Familienmitglied zu schießen.
    Mit dem Lift fuhr er nach unten, die Türen öffneten sich.
    Fast rechnete Konstantin damit, die beiden Fotografen vom letzten Mal wiederzusehen.
    Doch die Lobby barg lediglich einen Gast, der auf der Kaminbank saß und in der
Le Monde
las: Timothy Chester Darling, in seinem schwarzen Designeranzug mit weißem Hemd und dunkler Krawatte. Er sah zu Konstantin und erhob sich, die Zeitung legte er achtlos zur Seite.
    Konstantin trat überrascht aus dem Fahrstuhl. »Jester, was tust du denn hier?«
    »Dir den Arsch retten, alter Junge.« Er nahm ein Foto aus der Tasche und hielt es ihm hin. »Ruf mich sofort an, wenn du sie siehst.«
    Konstantin warf einen Blick darauf: eine Frau, kurzes braunes Haar und Mini-Pferdeschwanz, nussfarbene Augen, ansprechendes Gesicht.
Wie könnte ich sie vergessen?
»Diese Verrückte war schon bei mir.«
    Jester, der eben den Sitz seiner Krawatte korrigieren wollte, staunte ihn an.
    Santo Domingo de Guzmán,

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