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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Fluch durfte nicht zum Ausbruch kommen.
    Der Mann summte eine Melodie und ging zum Waschbecken, wieder plätscherte es. Immerhin wusch er sich die Hände. Der Trockner sprang an. Er hatte es offensichtlich nicht eilig. »Was stinkt denn hier? Hat hier einer alles vollgekotzt?«
    Als seine Schritte durch das dumpfe Tönen des Heißluftventilators erklangen, wurde Kristin kalt. Der Mann bewegte sich zum Fenster. Er wollte lüften.
    Es klackte, das Fenster wurde geöffnet.
    Kristin verließ lautlos ihre Kabine und sah den Südstaatler, der sie vorhin angesprochen hatte, mit dem Rücken zu ihr stehen. Edward betrachtete das abgesägte Gitter, seine Blicke richteten sich gerade auf den Jeep. Sie nahm den Elektroschocker aus ihrer Tasche und setzte ihn eingeschaltet in den Nacken des Mannes.
    Edward machte »gnnnhhhh« und brach unkontrolliert zuckend zusammen.
    Kristin versetzte ihm noch drei Tritte – für das
Yeeehaa
beim Urinieren, für den Furz, dann sprang sie aus dem Fenster.
    Schnell kletterte sie von der Ladefläche auf den Fahrersitz des Wranglers, startete den Motor und fuhr mehrere Straßenzüge entlang, bevor sie anhielt und Clarence Antidot und Sedativ spritzte.
    Beruhigt bog sie auf die Straße ab, die sie zu dem kleinen Flughafen San Juan de la Maguana führte. Eine Sportmaschine wartete dort auf sie und Clarence. Nächster Halt: Mexiko. Von Mexiko nach Weißrussland zu kommen, war dank ihrer Kontakte zu den Drogenkartellen recht unproblematisch.
    Kristin überlegte auf der Fahrt, was jetzt noch schiefgehen könnte. Möglicherweise handelten die verbliebenen DEA -Agenten nach dem Verschwinden ihres Chefs schneller, als sie vorgesehen hatte.
    Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn sie Korff in die Falle locken oder überwältigen hätte können. Aber er hatte sie überrumpelt, was sie maßlos ärgerte. Das letzte Mal war sie im Kindesalter über Bord gegangen.
    Korff war fortan gewarnt. Doch erst einmal brauchte sie den Deutschen nicht, da sie Clarence in die Hände von Tillman gab. Als neuen Probanden und Ersatz für Patient 22 .
    Falls sie Korff benötigte, würde sie ihn aus dem Hinterhalt betäuben, ohne sich zuvor groß bemerkbar zu machen. Darin war sie verdammt gut.

[home]
    IX

    Ez ist ein dinc vil wunderlich,
    swer nâch dem tôde wirbet,
    daz der vil kûme stirbet,
    und der des tôdes nit engert,
    der wit vil schiere sîn gewert.
     
    (sinngemäß:
    Es ist eine wunderliche Sache,
    dass, wer sich nach dem Tod sehnt,
    erst gebrechlich sterben wird,
    und wer ihm zu entgehen versucht,
    dem wird er sehr bald gewährt.)
    Konrad von Würzburg, Partonopier und Meliur
    Paris, Frankreich
    K onstantin tippte auf das Bild. »Sophie Kronau.«
    Jester sah mit einem überraschten Gesichtsausdruck auf das Foto. »Mit
dem
Namen hat sie sich vorgestellt?«
    Er nickte. »Ja. Sie stotterte leicht, und sie wollte, dass ich eine thanatologische Behandlung ihres Bruders vornehme. Es war nicht schwer, die Lüge zu durchschauen.« Knapp fasste er die Begegnung mit ihr zusammen und zeigte Jester den verheilten Stich, der nicht mehr als ein roter Punkt war. Inzwischen behinderte ihn auch die Schusswunde nicht mehr. Als er seinen Bericht beendet hatte, sah er seinen Freund fragend an. »Was hast du mit ihr zu schaffen?« Dann verstand er.
Sie ist eine von uns!
»Das Airbus-Unglück?«
    Jester zog ihn in eine Ecke der Lobby, wo sie sich ungestört unterhalten konnten. »Nein, damit hat sie nichts zu schaffen.« Er suchte ein zweites Bild heraus, dieses Mal von einem Mann um die fünfzig, der kräftig und gut gebräunt war. Der Unbekannte stand vor einem Schreibtisch, im Hintergrund wehte eine mit Photoshop einmontierte amerikanische Flagge. Auf dem Foto prangte das Emblem der DEA , der amerikanischen Drogenbekämpfungsbehörde. »Aber mit seinem Verschwinden. Das denken die
Sleepers
zumindest.«
    Konstantin sah kurz zum Eingang, weil er Caràras Ankunft erwartete. »Wer ist das?«
    »Clarence Hicks, Leiter der DEA -Abteilung Karibik. Er verschwand bei einer Feier spurlos. Wollte zur Toilette gehen und kam nicht mehr zurück. Vorher hat er sich aber mit ihr unterhalten. Dafür gibt es Zeugen.« Jester hielt das Konterfei der Frau hoch.
    »Kronau.«
    »Baronesse Kristin Sophia von Windau. Das ist ihr richtiger Name. Sie gehörte zu den
Deathsleepers
und war für Verbrechensbekämpfung und Kontaktpflege in Washington D. C. verantwortlich, bis sie überraschend ausstieg.« Jester steckte die Fotos wieder ein. »Es geht das

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