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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und wich dem gepanzerten Geländewagen aus. Trejo schien seine Kundin egal geworden zu sein.
    Dann erkannte sie, warum die
Zetas
sich beeilten: Auf der Straße kam ein Spähpanzer näher, der sein Geschütz eben auf den Humvee ausrichtete und schoss.
    Trejos Fahrer reagierte blitzschnell und wich aus, die fehlgegangene Salve riss den uralten Asphalt auf. Sekunden darauf preschten zwei gepanzerte Militärjeeps um die Ecke und nahmen die Verfolgung auf.
    Kristin schaltete den Motor ab, legte sich über die Schaltung auf den Beifahrersitz und rührte sich nicht. Mit Glück wurde der unauffällige Ramcharger im Durcheinander vorerst mit Trejos Truppe nicht in Verbindung gebracht und ignoriert.
    Sie lauschte auf die Geräusche und machte sich bereit, jederzeit aus der Fahrerkabine zu springen und vor Salven zu flüchten.
    Ein Wagen, noch ein Wagen rollten vorbei, dann das dumpfe Blubbern des Spähpanzers, Schüsse aus der Entfernung. Große Kaliber, kleine Kaliber, Explosionen, welche die Scheiben des Dodge zum Beben brachten.
    Als sie lange genug gewartet hatte, wie sie hoffte, schnellte sie in die Höhe und sah erleichtert, dass sie alleine war. Sie startete unverzüglich den Wagen, gab Gas und fuhr in Richtung der
Carretera Federal –
mitten in eine Gruppe vorrückender Infanterie hinein.
Verdammt.
    Kristin verringerte ihre Geschwindigkeit nicht. Mehrmals knallten Soldaten gegen den Ramcharger, sie sah die erschrockenen Gesichter der Männer. Die Körper prallten vom Wagen ab und wurden davongeschleudert, ein großes Rucksackfunkgerät zerschellte am Kühlergrill, Blut spritzte gegen den zerkratzten Lack und die Frontscheibe, ein Helm drosch gegen die Seitentür. Dann war sie durch den Pulk gestoßen.
    Die mexikanischen Truppen hinter ihr eröffneten das Feuer. Es klackte merkwürdig, als die Kugeln die Karosserie durchschlugen und wütenden Insekten gleich durch den Innenraum surrten.
    Kristin bog ab und ließ die Soldaten hinter sich. Sie hielt auf die breite Nationalstraße zu, wo sie etwa zweihundert Meter entfernt den Jet erkannte. Er war bereits von einer Einheit umstellt, aus der schmalen Tür stiegen die zwei Piloten und hoben die Hände.
    Ein olivfarbener, eckiger Hubschrauber schoss über sie hinweg, sie erkannte die beiden vollautomatischen Gatling-Maschinengewehre an den Rumpfauslegern, deren Läufe in Rotation versetzt waren. Doch zu ihrer Erleichterung beteiligte sich der Helikopter an der Jagd auf Trejo. Der Ramcharger wurde als zweitrangiges Ziel betrachtet.
    Der Jet rückte näher, die Einheit dort bemerkte sie. Vier Mann knieten sich ab und hoben die Gewehre, die Mündungen schwenkten auf den Dodge.
    »Nein! Ich bin Amerikanerin!«, schrie sie aus dem Fenster. Kristin nahm den Fuß vom Gas und blendete dabei auf, hupte immer noch und winkte hinaus. Vorsichtshalber machte sie sich hinter dem Lenkrad klein, um ein schwierigeres Ziel zu bieten, und nahm ein Döschen mit einer blauen Markierung aus der Jacke. Hastig steckte sie sich zwei Pillen daraus in den Mund, kaute sie und spülte die knirschenden Reste mit pisswarmer Cola hinunter. »Amerikanerin! Nicht schießen!«
    Der verbeulte, blutbesprenkelte Ramcharger rollte, sie kuppelte aus und hielt den Wagen zwanzig Meter vor der Einheit an.
    Behutsam öffnete sie die Tür und stieg mit wackligen Knien aus, die Arme hoch erhoben. Jetzt war sie froh, die für den Ort ungewöhnliche Designerkleidung zu tragen, die sie von den
Zetas
abhob. »Nicht schießen! Ich bin entführt worden!«, rief sie auf Spanisch mit einem amerikanischen Akzent. Sie wankte an dem mit roten Flecken und Schlieren versehenen Wagen auf die verdutzten Männer zu, stolperte und stürzte. Nur war das kein Schauspiel mehr. Ihr Körper gehorchte ihr kaum noch, die Inhaltsstoffe der Tabletten entfalteten ihre Wirkung. Noch wenige Sekunden.
    Zwei Männer lösten sich aus der Formation und kamen im Laufschritt auf sie zu, die Gewehrläufe zeigten weiterhin auf sie. »Liegen bleiben, liegen bleiben!«, schrien sie. »Runter, runter!«
    Kristin fühlte die Wärme des Asphalts unter ihrer Wange, roch den Staub.
    Trejos schwarzer Humvee tauchte in einiger Entfernung auf. Der Kampfhubschrauber schnitt ihm den Weg ab und jagte unaufhörlich Garben aus den Gatlings in ihn; in dunklen Linien prasselten die Patronenhülsen zu Boden.
    Der brachialen Kraft und Geschwindigkeit der Projektile hatte die Panzerung des Geländewagens nichts entgegenzusetzen. Er explodierte, als die Granatmunition

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