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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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detonierte, und ein schwarz-roter, öliger Feuerball wälzte sich himmelwärts, durch den der Helikopter stieß und dabei unentwegt feuerte. Anscheinend gab es noch Bodentruppen der
Zetas.
    Kristins Sicht trübte sich, die Geräusche wurden leise. Sie erkannte kleine schwarze Punkte auf manchen Hausdächern, die mit dünnen Strichen fuchtelten, aus denen Flämmchen zuckten. Alles verschwamm.
    Hände packten sie, tasteten sie hart ab, drehten sie auf den Rücken. Zwei verschwommene Gesichter schauten sie unter Helm und Sturmhaube fragend an.
    »Hören Sie mich?«, vernahm sie aus weiter, weiter Entfernung.
    Die Schlaftabletten taten endlich ihre Wirkung, und Kristin senkte mit einem bösartigen Lächeln die Lider …
     
    … um sie gleich darauf wieder zu heben.
    So erschien es Kristin in den ersten Sekunden des Erwachens.
    Aber da es dunkel um sie herum war, dunkel und still, wusste sie, dass Zeit vergangen war. Sicherlich Stunden. Ein Blick auf die Uhr bestätigte, dass sie zwei Stunden geschlafen hatte.
    Ächzend erhob sie sich und nahm einen tiefen Zug der mexikanischen Nachtluft, bevor sie die Blicke schweifen ließ. Es roch nach chemischem Feuer, nach Tod, in den sich ein seltsamer Hauch von Chlor mischte. Das war ihre persönliche Note, wie es bei Patient 22 der Maisgestank gewesen war.
    Neben ihr ruhten die zwei toten Soldaten, die sie gefilzt hatten.
    Am Jet lagen die restlichen Mitglieder sowie die Piloten der Zivilmaschine; ihren Posen sah man deutlich an, dass die Menschen von einer Sekunde auf die nächste zusammengebrochen waren.
    Der Militärhubschrauber hatte sich in die erste Häuserzeile von Ciudad Mier gebohrt und einen Brand ausgelöst, der gerade mangels neuer Nahrung von selbst erlosch. Die Explosionen, welche die Häuser zerrissen hatten, mussten spektakulär gewesen sein.
    Der Spähpanzer lag umgekippt mitten auf der
Carretera Federal,
ein Geländewagen war darin verkeilt. Ein zweiter Jeep schien fünf Meter davon harmlos geparkt zu sein, die Insassen hingen in den Sitzen wie eingeschlafen. Kampfpause.
    Kristin spuckte aus. Sie mochte den Geschmack nicht, den die Schlaftabletten hinterließen.
    Der Chlorgeruch verflüchtigte sich, zurück blieb der Rauch der Brände in der Stadt.
    Sie ging mit unsicheren Schritten auf den Ramcharger zu, öffnete die durchsiebte Heckklappe. Ohne die schützende Metallbox, die alle Kugeln aufgehalten hatte, wäre der Körper des Amerikaners nicht mehr zu gebrauchen gewesen. Kristin öffnete die Kiste, hievte sich Clarence über die Schultern und stapfte vorwärts.
    Schnaufend und keuchend trug sie ihn vorbei an den Toten die schmale Treppe des Jets hinauf in die Kabine und positionierte ihn in einem der Sitze, schnallte ihn an.
    Schweißgebadet schloss Kristin die Luke, ihre Oberschenkelmuskeln zitterten von der Überbeanspruchung.
    Sie warf sich drei ihrer Hallo-Wach-Tabletten ein und schmiss eine Pille gegen die Kopfschmerzen hinterher. Das sollte vorerst genügen. Wenn die Wirkung nachließ, würde sie Amphetamin nehmen. In der Minibar fand sie einen Energy-Drink, spülte den Mund damit und schluckte.
    Dann begab sie sich ins Cockpit und nahm auf dem Pilotensessel Platz, zog den Kopfhörer über und aktivierte den Funk.
    Im Äther überschlugen sich die Meldungen, darunter auch aufgeregte Warnungen, die Umgebung von Ciudad Mier zu meiden, da die
Zetas
Giftgas eingesetzt hätten, um eine Spezialeinheit des Militärs auszuschalten. Ein zweites Spezialkommando sei bereits auf dem Weg.
    »Dann werde ich nicht mehr hier sein«, murmelte Kristin und fuhr die Bordsysteme des Flugzeugs hoch. Der Vorteil, jahrelang die Gattin eines Multimillionärs gewesen zu sein, bestand unter anderem darin, dass sie viele Dinge als Hobby erlernte. Wie das Fliegen.
    Giftgas würden die Militärs nicht finden. Der Tod, den sie brachte, hinterließ keine Spuren. Ihr Aufenthalt in Mier wäre der einzige Hinweis gewesen, aber niemand konnte von ihr berichten.
    Kristin brachte den Jet in Startposition, rief die Navigationsdaten ab und änderte die Route. Sie würde erst einmal unter dem Radar ins Landesinnere fliegen und später abdrehen, um sicher zu sein, dass das mexikanische Militär sie nicht verfolgte. Die Tanks des Learjets waren gefüllt, reichten trotz des Umwegs bis nach Toronto.
    Kristin ließ die Triebwerke schneller laufen und beschleunigte.
    Das Flugzeug nahm Fahrt auf, schoss die
Carretera Federal 54
entlang. Bei ungefähr dreihundert Stundenkilometern zog sie die Nase

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