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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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werden.
    Doch nur weil es in einem Märchen stand, war es noch lange keine Tatsache, das wusste Konstantin ganz genau und kam sich ungebrochen seltsam dabei vor, diese Geschichten auszuwerten.
    Es war eine umfangreiche Recherche, doch er hoffte in den Texten Hinweise, vielleicht Muster entdecken zu können, die ihm nähere Aufschlüsse darüber ermöglichten, wie man mit dem Tod in Verbindung trat.
Falls es mir überhaupt möglich ist. Er sieht mich ja nicht. Am Ende brauche ich jemanden, der für mich mit ihm spricht.
    Vor allem brauchte er Zeit, um das ganze Material zu sichten. Allerdings hatte er kaum freie Stunden, sich intensiv mit seinen Nachforschungen zu beschäftigen, weil er zunächst Bent Arctander finden musste. In Marrakesch, wie er dank des Internets und den Notizen von Thielke herausgefunden hatte. Doch so hilfreich seine Notizen auch waren, der Mann selbst blieb ein Mysterium. Jester hatte ihm geschrieben, dass ihm das Gesicht nichts sage, er das Foto aber durch die gängigen Suchdatenbanken jage. Noch war nichts dabei herausgekommen.
    Die
Avenue Palestine
war relativ leicht zu finden gewesen, zumal sich
Daoudiate,
ein weiteres Wort von Thielkes Notizzettel, als das Stadtviertel in Marrakesch entpuppte, in der die Straße lag. Aber seine Fragen nach
Reluob, E, EDbI-O
blieben ergebnislos. Konstantin sah sich bereits von Haus zu Haus pilgern und arabische Klingelschilder lesen.
    Er war einen Tag vor dem 23 .  8 ., dem Datum auf dem Wisch, in Marrakesch angekommen. Somit konnte er sich in der
Palestine
genau umschauen, um Hinweise zu entdecken, die ihm morgen zum Vorteil gereichten.
    Einen ersten Streifzug hatte bereits hinter sich gebracht und festgestellt, dass die hiesigen Temperaturen nicht für Westeuropäer geschaffen waren. Als Thanatologe hätte er wahre Wunder vollbringen und mit allen Tricks sowie Mitteln arbeiten müssen, um der Verwesung eines Körpers in diesem Klima Einhalt zu gebieten und den Schmeißfliegen das Fleisch zu verderben, in das sie zu gerne ihre Eier legten.
    Das mittelalterliche Stadtzentrum mit seinen Touristenströmen mied er, trotz der Empfehlung des Reiseführers, den er im Flugzeug gelesen hatte, und der Stellung als UNESCO -Weltkulturerbe.
    Besonders lachen musste er, als er diese Passage las:
     
    … kommen.
    Ganz besonders sei Ihnen, liebe Besucher, unsere Hauptattraktion in der alten Stadt ans Herz gelegt: die Djemaa el Fna, was sich am besten mit »Versammlung der Toten« übersetzen lässt. Es handelt sich dabei um den weltberühmten, mittelalterlichen Platz, auf dem neben dem Markttreiben auch die Hinrichtungen stattfanden.
    Keine Angst, heute treffen Sie dort …
     
    Die Versammlung der Toten.
Konstantin tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Er war die
Avenue Palestine
bereits einmal rauf- und runtergegangen, ohne etwas besonders Auffälliges entdeckt zu haben. Dieser Teil der Stadt, die Neustadt, lag außerhalb der üblichen Touristenziele, wenn man vom nahe gelegenen Jardin Majorelle absah.
    Kein Kolonialglanz, keine Spuren aus den Anfängen Marrakeschs, und modernen Protz gab es erst recht nicht.
    Daoudiate beherbergte eine Handvoll kleiner Pensionen, war ansonsten aber vor allem den Einheimischen vorbehalten. Hier wohnten vor allem jene marokkanischen Familien, die sich nach Einschätzung Konstantins aus der Unterschicht emporgearbeitet hatten und sich freuten, ein kleines Heim in Marrakesch zu haben. Dem Baustil nach, der dezent an Europa angelehnt war, tippte er auf die 80 er als Errichtungszeit. Er vermutete darin traditionelle Handwerker, die keinen Schrott und Nippes für abzockwillige Touristen herstellten, sondern alles, was man im täglichen Leben benötigte.
    Die
Palestine
selbst wies etliche Läden auf, in denen es unter anderem Back-, Schreiner- und Metallwaren gab. Dazwischen fand sich stets eine kleine Teestube, in der es das landestypische Gebräu aus starker Minze und viel Zucker gab. Die Plakate, die an den Wänden hingen, priesen ein Musikfestival an, auch zeitgenössische Kunst wurde irgendwo in Daoudiate ausgestellt.
    Die süßen Köstlichkeiten, die Konstantin in den Auslagen der Teestuben sah, lockten zwar, doch er traute dem schönen Aussehen nicht. Er wollte sich den Magen nicht verderben, auch wenn das bunte Konfekt geradezu danach schrie, gekostet zu werden.
    Der Geruch von frisch gebackenen Broten und gemahlenen Gewürzen schwängerte die Luft, ohne dass der Duft zu einem Klischee wurde. Er gehörte zum

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