Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Leben in der Neustadt und war nicht Teil eines Schauspiels, das für Ausländer aufgeführt wurde, damit sie sich am exotischen und sinnlichen Orient erfreuten. Das erkannte er auch an den verhältnismäßig niedrigen Preisen, die in der
Palestine
verlangt wurden.
    Touristen sah Konstantin selten, was leider ein Nachteil war. Ein hellhäutiger Mann wie er fiel sofort auf, zumal er Schwarz trug, was nicht eben üblich war.
Kein Wunder, bei der Hitze. Ich hätte mir was Weißes einpacken sollen.
    Er überlegte, ob er die weitere Erkundung der Straße in die kühleren Abendstunden verlegen sollte, während er an seinem Tee nippte.
Lieber drehe ich jetzt noch eine Runde, verschwitzt bin ich eh schon.
    Konstantin bezahlte, stand auf und fühlte die Kleidung an seiner feuchten Haut kleben.
Vielleicht kaufe ich mir etwas Traditionelles. Diese weiten Gewänder scheinen bei den Temperaturen nicht schlecht zu sein.
Foqia hieß die marokkanisch-arabische Bekleidung der Männer, die ihm aufgrund seiner Größe höchstens bis an die Unterschenkel reichen würde.
Darunter eine einfache Leinenhose, und ich würde weniger leiden.
    Im Schatten laufend, schlenderte er die
Avenue
Palestine
entlang, stets auf die Klingelschilder und die Namen darauf achtend. Er passierte Stände mit getrockneten Früchten, mit frischen Datteln und Feigen, mit gewürztem Fleisch, das die Einheimischen bedenkenlos kauften und aßen. Konstantin wagte es nicht. Nahrungsbedingte Diarrhö käme ihm bei dem, was er vorhatte, extrem ungelegen.
    Lieber betrachtete er die angebotenen Holzarbeiten, die mit Eisenplättchen und emaillierten Mosaiken beschlagenen Tische, die robuster waren, als sie aussahen. Konstantin spielte den harmlosen Touristen recht gut, wie er fand.
    Hinter den Gläsern seiner Sonnenbrille beobachtete er die Umgebung und hielt vor allem nach Thielke Ausschau. Doch er entdeckte weder den Deutschen noch das erlösende Schild, auf dem ein Reluob oder das ominöse Kürzel geschrieben stand. Also suchte er weiter nach dem Sandkorn im Staub.
    Er kam an einem Geschäft für Hammam-Bedarf vorbei und nahm sich vor, ein solches Bad unbedingt zu besuchen, bevor er abends zu seinem dritten Streifzug aufbrach. In seiner Unterkunft, einem feudalen Hotel, dessen Zimmer in einer komfortablen, renovierten Riad-Anlage mit wundervollem Innenhof untergebracht waren, wurde dieser Service angeboten.
Das wird so guttun!
    Konstantin überlegte, was er mit Arctander anstellen sollte, falls er tatsächlich hier auftauchte. Ihn auszuschalten, wie Jester es beabsichtigte, war nicht ganz fair.
Arctander hat sich schließlich nicht darum gerissen, ein Massenmörder mit einem Fluch zu werden.
Es gab auch Alternativen. Eine Insel zum Beispiel.
Wo es nichts und niemanden gibt, dem er etwas antun kann.
    Konstantin fand seine Idee besser als das, was Jester tun wollte. Es sei denn natürlich, Arctander stellte sich als Psychopath heraus, der wahllos tötete.
Aber Arctander hat zumindest eine Gelegenheit verdient, dass ich mit ihm spreche. Wenn er einwilligt, ein Einsiedler zu werden, überrede ich Jester.
    Falls Jester stur bliebe, könnte er den Narkoleptiker auch ohne das Wissen des MI 6 -Commanders ins Exil schaffen und den Ort geheim halten.
Das würde Jester nicht witzig finden.
    In der Spiegelung des Schaufensters sah er hinter sich den Eingang eines kleinen Ladens, der bereits geschlossen hatte.
    Sein Blick fiel auf das vergilbte Inhaberschild in der Auslage, wollte sich nicht davon lösen. E. Bouler.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Konstantin erkannte, warum ihn sein Verstand zögern und verharren ließ. Die Buchstaben formten sich hin und her, setzten sich von selbst in eine andere Reihenfolge:
Reluob E. Ist das der Name, der auf dem Zettel stand? Hat ihn Thielke falsch abgeschrieben?
    Er wandte sich langsam um, überquerte die Straße und stellte sich vor das Fenster.
    Die Auslage war teuer, aber nicht sehr eindrucksvoll. Landestypischer Schmuck, alte Uhren, Porträts marokkanischer Herrscher aus verschiedenen Epochen, alles zu unerschwinglichen Preisen und nichts für Touristen, die ein paar Dirham für ein Souvenir ausgeben wollten. Auch die Bewohner von Daoudiate schienen nicht die Primärkundschaft zu sein. Dafür waren die Gegenstände zu speziell, zu alt und zu teuer.
    Der Laden gehörte wohl einem Antiquitätenhändler oder einem Pfandleiher. Konstantin legte eine Hand abschirmend gegen das Glas und beugte sich vor, um den Innenraum hinter der spiegelnden

Weitere Kostenlose Bücher