Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
du!“
Er sah sie abwartend und aber auch das erste Mal ein wenig unsicher an. Seine Augen wirkten fast dunkelgrün vor Anspannung, es war ihm offensichtlich ernst.
Sammy dachte nur:
„Wie leicht ihm so eine Überlegung fällt. Weg mit Jeannie und der Vergangenheit, her mit der Zukunft.“
Sie fühlte sich auf einmal sehr müde.
„Dan, wenn ich dir nicht sofort eine Antwort gebe, liegt das nur an deiner vorigen Bitte, nicht aber an meinem Entschluss!
In meinem Leben gibt es neuerdings einen anderen und ich bin mir sicher, er ist der Beste für mich.“
In Dans Augen blitzte offene Wut auf.
Sie hob die Hand und zuckte mal wieder etwas zusammen, als es ihr einen Stich in die Seite gab.
„Das hat jetzt nichts mit einer Retourkutsche zu tun, falls du das glaubst! Ich habe nur unglaublich lange gebraucht, es zu merken.“
Er sah die Entschlossenheit in ihrem Blick und stützte seinen Kopf schwer auf seine Hände.
Er konnte es nicht glauben, aber in ihren Augen sah er keinen Hass, keinen Triumph, nur ruhige Entschlossenheit. Sammy sprach die reine Wahrheit!
Verzweifelt sagte Dan:
„O Sammy, ich kann es nicht glauben! Ich habe wieder mal alles verkehrt gemacht. Zuerst war ich zu schnell, dann zu langsam! Was soll ich denn nun tun, Sammy?
Ich möchte eigentlich nicht allein nach Thailand und für Jeannie ist wohl Kingston wichtiger als ich. Soll ich alles aufgeben, wofür ich bis jetzt hart gearbeitet habe?“
Nun tat er ihr leid.
Wie ein Häufchen Elend saß er da und das war ein ganz neuer Dan, den sie noch nicht kannte.
Lag ihm doch mehr an Jeannie, als er bisher hatte wahrhaben wollte?
Sanft sagte sie:
„Nein, das sollst du nicht! Aber vielleicht gibt es ja Gründe, warum Jeannie nicht wagt mitzugehen?
Deine Seitensprünge vielleicht? Ich könnte so etwas nicht mal tolerieren! Habt ihr eigentlich schon einmal ernsthaft, und ich meine sehr ernsthaft überlegt, was ihr euch da vor dem Altar so locker flockig versprochen habt?
In guten wie in schlechten Zeiten, und so weiter, du weißt schon?
Gib doch deiner Ehe wenigstens die Chance einer fairen Aussprache ohne gegenseitige Anschuldigungen!
Davon hattet ihr ja wohl schon so viel, dass es in vierzigfacher Ausfertigung bis zur mir nach Montréal gelangt ist.
Nein, ich meine ein Gespräch mit euren Zukunftschancen!
Hast du dich schon einmal gefragt, warum Jeannie nicht nach Thailand will? Warum du noch keine Kinder möchtest? Warum schlaft ihr mit anderen Partnern, wenn es doch bei euch angeblich so toll klappt?
Ich verstehe einfach nicht, dass ihr euch nicht einen Ruck und eine reelle Chance gebt. Ich finde nämlich zwischenzeitlich, dass ihr euch hervorragend ergänzen könntet. Deine Ruhe und Jeannies Esprit.
Wir beide sind uns doch viel zu ähnlich, ich bin auch viel zu geradlinig für dich. Nach zwei Monaten hättest du dich wahrscheinlich schon gelangweilt!“
„Was für ein Typ Mann ist es, der zu dir passt?“, fragte er leise, „oder kenne ich ihn?“
Sammy wurde vorsichtig, sie wollte Dan wirklich noch nicht von Larry erzählen, bevor sie es ihm selbst gesagt hatte und so erwiderte sie:
„Er ist eigentlich noch ein bisschen ruhiger als ich. Aber er ist nie langweilig. Wir haben viel Spaß miteinander und viele gleiche Interessen. Und wir können über alles in Ruhe reden!“
Sie lächelte ganz in Gedanken an den Streit in Larrys Wochenendhäuschen.
„Meistens zumindest. Und ich weiß ganz sicher, dass ich nicht mehr ohne ihn sein möchte.“
Dan sah sie aufmerksam an. Er beneidete sie um die liebevolle Sicherheit, die in ihren Worten lag.
Fast schüchtern wiederholte er:
„Kenne ich ihn?“
„Du wirst ihn kennen lernen!“ sagte Sammy in einem unmissverständlich abschließenden Tonfall.
Dan kapitulierte.
Er wusste, sie würde kein Wort mehr sagen, also verabschiedete er sich und schlug statt diesem Abend ein Essen in einer der nächsten Wochen vor.
Denn er wollte heute unbedingt noch zu Jeannie heimfahren.
„Puh, das ist ja noch mal gut gegangen!“ dachte sich Sammy und begann sich den heutigen, ungestörten Abend mit Larry in den schönsten Farben auszumalen.
„ Mal sehen, ob ich mich wenigstens in ein verführerisches Negligé wickeln kann“, träumte sie vor sich hin.
Fünf Minuten später jedoch starrte sie wieder trostlos aus dem Fenster.
Larry hatte abgesagt !
Sehr kurz angebunden, aber nicht unfreundlich hatte er ihr mitgeteilt, dass er gleich heute Nachmittag bis übers Wochenende
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