Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
die Finger!
Bis ins Frühjahr hinein änderte sich jedoch nicht viel am Status Quo. Sie bemühten sich ihre privaten Treffs vor den Kollegen zu verbergen.
Nur Michelle wusste Bescheid und deckte sie sogar ab und zu.
Mit Larry traf sich Sammy gelegentlich zum Schlittschuh laufen.
Auch zum Essen und ins Theater gingen sie öfters gemeinsam und im Frühjahr wurde das Eislaufen vom Inline-Skaten abgelöst.
Alex sagte nichts zu diesen Verabredungen.
Er fühlte, dass Sammy und Larry etwas Besonderes verband und der kameradschaftliche Ton wies nicht auf ein Verhältnis hin.
Aber er vergaß auch nicht Michelles frühere Vermutungen.
Mit Alex unternahm Sammy mehr kulturelle Ausflüge, die anstrengenderen Sportarten waren nicht so das Seine. Er liebte Segeln und Golfspielen.
Beides Sportarten, für welche Sammy auf Dauer zu unruhig war.
Eines Tages meldete sich Jeannie und bat sie um ein Treffen.
Sie verabredeten sich am Freitag in einem kleinen chinesischen Restaurant, danach würde Jeannie bei Sammy übernachten.
Über Dan verlor sie kein Wort.
Sammy hatte an diesem Tag länger zu tun und hetzte direkt von der Zeitung zum Restaurant. Jeannie war schon da und hatte einen Aperitif vor sich stehen.
Sie stand zögernd auf und Sammy ging ohne zu zögern auf sie zu und umarmte sie.
Jeannie ließ es ohne Reaktion mit sich geschehen.
Sammy zog den leichten Blazer aus. Inzwischen wurden die Tage schon wärmer, der Sommer kam unaufhaltsam näher. Sammy setzte sich Jeannie gegenüber.
„Mein Gott, Jeannie! Es ist ewig her, dass wir uns gesehen haben. Es tut so gut, dass du endlich mal vorbeischaust!“
„Seit der Hochzeit! Du hättest ja auch mal fragen können, wie es uns geht. Aber du bist weg gegangen und wir waren aus den Augen und aus dem Sinn!“
Sammy sah Jeannie an, die Freundin erschien ihr sehr zurückhaltend. Irgendetwas nagte an ihr, das sah man deutlich.
„Jeannie, mir ist klar, dass es diesen Eindruck macht.
Aber ich habe oft an euch gedacht. Und ich weiß auch einiges, denn deine Mutter ruft ab und zu mal an.
Und na ja, bei mir ist auch einiges los. Beruflich und privat!“
„Ja, das habe ich gehört. Und weißt du wie?“
„Ich nehme mal an, durch den Artikel?“
„Ja, aber indirekt. Mich haben einige darauf angesprochen, ob ich froh sei, dass du nun doch über Dans Verlust hinweggekommen wärst!“
Sammy schluckte, als sie die Tränen in Jeannies Augen sah.
„Jeannie ...“
„Nein, warte! Ich wollte oft anrufen, aber ich hatte Angst, du sagst mir, dass es wahr ist. Dass du auch in Dan verliebt warst! Ich habe es immer wieder hinausgeschoben.
Aber die letzten Wochen läuft es bei Dan und mir ziemlich bescheiden. Wir streiten nur noch!
Er wird diesen Sommer noch in Ottawa arbeiten, dann steht wahrscheinlich schon eine Versetzung ins Ausland bevor.
Und ich Idiotin habe irgendwie immer gehofft, dass er das Ganze wegen mir sausen lässt! Er ist stinksauer, weil ich ihn nicht verstehe.
Wahrscheinlich wird es Thailand oder Simbabwe werden. Was soll ich dort? Ich will nicht weg aus Kingston!
Ja, ich weiß, das haben mir alle vorher gesagt. Aber wir sind hier doch so glücklich! Er geht sogar so weit, dass er meinen Kinderwunsch strikt ablehnt.
Er will sich noch nicht mit Kindern belasten, sondern erst Karriere machen. Und jetzt hat er sich eine Geliebte zugelegt!
Sammy, was soll ich nur machen? Hasst du mich denn auch?“
Sammy sah ihre Freundin erschüttert an, die nach diesem Monolog in Tränen ausbrach.
An den Tischen um sie herum wurde erstauntes Gemurmel laut. Der Kellner näherte sich zögernd.
Sammy winkte ihn heran und bat ihn leise, das Bestellte einzupacken. Dann zahlte sie und stand auf.
Jeannie hatte sich etwas beruhigt und beobachtete Sammy ängstlich. Würde diese nun gehen?
Sammy trat neben Jeannie und sagte leise:
„Lass uns gehen, Liebes! Wir machen uns einen gemütlichen Abend bei mir. Hier können wir das nicht besprechen, o.k.?“
Jeannie nickte unter Tränen.
Sie stiegen schweigend in die Metro und sprachen nicht, bis sie Sammys Appartement betraten.
Sie legten ihre Jacken ab, Sammy schob Jeannie in Richtung Couch und öffnete in der kleinen Küche eine Flasche Wein.
Sie schichtete das Essen aus dem Restaurant vorsichtig auf zwei Teller und stellte alles auf die der Küche angegliederten Theke, an der sie ihre Mahlzeiten für gewöhnlich zu sich nahm.
Jeannie sah sich mittlerweile interessiert um.
Wie auch Sammys Zimmer in Kingston
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