Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
Leiche.“
Sammy grinste verächtlich.
„Deinen Sinn für Dramatik hast du wirklich ausgebaut, Dan! Alex ist sechzehn Jahre älter als ich.
Mein Vater ist dreißig Jahre älter und er ist auch keine lebende Leiche! Und wenn, hat deine Mutter, die ja auch bedeutend jünger ist, ihn trotzdem geheiratet.
Und das hast du damals gutgeheißen!
Also hör auf, so einen Blödsinn zu erzählen!
Außerdem habe ich den Antrag noch nicht angenommen. Aber ob ich es tue, oder ni cht, das entscheide ich allein!
Und es wird mit ziemlicher Sicherheit keine Entscheidung des Alters sein, sondern, ob wir einander etwas geben können. Also, sei jetzt ein lieber Junge und fahre wieder heim! Sag Jeannie einen schönen Gruß von mir. Und nun entschuldige mich: Ich habe bis morgen eine Reportage fertig zu schreiben.“
Sie strich ihm leicht mit dem Handrücken über die Wange und war verschwunden.
Dan blieb noch eine Weile sitzen und dachte darüber nach, wie schnell er seinen Einfluss auf sie verloren hatte. So hätte sie früher nie mit ihm gesprochen.
Er war innerlich wie eisgekühlt und irgendwann merkte er, dass er auch äußerlich fror.
Er stand auf und beschloss, die Sache nicht aus den Augen zu lassen. Larry konnte ihm da bestimmt helfen.
Das nächste Mal würde er taktvoller vorgehen. Aber Dan war sich sicher: Sammy war viel zu jung, zu schön und zu gut für diesen Mann. Für jeden Mann, außer ihm, verdammt!
Als Sammy die Redaktion betrat, schoss Michelle auf sie zu, fing sie vor der Tür ab und zog sie auf den Gang zurück.
„Sag mir sofort, wer das war oder ich sterbe!“
Sammy musste trotz eines kurzen Stichs der Eifersucht lachen. Das war es wohl gewesen, was ihr Vater damit gemeint hatte, sie hätte noch mal Glück gehabt!
Das Leben mit Dan würde immer so sein, überall würden sich andere Frauen auf ihn stürzen. Egal, ob er verheiratet war oder nicht.
„Michelle, das war Dan! Aber das hättest du dir eigentlich anhand deiner eigenen Reaktion denken können.“
Michelle klappte etwas unattraktiv der Unterkiefer herab.
„Dein Dan? Jetzt ist mir alles klar! Da konntest du ja der ganzen Problematik gar nicht ausweichen.
Verdammt, noch mal, das ist der schönste Mann, den ich je gesehen habe! Puh, deine Freundin wird ganz schön um ihn kämpfen müssen!
Apropos kämpfen: Die Unterhaltung da drin sah ja kurzzeitig nach einem Boxkampf aus. Wollten sie sich um dich schlagen?“
Sammy lächelte wie eine Sphinx, ein bisschen geheimnisvoll und zugleich boshaft.
„Ja, fast! Irgendwie taten beide so, als hätten sie einen Anspruch auf mich und müssten das Terrain sichern.“
„Und müssen sie das?“
„Michelle, du weißt doch, dass es nicht so ist!“
„Bei Dan ja, aber was ist mit Alex?“
Sammy stöhnte.
„Das Gleiche, oder , na ja, fast. Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht. Michelle, lass den Unterkiefer da, wo er hingehört! Es sieht nicht so sexy aus, wie du meinst.“
Michelle schoss einen bösen Blick auf sie ab.
„Danke für den Tipp! Ich habe mich schon immer über die mangelnde Nachfrage nach meinem Typ gewundert.
Aber siehst du, ich hatte Recht! Das ist das erste Mal, seit ich Alex kenne, dass er es ernst meint. Was hast du ihm geantwortet?“
„Dass ich Bedenkzeit brauche. Das geht mir zu schnell! Ich finde ihn sehr sympathisch. Wir können uns gut mit einander unterhalten, haben viel Spaß.
Irgendwie sind wir schon auf einer gleichen Wellenlänge. Aber ich habe keine Ahnung, wie er privat ist.“
„Du meinst im Bett?“
„Nein, ich meinte privat! Er ist sehr fürsorglich und ich könnte mir vorstellen, dass er das manchmal zu weit treibt.
Und nachdem mich irgendwie sowieso jeder in Watte packt, würde mich das bei meinem eigenen Mann zum Wahnsinn treiben! Aber mit der Zeit werde ich das schon herausfinden.“
„Na dann, knüpfe mal private Kontakte!“
Und Michelle blieb das dritte Mal an diesem Tag der Mund offen stehen, als Sammy sie beim Wort nahm, sich umdrehte und direkt Kurs auf Alex‘ Zimmer nahm.
Sie klopfte kurz und ging hinein.
„ Salut , Alex. Ich bin wieder da, unverletzt, wie du siehst! Bitte entschuldige diesen Auftritt. Dans Benehmen ist mir absolut unbegreiflich!“
Alex saß hinter seinem Schreibtisch und sah sie überlegend an.
Dan hatte ihm Angst gemacht. Nicht körperlich, aber er hatte den Eindruck gewonnen, dass Sammy und Dan einander sehr viel mehr bedeuteten, als es bei Geschwistern so üblich wäre.
„Wirklich, Sammy?
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