Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
das ist Mademoiselle de Montfort, eine Freundin von ihm!“
Die Schwester sah die beiden von oben bis unten an und meinte dann:
„Tut mir leid, Mademoiselle, aber der Patient ist schließlich Staatsanwalt und zu seiner eigenen Sicherheit kann ich Sie nicht zu ihm lassen!“
Maureen wollte gerade erneut den Mund aufmachen, als Sammy ihr beruhigend die Hand auf den Arm legte.
Sie versuchte den Anblick von Larry auf dem Boden zu verdrängen und bemühte sich um Verständnis:
„Das verstehe n wir. Sie können auch gerne bei Oberstaatsanwalt Benning Rücksprache halten.“
„Das mache ich, wenn ich Zeit habe, meine Damen!“
Die Schwester wollte sich umdrehen und gehen, aber dies ließ Sammy ließ nicht zu.
Und diesmal war der Tonfall ihrer Stimme so anders, dass die Schwester ungläubig herumfuhr.
„Sie werden jetzt Zeit haben, Schwester! Denn ich kann Ihnen wirklich Unannehmlichkeiten bereiten, wenn Sie nicht etwas zuvorkommender sind. Ich bin nebenbei auch von der Presse und Sie können morgen einen Exklusivbeitrag im Coursier über die unfreundlichste Schwester des General Hospital lesen, wenn Sie darauf bestehen!“
Das kam nun sehr laut und in einem eisigen Tonfall.
Die Leute auf dem Gang blieben stehen und die Schwester schien deutlich verunsichert. Aber bevor sie sich noch zu einer Reaktion entschließen konnte, sah Maureen aus dem Augenwinkel heraus Hilfe heraneilen.
„Sammy, ich glaube, das ist nicht mehr nötig! Tony, hätten Sie mal kurz Zeit, bitte?“
Lächelnd kam der Polizeichef Montréals in Dienstuniform auf die beiden Frauen zu.
„Maureen, Sammy, wie schön euch zu sehen! Aber was macht ihr denn hier?“
Und er war nicht umsonst Polizeichef, er konnte haarscharf kombinieren.
„Es ist doch nichts mit Larry, oder doch?“
Er warf einen Blick auf Sammys Gesicht.
Sie antwortete mit fester Stimme.
„Tony, er liegt da drin und es geht ihm nicht gut. Er ist in seinem Haus mit hohem Fieber zusammengebrochen.
Ich möchte zu ihm und ihm auch seine Sachen bringen, aber Miss Oberdrachen hier lässt mich nicht rein.“
Die Schwester wurde hochrot und Maureen musste ein Kichern unterdrücken.
Anthony Harrison musterte Sammy und freute sich für seinen Freund, dass sie über Larrys Zustand so erregt war, dass sie sich zu solch drastischen Bemerkungen hinreißen ließ.
Anthony Harrison war in diesem Jahr ein guter Freund für Larry geworden. Das berufliche Zusammenspiel lief bestens und auch privat war Larry öfters bei dem glücklich verheirateten Mann und seiner lebhaften Familie zu Gast.
Der etwas stämmige, muskulöse Harrison war gebürtiger Kanadier, seine Eltern waren jedoch in ihrer Jugend nach Nova Scotia eingewandert.
Der schottische Dialekt schlug daher auch bei ihm noch manchmal durch.
Der Polizeichef war ein eher finster wirkender Mann, wenn er nicht lächelte und man hätte ihm nicht allzu viel Feinfühligkeit zugetraut.
Aber den jungen Staatsanwalt hatte er sofort durchschaut, als er Larry und Sammy das erste Mal zusammen angetroffen hatte. Es war für ihn unübersehbar, dass Larry sich viel aus der sanften Journalistin machte.
Sammy jedoch hatte selbst er bis jetzt nicht einschätzen können. Dies jetzt war allerdings eine, für Larry viel versprechende Reaktion der ansonsten so kühlen und zurückhaltenden Schönheit.
Er wandte sich der verlegenen Schwester zu und zückte seinen Ausweis.
„Schwester, in meiner Funktion als oberstes Polizeiorgan in dieser Stadt gestatte ich Ihnen, diese beiden Damen, die mir persönlich als Freunde des Kranken bekannt sind, zu Monsieur Cassone vorzulassen. Gibt es sonst noch ein Problem?“
Die Schwester schüttelte verbissen den Kopf, drehte auf dem Absatz um und verschwand.
Sammy lächelte den Polizeichef an und diesem wurde endgültig klar, was alle an diesem Mädchen fanden.
Was für ein Lächeln!
„Sammy, du hältst mich auf dem Laufenden, bitte?“
Sie nickte ihm und Maureen zu, bedankte sich bei beiden für ihre Hilfe, dann wandte auch sie sich um und eilte in Larrys Zimmer.
Larry war bereits gewaschen und umgezogen worden.
Sein sonst stets leicht gebräuntes Gesicht war blass und es lagen dunkle Ringe unter seinen Augen. Sein rechter Arm war an eine Infusion angeschlossen.
Sammy setzte sich neben ihn. Ihre Hände begannen wieder zu zittern und es dauerte etwas, bis sie sich beruhigt hatte.
Sie hatte Larry noch nie zuvor so verletzlich gesehen. Er wirkte so jung. Wie ein Student, nicht wie ein
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