Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
Staatsanwalt!
Mein Gott! Wenn sie schon weggewesen wäre und ihr Handy ausgeschaltet gehabt hätte.
Bis Montag hätte er es vermutlich nicht geschafft.
Auf dem Weg zum Krankenhaus hatte sie unter Maureens gespitzten Ohren versucht, Alex Bescheid zu sagen, aber der Telefonanschluss war nicht erreichbar.
Sie verstand das nicht, hatte aber noch keine Zeit gehabt, es auf seinem Handy zu versuchen.
Sammy legte ihre Hand auf Larrys und spürte, dass der Puls wieder kräftiger schlug. Die Haut war immer noch heiß, aber er glühte nicht mehr.
Sie stand auf und räumte seine Sachen in den Schrank. Plötzlich hörte sie ihren Namen. Sie fuhr herum und eilte zum Bett. Larrys Augen standen weit offen. Sie glänzten unnatürlich durch das Fieber.
Er sah zur Decke und murmelte ihren Namen.
Sammy nahm seine Hand.
„Larry, ich bin ja hier! Es wird dir bald besser gehen.“
Aber er schien sie nicht wahrzunehmen, obwohl er weiter ihren Namen murmelte. Dann schlossen sich seine Augen wieder und Sammy merkte an seinem Atem, dass er eingeschlafen war.
Eine etwas ältere Schwester betrat den Raum und begrüßte Sammy. Sie stellte sich als Schwester Karen vor. Dann meinte sie:
„Er war wach, was ich auf dem Monitor gesehen habe. Das ging ja flott!“
Da bemerkte Sammy erst, dass Larry zur Sicherheit noch mit einem Monitor verkabelt war, der seine Herztöne ins Schwesternzimmer weiterleitete.
„Ja, er war wach. Aber er hat mich nicht wahrgenommen, obwohl er meinen Namen gesagt hat. Es war fast ein bisschen gespenstisch.“
Die Schwester drückte sie sanft auf den Stuhl. Sammys Hände zitterten wieder stärker.
„Beruhigen Sie sich, Herzchen, das ist ganz normal.
Das ist das Fieber. Da kriegt er nichts mit, was um ihn herum passiert. Aber er hat sich wohl gewünscht, dass Sie da wären, wenn er Ihren Namen gesagt hat.
Geben Sie ihm noch etwas Zeit. Morgen ist er wieder auf dem Damm. Fahren Sie heim und legen Sie sich ein bisschen hin.“
Noch während die Schwester sprach, sah sie einen Ausdruck finsterer Entschlossenheit in dem Gesicht der schönen jungen Frau auftauchen und sie wusste, was nun kommt.
„Ich kann nicht heim, wenn es ihm so schlecht geht! Bitte, kann ich nicht hier sitzen bleiben?“
„Sind Sie mit ihm verwandt?“
„Nein, verdammt! Seine Verwandtschaft sitzt in Toronto und Italien. Aber wenn er mit jemanden in Montréal so gut wie verwandt ist, dann mit mir!“
Schwester Karen erkannte, dass Sammy an der Grenze der Belastbarkeit angelangt war und nickte, ein Schmunzeln unterdrückend.
„In Ordnung, Schätzchen. Besonders fahrtüchtig schauen Sie mir auch nicht gerade aus. Ich organisiere Ihnen etwas zum Essen und ein Behelfsbett hier drin, ja?“
Sammy atmete erleichtert auf und bedankte sich.
Nachdem sie den ganzen Nachmittag in dem kleinen Zimmer hin und her getigert war, ohne dass Larry noch mal zu sich gekommen war, legte sie sich hin.
Auf der schmalen Pritsche schlief sie wie ein Stein und wachte erst auf, als eine Schwester der Morgenschicht den Raum betrat.
Sammy setzte sich auf, schob die Haare aus dem Gesicht und spähte zu Larry hinüber.
Er schien nicht mehr so blass zu sein. Sie stand auf und ging hinüber. Sie fasste nach seiner Hand. Diese war kühl, das Fieber war weg!
Sammy seufzte vor Erleichterung laut auf.
Da schlug Larry wieder die Augen auf und sah sie direkt an. Sammys Herz blieb fast stehen.
Würde er sie heute erkennen? Sein Blick war ganz anders als am Vortag. Ganz klar und bewusst.
„Sammy? Was ist passiert?“
Das klang noch etwas heiser.
„Larry, du bist im Krankenhaus. Dich hat eine schlimme Grippe erwischt und du bist zuhause mit Fieber zusammengebrochen. Warum hast du mich denn nicht angerufen, als es dir so schlecht ging?“
„Zuerst war es nicht so schlimm. Am Mittwoch, glaube ich, wollte ich es auskurieren und am Donnerstagmorgen konnte ich schon fast nicht mehr aufstehen. Außerdem wolltest du doch wegfahren übers Wochenende:
W arum bist du eigentlich hier? Was ist heute für ein Tag?“
Sammy beantwortete mit einem zunehmenden Gefühl der Erleichterung seine Fragen. Nach einem kurzen Schweigen sagte Larry:
„Entschuldige, dass ich deinen Segeltörn torpediert habe.“
Sammy winkte lässig ab und grinste.
„Es ist nicht nur das. Mir ist klar geworden, dass Alex und ich nicht zusammenpassen. Wir hatten das gerade besprochen, als der Anruf von Maureen kam. Und was den Törn angeht: Kein Problem, den musst du eben jetzt mit
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