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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Seine Lordschaft hier ist.»
    Teddy stand auf dem Türvorleger und kam sich reichlich albern vor, besonders natürlich mit dem Camembert.
    «Lord Brickwood läßt bitten», ließ der Butler sich herab und trat zur Seite.
    Teddy trat ein. Sein Onkel lag bäuchlings auf dem Sofa, verzehrte ein Kiebitzei und war nur mit einem Badetuch bekleidet, während eine junge Frau im weißen Kittel seinen Rücken massierte und eine andere in einem rosa Arbeitsmantel an seinen Nägeln arbeitete.
    «Teddy, mein Guter! Ich habe dich schon eher zurückerwartet. Was kann zu dieser frühen Stunde bloß dein Interesse in London gefesselt haben?»
    «Ich - ich wußte nicht, daß du Gesellschaft hast, Onkel», stotterte Teddy.
    «Sylvia und Hermione», stellte er seine dienstbaren Geister vor und schälte sich ein zweites Ei. «Wie ich die chinesische Massage entbehre! Ja, Alastair?» fragte er den mit zimperlichen Schritten eintretenden Butler.
    «Fortnum&Mason haben einige äußerst appetitliche Lebensmittel zugestellt, Sir.»
    «Rasche Arbeit», nickte Lord Brickwood, während das Mädchen im weißen Kittel seinen Rückenwirbel hätschelte. «Ich hoffe, Sie haben dem Küchenpersonal gesagt, es soll an die Arbeit gehen. Ja? Gut.»
    «Sie haben eine ganz entzückende Nagelhaut», flüsterte die Maniküre.
    «Onkel-» brach es aus Teddy.
    «Ja, mein Junge? Sag, was hältst du da bloß in der Hand?»
    «Einen Camembert.»
    «Bringen Sie ihn sofort in die Küche, Alastair.»
    «Sehrwohl, Sir.»
    «Nehmen Sie das auch gleich mit.» Teddy zog die Sardellendose aus der Tasche, und der Butler trug den Käse mit abgespreiztem Arm hinaus. «Hast du all diese Leute aus Hongkong mitgebracht?» fragte er neugierig.
    «Du meine Güte, nein. Genau dort, Hermione, zwischen den Schulterblättern. Ich mußte mir heute früh eingestehen, mein Junge, daß deine ménage, die für einen jungen Mann von beneidenswert unverbildetem Geschmack natürlich bestens angemessen ist, doch kaum einem Mann entspricht, der - Gott sei’s geklagt! - in glücklicher Eintracht mit seinen natürlichen Bedürfnissen lebt. Deshalb rief ich eine dieser ausgezeichneten Stellenvermittlungen an. Ich ersuchte sie jedoch, das Personal auf das unbedingt erforderliche Mindestmaß von zehn Leuten zu beschränken.»
    «Zehn Leute!»
    «Ja, du wärst überrascht, wie rasch die verbraucht sind. Wir haben einen Butler, einen Lakaien, drei in der Küche, diese beiden reizenden jungen Damen, einen Chauffeur -»
    «Aber wir haben gar keinen Wagen!» rief Teddy.
    «Du lieber Gott, du willst mir doch wohl damit nicht andeuten, daß dein Vater in einem gewöhnlichen Autobus durch London fährt? Ich werde das Büro auf dem Piccadilly anrufen und Auftrag geben, daß man uns sofort einen Rolls zuschickt. Ja, Alastair?»
    «Eine Miss Turnpenny, Mylord.»
    «Wer kann das bloß sein?» sagte Onkel Horatio stirnrunzelnd. «Jung? Alt? Häßlich? Hübsch? Sammelt sie Spenden für die Rettung Schiffbrüchiger? Oder ist es die Nachbarin, die sich eine Dose Zucker ausborgen will?»
    «Sie trägt eine winzige Schreibmaschine und ein riesiges Stenogrammheft, Mylord.»
    «Ach, dann ist es meine Sekretärin. Ungemein rührig, diese Agentur. Bitten Sie sie herein.»
    Ein hübsches junges Mädchen von etwa neunzehn Jahren trat ein. Sie trug das Haar nach der neuesten Mode eng an den Kopf geklebt, wie das sämtliche neunzehnjährige Londonerinnen tun. Vermutlich war sie überrascht, ihren Chef halbnackt und unter Hermiones und Sylvias Händen anzutreffen, aber sie hatte eines jener Gesichter, die nicht leicht eine heftige Bewegung ausdrücken. Sie hatte, um genau zu sein, eines jener Gesichter, die an sich kaum irgend etwas ausdrücken.
    «Stellen Sie die Schreibmaschine ab, mein Kind», sagte Lord Brickwood, wickelte sich in das Handtuch ein und setzte sich auf, als Hermione mit ihrem Repertoire zu Ende gekommen war. «Wie war doch Ihr voller Name?»
    «Dawn Turnpenny», antwortete die Sekretärin.
    «Dawn! Was für ein reizender Name! Und woher kommen Sie, Dawn?»
    «Aus Petts Wood.»
    «Natürlich!» lachte Onkel Horatio genießerisch. «Es ist mir zwar nicht ganz geläufig, wo Petts Wood liegt, aber ich vermag es mir leicht auszumalen. Grüne Lichtungen, in denen sich bezaubernde Geschöpfe, wie Sie eines sind, in den Strahlen der goldenen Sonne tummeln.»
    «Es ist ein Industrieviertel», berichtete Dawn.
    «Ach, meine Träume werden heutzutage so regelmäßig zerschlagen wie Hausporzellan. Ich werde

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