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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Fingern und kunstvoll gefaßten Brillanten, die an die Lippen zu führen er im Begriff gestanden hatte, in halber Höhe an. Er erblickte einen kleinen Mann in einem schlichten blauen Anzug, mit rotem Gesicht und einer Frisur, die sich wie eine funkelnagelneue Reibbürste sträubte.
    «Mr. Angus McInch», klärte Alastair die Lage.
    «Rrrechtsanwalt», fügte Mr. McInch hinzu. Er streckte seine knochige Hand mit der unmißverständlichen Geste aus, daß er sie unter allen Umständen wieder zurückhaben wollte.
    «Mein Rechtsbeistand», gurrte Mrs. Prothero erklärend. «Da wir Geschäfte zu besprechen haben, bin ich überzeugt, Sie haben nichts dagegen einzuwenden, nicht wahr, Horatio?»
    «Nein, nein, nicht im geringsten», erwiderte Lord Brickwood mit steinerner Miene. Er klemmte sein Monokel ins Auge und musterte den Schotten, als wäre der eine der weniger bekannten Zutaten eines Fleischpuddings. «Ich bin natürlich entzückt... unbedingt entzückt... Der Kaviar wird auch für vier ausreichen, dessen bin ich ganz sicher.»
    «Ähäm - ich bin kein starker Esser», äußerte Mr. McInch.
    «Die Anwesenheit Mr. McInchs wird sicherlich unsere Aufgabe ungemein beschleunigen-ja, erleichtern-» fuhr Mr. Brickwood fort, der seine Fassung wiedererlangt hatte. «Mein Verwandter, Edward», stellte er Teddy vor.
    «Nun», bemerkte Mr. McInch nach einem raschen Austausch der Vorstellungen und Erinnerungen, «ist Ihr Partner nicht hier, Eure Larrdschaft?»
    «Ach, mein Partner.» Lord Brickwood ließ sein Monokel an der Schnur kreisen. «Nein, er wurde unglücklicherweise am Kommen verhindert.»
    «Ähäm, verrhindert?»
    «Ja, verhindert», wiederholte Lord Brickwood, eine Spur ungeduldig. «Es war unvermeidlich.»
    «Und wo soll diese unglückliche Unverrmeidlichkeit sein?»
    «Es handelt sich um seine Güter im Westen des Landes. Um diese Jahreszeit ist er immer wahnsinnig beschäftigt. Die Schafe und die Kühe werfen, neue Zäune müssen aufgestellt und Wassergräben gezogen werden und so weiter und so fort.»
    «Ich möchte aber sehr gerrn seine Bekanntschaft machen. Soviel ich weiß, liegt bei ihm die halbe Sicherstellung für das geplante Vorrhaben.»
    «Zigarette?» fragte Lord Brickwood.
    «Nein, nein, ich rrauche nicht.»
    «Ein Glas Champagner?»
    «Habe noch nie einen Trropfen angerührt.»
    «Was macht das alte Leiden?»
    «Welches Leiden? War mein Lebtag nicht einen Tag krrank.»
    «Es wird reichlich warm hier drinnen», bemerkte Lord Brickwood. «Alastair, öffnen Sie das Fenster.»
    «So, und jetzt will ich kein Wort mehr über Geschäfte hören, ehe wir dieses himmlische Essen voll und ganz gewürdigt haben», lächelte Mrs. Prothero und nippte an ihrem Champagner. «Schließlich, Horatio, hat jedes Ding seine Zeit und seinen Platz.»
    «Sie sprechen mir aus der Seele, meine Teure», sagte Lord Brickwood und tätschelte innig die Brillanten. «Wir wollen uns den Appetit nicht durch schnöde kaufmännische Erwägungen verderben lassen. Alastair, nehmen Sie Mr. McInchs Aktentasche. Vielleicht möchte er ein kleines Glas Fruchtsaft haben?»
    Für Teddy verlief die Mahlzeit um nichts angenehmer als jene, zu der ihn sein Vater an jenem Tag eingeladen hatte, an dem er aus Oxford hinausgeworfen worden war. Zwar hatte er schon viel über Kaviar reden hören, aber das Zeug war hübsch salzig, und man mußte ihm auf dem Teller wie Kugellagern nachjagen. Die Consommé und der verpfuschte Lachs waren ja in Ordnung, aber er hatte das Gefühl, daß ihm alles weniger in der Kehle steckenbliebe, wenn bei Tisch nicht eine gewisse Spannung herrschte. Mrs. Prothero war gut in Form und schnatterte munter über Kowloon und die Eßstäbchen drauflos, aber Mr. McInch saß da, als hätte er einen Stecken verschluckt. Selbst Lord Brickwoods Überschwenglichkeit schien sich etwas lahmgelaufen zu haben, denn wenn er auch krampfhaft zu Mrs. Prothero hinübergrinste
    und ihre Brillanten zwischen den einzelnen Gängen fleißig abtätschelte, verfiel er doch immer wieder in Pausen angestrengten Grübelns.
    Als Onkel Horatio seinen Cognac nachdenklich im Glas schwenkte, ließ Mr. McInch sein nun bereits bekanntes «Ähäm» hören.
    Sie wandten sich ihm zu.
    «Ähäm - haben Sie zufällig die Adrresse des Gutes Ihres Partners zurr Hand?» fragte er. «Wie Sie zugeben werden, ist es sehr wichtig.»
    «Er besitzt mehrere Güter», bemerkte Lord Brickwood kurz. «Jagdgründe, Fischereien, Schlösser und so weiter. Aber das alles ist von rein

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